Hätte es die französische Kosmetik-Ikone L’Oréal zu einem Börsenwert von über 130 Milliarden Euro gebracht, wenn sie noch Waschmittel verkaufen müsste? Die Antwort auf diese Frage ist offensichtlich. Allerdings nicht in der Führungsetage von Henkel. Der Traditionskonzern, dessen Gründung 1876 als Waschmittelfabrik Henkel & Cie erfolgte, ist in drei Bereichen unterwegs. Größte Sparte sind Klebstoffe, die für 47 Prozent der Erlöse und mehr als 55 Prozent der Erträge stehen. Daneben gibt es die Reinigungsabteilung mit Persil als Topmarke. Hier schafft Henkel hohe Margen. Letztlich hat der Konzern noch den Kosmetikbereich, mit Marken wie Schwarzkopf und Fa. Wo ist das verbindende Element?
Das Nebeneinander der Bereiche funktionierte gut, weil Henkel den Konzern auf Rendite trimmte. Doch das Verbesserungspotenzial ist ausgereizt. Bei Klebstoffen bläst nun konjunktureller Gegenwind ins Gesicht. Die Kosmetikabteilung scheint zu klein zu sein, um mit den Großen mithalten zu können. Oft ist es in einem Konglomerat dann so, dass schwächere Bereiche die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Das führt zur Wertvernichtung. Mit einer Dreiteilung könnte Henkel der Falle entgehen.
Dabei werden die Bereiche verselbstständigt, mit Kapital ausgestattet und an die Aktionäre abgespalten. Henkel I bis III können sich dank des hohen Cashflows aus eigener Kraft finanzieren und auf den Weltmärkten die besten Chancen für ihre Produkte ausloten. Und auch für die Anteilseigner, einschließlich der Familienaktionäre, wäre eine Dreiteilung nicht von Nachteil. Neben den im Vergleich zur aktuellen Aufstellung besseren Wachstumschancen ergeben sich auch Aufwertungspotenziale. Würde man etwa den Klebstoffbereich so wie die ähnlich rentable Schweizer Spezialchemiefirma Sika bewerten, würde sie den Gesamtwert des Konzerns im Alleingang abdecken.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.