Aktienanleger setzen weiter auf billiges Notenbankgeld. Nach schwachen Arbeitsmarktdaten hofften Börsianer am Dienstag auf eine spätere Zinserhöhung der Fed-Zentralbanker. Das trieb die europäischen Aktienindizes an: Dax und EuroStoxx50 legten jeweils mehr als ein Prozent auf 12.113 Punkte und 3768 Zähler zu.

In den Vereinigten Staaten häuften sich zuletzt schwächere Wirtschaftsdaten. Am Karfreitag enttäuschte der Arbeitsmarktbericht mit nur halb so viel neu geschaffenen Stellen wie erwartet. "Die Fed ist immer noch datengesteuert und jeder konjunkturelle Dämpfer ist gleichbedeutend mit weiter fließendem billigen Geld", sagte Marktanalyst Naeem Islam vom Broker Avatrade. "Hinter der Zinswende im Sommer steht nun ein Fragezeichen." Einige Analysten rechnen mit einem ersten Zinsschritt im Juni. Das sei mittlerweile weniger wahrscheinlich, prognostizierten die Analysten der Essener Nationalbank in einem Kommentar.

Die Notenbank macht die geplante Zinswende vor allem von einer nachhaltigen Erholung des Arbeitsmarktes abhängig. Mit einem Nullzins und massiven Konjunkturspritzen hatte die Fed in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die USA die Rezession abschütteln und die Aktienmärkte auf Rekordjagd gehen konnten.

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MILLIARDENÜBERNAHME BEFLÜGELT PAKET-SEKTOR

Für Kurssprünge sorgte die geplante Milliardenübernahme von TNT Express durch den US-Paketriesen FedEx. Die Aktien des niederländischen Konzerns schossen um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Mit 7,89 Euro waren sie so teuer wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Die Amerikaner wollen acht Euro je Anteilsschein in bar zahlen. Auch FedEx-Aktien legten vorbörslich rund vier Prozent zu.

Die Offerte schob die Titel anderer Post- und Paketdienstleister an. Die Papiere der niederländischen Post legten zeitweise um mehr als 19 Prozent zu, Royal Mail zogen in London 3,2 Prozent an. Die Aktien der Deutschen Post gewannen im Dax bis zu drei Prozent. Die Integration von FedEx und TNT könnte kurzfristig Qualitätsprobleme verursachen, von denen wiederum die Deutsche Post profitieren dürfte, schrieben die Analysten von Equinet in einem Kommentar. Langfristig dürfte die Konkurrenz für die Bonner durch die Fusion aber größer werden, ergänzten die Experten.

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HERUNTERSTUFUNGEN DRÜCKEN LUFTFAHRT-AKTIEN

Zu den Verlierern zählten die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von rund zwei Prozent. JP Morgan hatte die Titel auf "Underweight" von "Neutral" heruntergestuft. Auch Air France gaben 1,3 Prozent nach, nachdem die Analysten die Bewertung auf "Underweight" von "Overweight" stutzten. Für die beiden europäischen Airlines werde der Wettbewerb härter. Das liege an kräftigen Kapazitätsaufstockungen von Anbietern aus der Golf-Region bei den Strecken zwischen Europa und dem Nahen Osten, begründeten die Experten ihre Entscheidung.

Die Versorgertitel RWE und E.ON legten hingegen 3,4 und 3,2 Prozent zu. Börsianer sprachen von Nachholeffekten. Die Titel haben seit Jahresbeginn 6,3 und 3,2 Prozent an Wert eingebüßt, der Dax kommt dagegen auf ein Plus von 22 Prozent.

Reuters