Eine Gruppe wird aufgeteilt in Schnelle und Langsame. Und weil der Kapitalmarkt die Schnellen mehr aufwertet als die Langsamen verlieren, können Werte geschaffen werden. Im Fall der Aktie von IBM (ISIN: US 459 200 101 4) hält sich die Euphorie bisher aber in Grenzen. Big Blue, wie US-Börsianer die Tech-Ikone nennen, hatte im Herbst angekündigt, sich in zwei Bereiche aufteilen zu wollen. Bis Ende 2021 soll das Geschäft mit Netzwerkdienstleistungen in eine eigene Gesellschaft überführt und an Aktionäre abgespalten werden. Der Bereich erwirtschaftet hohe Cashflows, hat einen riesigen Auftragsbestand, die Erlöse gehen aber zurück und behindern die Gruppe. IBM konzentriert sich nach der Abspaltung auf den Ausbau des Software- und Cloud-Geschäfts, was hohes Wachstum verspricht.
Dass der Kurs seit der Ankündigung trotz einer gigantischen Börsenhausse bei Technologiewerten kaum reagiert hat, liegt daran, dass IBM in den Zahlen zum dritten und vierten Quartal Restrukturierungskosten buchen musste und die Pandemie das Geschäft mit Netzwerkdienstleistungen stark belastete. So wurde jeder Funke Hoffnung schnell gelöscht. Wer allerdings die Zahlen für das erste Quartal 2021 studiert, erkennt die Trendwende. Der Gesamtumsatz von IBM ist zum ersten Mal seit vielen Quartalen leicht angestiegen. Dabei ist das Geschäft mit Cloud-Lösungen schnell vorangesprintet. Das verspricht für die nächsten Quartale viel Spannung, wenn die Vergleichswerte für den Netzwerkbereich deutlich günstiger werden. Am Ende erhalten Anleger bei der Abspaltung einen Cloud-Sprinter, der eine hohe Bewertung erreichen sollte, und eine gar nicht mehr so langsame Netzwerkfirma. Es würde überraschen, wenn das zusammen nicht deutlich mehr wert wäre als die aktuellen Kurse.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.