Es gehe darum, "wie man mit Herrn Diess weitermacht und was in Zukunft sein Themenfokus sein wird", sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen. Reuters hatte im Vorfeld der Beratungen aus Konzernkreisen erfahren, dass sich Diess künftig auf strategische Fragen der Konzernführung konzentrieren solle.
Demnach gibt der 63-Jährige die Verantwortung für die Markengruppe Volumen an VW-Markenchef Ralf Brandstätter ab, der in das Spitzengremium aufrücken soll. Auch eine Neuregelung des China-Ressorts steht im Raum. Dafür werde Diess für die Software-Tochter Cariad zuständig, hieß es.
Laut den Insidern soll der Aufsichtsrat eine Vergrößerung des Konzernvorstands um drei Ressorts beschließen. Neu in das Spitzengremium einrücken sollen neben Brandstätter auch Hauke Stars als Vorständin für das neu geschaffene IT-Ressort und die Audi-Managerin Hildegard Wortmann für Vertrieb. Damit steigt die Zahl der Mitglieder auf elf. Chefjustiziar Manfred Döss übernehme das Ressort für Integrität und Recht von der scheidenden Vorständin Hiltrud Werner.
Der Aufsichtsrat soll das Personaltableau und Milliarden-Investitionen für die kommenden fünf Jahre beschließen. Über Details sei bis zum Schluss gepokert worden, sagte eine der eingeweihten Personen. Weder das Unternehmen noch der Aufsichtsrat äußerten sich. Details sollen im Anschluss bei einer virtuellen Pressekonferenz veröffentlicht werden. Volkswagen legt regelmäßig im Herbst einen Plan für die Ausgaben des nächsten Fünf-Jahres-Zeitraums fest. Dieses Mal war die für 12. November geplante Runde wegen des Machtkampfs mit dem Betriebsrat um vier Wochen verschoben worden.
Diess hatte den Betriebsrat Ende September durch Überlegungen über einen möglichen Abbau von zehntausenden Arbeitsplätzen gegen sich aufgebracht. Auch das mit 20 Prozent am Wolfsburger Autobauer beteiligte Land Niedersachen war entsetzt. Erst im Juli hatten die Eigner den Vertrag von Diess vorzeitig bis 2025 verlängert und seinen Kurs bestätigt, die Transformation zu einem Technologieanbieter nach dem Vorbild des US-Elektroautobauers Tesla zu beschleunigen.
DIE MACHT DER IG METALL
Ein Kernpunkt des Zwists ist Diess' Drängen, das Stammwerk Wolfsburg schneller zu modernisieren. Der Konzernchef will die Fabrik, deren Grundstein vor mehr als 80 Jahren von den Nazis gelegt wurde, zum Aushängeschild für moderne Produktionsverfahren machen. Dazu soll im Umland von Wolfsburg eine neue Autofabrik entstehen, in der ab 2026 das teilautonome Auto "Trinity" vom Band läuft. Der Betriebsrat um die neue Vorsitzende Daniela Cavallo fürchtet, dass das mit 13.000 Produktionsmitarbeitern größte zusammenhänge Werk von VW, das aktuell wegen der Chipkrise kaum ausgelastet ist und Kurzarbeit fährt, den Anschluss an die Elektromobilität verliert, wenn dort nicht schon früher ein E-Auto gebaut wird. Auch dazu wurde eine Entscheidung des Aufsichtsrats ewartet. Einschließlich Verwaltung und Entwicklung arbeiten in Wolfsburg mehr als 60.000 Menschen für Volkswagen. Es ist die Machtbasis der IG Metall. Das erklärt auch die Härte, mit der Konflikte ausgetragen werden. Hinzu kommt, dass sich Cavallo bei den Betriebsratswahlen im kommenden Jahr dem Votum der Belegschaft stellen muss.
rtr