Der Apollo-Deal gibt dem Konzern neuen finanziellen Spielraum. Kommt eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms? Die Aktie zieht an.
Es war ein Weckruf an den Aktienmarkt: Der 3,2-Milliarden-Deal des RWE-Managements rund um Konzernchef Markus Krebber mit dem US-Finanzinvestor Apollo half der Aktie im September auf die Sprünge. In der vergangenen Woche markierte das Papier gar ein neues Jahreshoch.
Mit dem Ausbruch über 37,80 Euro eröffnete sich aus technischer Sicht neues Potenzial bis 42,50 Euro. In dieser Region liegen auch die Kursziele zahlreicher Analysten.
Breites operatives Geschäft
Das operative Geschäft von RWE gliedert sich in Offshore Wind, Onshore Wind/Solar, Flexible Erzeugung wie Biomasse, Wasserkraft, Gaskraftwerke und Speichersysteme, Energiehandel und Ausstiegstechnologien.
Im ersten Halbjahr 2025 erzeugte RWE 59 955 Gigawattstunden Strom. Davon stammten 42 Prozent aus regenerativen Quellen, 30 Prozent aus Erdgas und 27 Prozent aus Kohle. Der Bereich „Offshore Wind“ und „Onshore Wind/Solar“ erbrachte zudem über 60 Prozent des Ebit von 1,1 Milliarden Euro.
In den zurückliegenden Jahren hat RWE massiv in den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien investiert, um die Einbußen durch die Stilllegung von Atom- und Kohlekraftwerken zu kompensieren. Neben Europa setzte RWE stark auf den Ausbau von Solar- und Windparks in den USA.
Mit dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus wurde der Ausbau von Windparks ausgebremst. RWE reagierte mit der Kürzung des bis 2030 laufenden Investitionsprogramms um zehn Milliarden Euro.
Hebel durch Aktienrückkäufe
Zu Ende Juni lag die Nettoverschuldung bei rund 15 Milliarden Euro — zu viel nach Einschätzung einiger Experten und damit ein Bremsklotz für den Aktienkurs.
Das Joint Venture von RWE mit Apollo Global Management wird 3,2 Milliarden Euro zur Finanzierung des 25,1-prozentigen Anteils an Amprion bereitstellen. Der deutsche Netzbetreiber versorgt rund 29 Millionen Kunden in sieben Bundesländern.
Die von Apollo bereitgestellten Mittel sollen in den Ausbau des Stromnetzes von Amprion investiert werden. Gleichzeitig reduziert sich bei RWE die Nettoverschuldung um 2,6 Milliarden Euro und stärkt so die finanzielle Flexibilität.
Druck von Elliott und Spielraum für Rückkäufe
Der aktivistische Investor Elliott drängt seit Monaten auf eine Aufstockung des bestehenden Aktienrückkaufprogramms. Das Joint Venture mit Apollo bietet dafür einen gewissen Spielraum — der sich noch vergrößern könnte.
Aktuell sieht der Investitionsplan für 2025 bis 2027 Ausgaben in Höhe von 13 Milliarden Euro vor. Gleichwohl sind weitere geplante Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Euro noch unbestätigt. Werden diese teilweise gestutzt, könnten die Aktionäre davon profitieren. Eine Entscheidung soll spätestens auf dem Kapitalmarkttag im ersten Quartal 2026 bekannt gegeben werden.
Zusätzliche Mittel aus Projektverkäufen
RWEs erweiterte Verkäufe von Offshore-Windenergie-Anteilen könnten in den Jahren 2025 und 2026 Erlöse von 1,8 bis 2,4 Milliarden Euro generieren, darunter 1,4 Milliarden Euro, die bereits durch die 49-prozentige Übertragung von Thor und Nordseecluster an die Norges Bank gesichert sind.
Sollten die für 2026 geplanten Verkäufe von Sofia und Norfolk planmäßig verlaufen, könnte RWE nach Einschätzung der Experten von Bloomberg den Rückkaufplan von 1,5 Milliarden Euro ausweiten und die Rückkäufe bei etwa einer Milliarde Euro pro Jahr halten. Aktuell liegt der Analystenkonsens bei einer Milliarde Euro im Jahr 2025 und 330 Millionen Euro im Jahr 2026.
Bewertung und Ausblick
Eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms sowie eine höhere Dividende hätten sicherlich einen Hebeleffekt auf den Aktienkurs. Gleichwohl ist das Papier aktuell mit einem KGV von 15,4 und einer Dividendenrendite von 3,2 Prozent moderat bewertet.
Das vom Unternehmen ausgegebene Ziel ist ein Anstieg des Gewinns pro Aktie von 2025 bis 2027 um 18 Prozent pro Jahr. Dies wurde im Rahmen der Präsentation der Halbjahreszahlen bestätigt. Dafür soll nicht nur das Aktienrückkaufprogramm sorgen, sondern vor allem das operative Geschäft.
Zum Halbjahr verfügte RWE über Stromkapazitäten von 38,4 Gigawatt (GW). Projekte mit einer Gesamtleistung von über 11 GW waren im Bau und weitere Projekte für rund drei GW in Planung.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (41/25), die Sie hier finden.
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