Schneller kann man Geld kaum verlieren. Vor gerade einmal einem Jahr ging Home24 an die Börse. Mittlerweile ist der Titel, gemessen an seinen Spitzenwerten, für ein Zehntel des Wertes zu haben. Ein Kurseinbruch war berechtigt. Der Umfang ist jedoch eher übertrieben. Das könnte auch der Hedgefonds 683 Capital Partners so gesehen haben. Er hat seinen Anteil aktuell auf 17 Prozent ausgebaut. Ist damit die Trendwende eingeläutet? Dass die Börse dem Unternehmen wenig Kredit gibt, liegt vor allem daran, dass Home24 schon unmittelbar nach der Emission operative Probleme meldete.

Kunden hielten sich wegen des heißen Sommers zurück, die Firma hatte Abwicklungsprobleme, und das neue Logistikzentrum lief nicht richtig. Dies hatte geringere Wachstumsraten und steigende Kostenquoten zur Folge, ein großes Problem im E-Commerce-Geschäft. Nach hohen Verlusten 2018 setzte sich die Entwicklung auch im ersten Quartal 2019 fort. Aus 93 Millionen Euro Umsatz machte Home24 einen satten Verlust von 24 Millionen Euro. Dass Großaktionär Rocket Internet den Niedergang mit Aktienverkäufen garnierte, war ebenso wenig förderlich.

Zur Not zerschlagen


Home24 wird an der Börse aktuell mit über 93 Millionen Euro bewertet. Beim IPO hatte das Unternehmen 150 Millionen Euro frische Mittel bekommen. Zum Ende des ersten Quartals betrug die Liquidität noch 79 Millionen Euro. Damit wird dem operativen Geschäft ein relativ geringer Wert beigemessen. Fraglich ist, ob das Geschäftsmodell, das sehr an den US-Konzern Wayfair erinnert, der Milliarden wert ist, wirklich gekippt ist.

Zumindest in Brasilien ist das nicht der Fall. Die südamerikanische Tochter macht rund ein Viertel der Erlöse und schrieb auf Ebene des Betriebsergebnisses im vierten Quartal schwarze Zahlen. Im ersten Quartal ist der Umsatz dort um ein Drittel angestiegen. In den folgenden Quartalen könnte auch das europäische Geschäft an Dynamik gewinnen. Die strategischen Investitionen für das Logistik­lager und die Outlets sind abgeschlossen, der Kapitalverbrauch müsste abnehmen.

Zudem sind die Vorgaben aus dem Vorjahr weniger anspruchsvoll. Zumindest ist das Management von Home24 auch nach dem schwachen Jahresstart nicht davon abgerückt, im vierten Quartal auf Ebene des Betriebsergebnisses schwarze Zahlen schreiben zu wollen. Gelingt das, wird sich der Wert verdoppeln. Schafft es der Möbelhändler nicht, muss die Firma Alternativen erwägen. Eine davon ist der Verkauf einzelner Bereiche. Würde etwa die brasilianische Tochter so bewertet wie Wayfair, hätte sie einen Wert von rund sieben Euro je Home24-Aktie. Bargeld gäbe es noch obendrauf.