In der größten Demokratie der Welt, in Indien, werden zwischen dem 11. April und 12. Mai rund 900 Millionen Wahlberechtigte an die Urnen gerufen. Es gilt, ein neues Parlament zu wählen. Yashaswini Dunga, Analystin bei Aberdeen Standard Investments, geht davon aus, dass der derzeitige Ministerpräsident Narendra Modi an der Macht bleiben wird. Das hätte ihrer Meinung nach kurzfristig positive Auswirkungen auf die Märkte. Denn dann könnten die von Modi angestoßenen Reformen weitergeführt werden. Bislang konnte unter der Regierung Modis Indiens Wirtschaft prosperieren. Das Wirtschaftswachstum betrug seit 2014 über sieben Prozent jährlich.
Und nach den Schätzungen der Weltbank wird Indien in diesem Jahr im gleichen Tempo weiterwachsen. Damit hat der Subkontinent China als Wachstumsriesen abgelöst. Allerdings ist die Lage am Ganges nicht in allen Bereichen rosig. Die Arbeitslosenrate ist auf eine Rekordhöhe von 6,1 Prozent geklettert. Das stellt das Land, in dem immer noch fast 50 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten, vor große Herausforderungen.
Für Hiren Dasani, Portfoliomanager des GS India Equity, wäre ein Wahlsieg Modis ebenfalls mittelfristig eine gute Nachricht für die indische Wirtschaft. Zumal auch viele der negativen Faktoren des vergangenen Jahres in letzter Zeit in den Hintergrund gerückt seien - die Ölpreise liegen rund 40 Prozent unter ihrem Höchststand von 2018 und der Zinsausblick in den USA sei weniger straff. "Aus unserer Sicht sind die makroökonomischen Fundamentaldaten Indiens trotz der jüngsten Herausforderungen nach wie vor solide. Die beschriebenen Entwicklungen sollten dem Land im Laufe des aktuellen Jahres eine Atempause verschaffen", sagt er.
Was die Aktienmärkte betrifft, so hält Dasani die Ertragsaussichten immer noch für günstig, weil die Binnenwirtschaft weiterhin vom Bürokratieabbau, der vereinfachten Steuerstruktur, weiteren Infrastrukturinvestitionen und umfassender fiskalpolitischer Unterstützung profitiert. "Wir sind zuversichtlich, dass das Gewinnwachstum indischer Unternehmen wieder zum historischen Durchschnitt von rund 15 Prozent zurückfindet", resümiert der Goldman-Sachs-Indien-Experte.