Die Gebote kamen jeweils von Beteiligungsfirmen. Früher zielten diese Finanzinvestoren oft auf den schnellen Gewinn durch Restrukturierungen oder den Verkauf von Betriebsvermögen. Die oben genannten Deals hingegen zielen darauf ab, das Geschäft der jeweiligen Firmen voranzubringen. Und dazu muss auch kräftig investiert und nicht entnommen werden. Möglicherweise hat in der Branche ein Umdenken stattgefunden. Angesichts niedriger Zinsen ist nämlich der Barwert von künftigen Erträgen viel höher als früher. Da kann es sinnvoll sein, auf den schnellen Euro zu verzichten. Wenn nun auch Beteiligungsfirmen in einen Bereich des M & A-Markts vordringen, der eher von strategischen Käufern besetzt wurde, dürfte sich das Übernahmegeschehen noch beschleunigen.
Wer könnten die nächsten Übernahmekandidaten sein? Mit Zooplus etwa wäre die Aktie des Online-Möbelhändlers Home24 gut vergleichbar. Das Unternehmen könnte heute schon ziemlich profitabel sein, steckt aber den Löwenanteil des Cashflows in die Gewinnung neuer Kunden, also in Wachstum. Mit der Gewissheit, dass ab einem bestimmten Niveau der Hebel einfach umgelegt wird, könnten auch Beteiligungsfirmen bereit sein, Prämien von 40 Prozent wie bei Zooplus zu zahlen. Mit dem Blick auf den Übernahmepreis von Schaltbau mit einer Prämie von 32 Prozent ist Branchenvertreter Vossloh einen zweiten Blick wert. Die Firma hat restrukturiert und verdient wieder gut. Wachstum kommt von höheren Ausgaben für Bahninfrastruktur. Und Vossloh könnte das durch geschickte Übernahmen beschleunigen. Dafür wäre eine Beteiligungsfirma der richtige Partner. Die Aktienmehrheit wird von den Erben des 2021 verstorbenen Industriellen Heinz Hermann Thiele gehalten. Eine Verkaufsbereitschaft könnte durchaus vorhanden sein.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.