Deutsche Wohnen musste im Zuge der Übernahme durch Vonovia (Vonovia SE (ex Deutsche Annington)) ihren Platz im Dax für Beiersdorf frei machen. Als Grund nannte die Deutsche Börse den deutlich unter zehn Prozent gesunkenen Streubesitz, der ein automatisches Kriterium für eine Herausnahme aus den Indizes der Dax-Familie ist.

Am 29. Oktober dann informierte die Deutsche Wohnen jedoch in einer Stimmrechtsmitteilung über die vorzeitige Ausübung einer Wandelanleihe in Aktien, der zuvor bereits auf ihrer Website angekündigt worden war. Die letztlich so wieder deutlich gestiegene Zahl der Aktien brachte den Streubesitz zurück über die Zehnprozent-Marke, "womit Deutsche Wohnen am 20. Dezember in den MDAX kommen müsste", sagte Index-Experte Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel Europe.

Aus dem Index der mittelgroßen Werte verdrängen dürfte die Deutsche Wohnen dem Experten zufolge nach aktuellen Daten den Autozulieferer Hella (HELLA GmbHCo), an dem sich inzwischen der französische Konkurrent Faurecia fast 80 Prozent gesichert hat.

Hellas voraussichtlicher Abstieg in den SDAX dürfte begleitet werden von drei weiteren Aufnahmen in den Index der Nebenwerte: Neu hineinkommen dürften die vom Autozulieferer Continental abgespaltene Antriebstochter Vitesco (Vitesco Technologies), der IT-Dienstleister GFT Technologies (GFT SE) sowie der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck (Heidelberger Druckmaschinen).

Die insgesamt vier Absteiger seien nach derzeitigem Stand die Online-Händler Home24 und Westwing sowie das Rüstungsunternehmen HENSOLDT und der Händler für Geschäftsausstattungen TAKKT. "In den Handelstagen bis Ende November kann sich allerdings noch einiges tun, so dass es durchaus noch zu ein paar Änderungen unter den möglichen Abstiegskandidaten für MDax und vor allem dem SDax kommen kann", merkte Thorißen an.

Passieren könnte womöglich, dass Hella aufgrund der laufenden Übernahme komplett aus der Dax-Familie herausfällt. Denn sobald der Anteil frei handelbarer Aktien unter 10 Prozent sinkt, wird die Deutsche Börse aktiv. Nach zwei vollen Handelstagen wird der Titel dann entfernt.

Noch sieht es zwar nicht danach aus, aber das kann rasch gehen. Am Ende der ausgelaufenen verlängerten Übernahmefrist hielt Faurecia 79,5 Prozent. Zudem hat sich US-Investor Paul E. Singer Stimmrechte gesichert, die den Anteil frei handelbarer Aktien weiter sinken ließen. Viel Spielraum bleibt also nicht mehr. Mit Blick auf die Stimmrechtsmitteilung an diesem Freitag liegt der Streubesitzanteil laut Thorißen aber noch bei über zehn Prozent.

Und ähnlich sieht es auch für den Online-Händler für Heimtierbedarf zooplus aus, für den die verlängerte Übernahmefrist noch bis zum 22. November läuft. Derzeit kontrollieren die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und EQT 82 Prozent des Grundkapitals. Sollte anschließend der Streubesitzanteil unter zehn Prozent liegen, muss auch hier die Deutsche Börse sofort handeln. Es käme damit zu vorzeitigen Wechseln im MDax und damit auch im SDax. Neben der Deutsche Wohnen dürfte dann laut den Commerzbank-Experten auch der Erneuerbare-Energien-Konzern ENCAVIS in den MDax kommen.

Sollte der Streubesitz dagegen über zehn Prozent bleiben, sehen sie Zooplus im Dezember in den SDax absteigen. Ob dann noch Encavis die besten Aufstiegschancen habe, sei indes wegen der starken Kursschwankungen dieser Aktie fraglich. Womöglich stünden der Autovermieter Sixt (Sixt SE St) oder die Shop Apotheke (Shop Apotheke Europe NV) besser da.

Die Deutsche Börse wird die Dax-Familie auf Basis der Ranglisten per Ende November am Freitag, 3. Dezember, außerordentlich überprüfen und die Ergebnisse am Abend bekannt geben. Etwaige Umsetzungen erfolgen zum Montag, 20. Dezember.

Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden (etwa physisch replizierende ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

dpa-AFX