Während allerorten die Börsen fielen, war in Südafrika Feierstimmung. Die Börse in Johannesburg legte kräftig zu und hängte nahezu alle etablierten Märkte ab. Das überrascht, waren einige Konjunkturdaten zuletzt doch eher schlecht. So senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) erst kürzlich seine Wachstumsprognose - nun soll die Wirtschaft 2014 nur noch um 1,4 Prozent zulegen. Für 2015 sieht der IWF immerhin ein Wachstum von 2,3 Prozent.

Für Experten sind die Ursachen dieser Entwicklung klar: "Südafrika hat in der Vergangenheit immer wieder Reformen angekündigt, diese aber häufig nicht umgesetzt", sagt Michael Monnerjahn vom Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft. Stattdessen hat sich Südafrika über Jahre auf den üppigen Gewinnen aus dem Bergbau ausgeruht und viel Geld in Sozial- und Verteilungspolitik gesteckt.

Zumindest einen Teil dieser Mittel hat das Land aber sinnvoll investiert. "Die positiven Aspekte dieser Politik kann man am Bildungsniveau ablesen. Es gibt heute viel mehr gut ausgebildete junge Menschen aus ehemals benachteiligten Bevölkerungsschichten, die etwas anpacken wollen", sagt Monnerjahn. Der Südafrika-Experte sieht das Land zudem bei erneuerbaren Energien auf einem guten Weg. "Wegen der vielen guten Standorte für Windkraftanlagen sind Erzeugungskosten von unter einem Rand je Kilowattstunde realistisch", so der Fachmann. Das sei absolut konkurrenzfähig. Zwar war 2012 erst eine einzige größere Anlage am Netz, allerdings sehen Pläne der Regierung einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 vor.

Auch Nathaniel Hyde vom US-Vermögensverwalter Standish Mellon Asset Management sieht Positives: "Insbesondere die Einkaufsmanagerindizes signalisierten zuletzt eine moderate Belebung", erklärt er. Doch für die großen Konzerne des Landes ist der heimische Markt nicht so wichtig. "Viele Aktiengesellschaften aus Südafrika sind international tätig. Gerade auf afrikanischen Märkten ist ihre Rolle groß", weiß Experte Monnerjahn. An der Börse in Johannesburg sind auch eine Vielzahl afrikanischer Unternehmen gelistet, die ihre Erträge primär in der Region Subsahara erwirtschaften.

Selbst im von zahlreichen Streiks stark gebeutelten Minensektor stehe Südafrika immer noch gut da. Zulieferer und Dienstleister hätten nach wie vor einen guten Ruf. "An Bergbauexperten aus Südafrika führt bei vielen Minenprojekten auf dem Kontinent kaum ein Weg vorbei", sagt Monnerjahn. Einer der Börsenstars ist Naspers. Die Firma bietet nicht nur Zeitschriften, Bücher und Pay-TV in afrikanischen Märkten anbietet, sondern weltweit Internetportale und Shopping-Sites betreibt. Darüber hinaus ist Naspers unter anderem an der chinesischen Internetfirma Tencent beteiligt. Naspers ist mit 15 Prozent auch die größte Position im MSCI South Africa.

Südafrika steht aufgrund seiner vermeintlich Abhängigkeit von Roshtoffen nicht im Fokus der Anleger. Dabei ist der Rohstoffanteil im MSCI South Africa überschaubar. Deshalb sollte sich ein Einstieg lohnen. Die Rally sollte weitergehen.

nip/jk

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