Mahnende Worte vom JPMorgan-CEO: Die Märkte sind zu sorglos – Trumps Zölle, geopolitische Risiken und tatsächlich steigende US-Zinsen könnten eine Korrektur auslösen.
Während die Weltbörsen in den vergangenen Wochen von Allzeithoch zu Allzeithoch sprangen, hat sich JPMorgan Chase-CEO Jamie Dimon mit einer deutlichen Warnung an Investoren gewandt. Die Märkte seien „desensibilisiert“ und würden zentrale Risiken völlig falsch bewerten.
In einer Stellungnahme Ende vergangener Woche in Irland kritisierte Dimon die „außergewöhnliche Selbstgefälligkeit“ an den Börsen – trotz geopolitischer Spannungen, wachsender Staatsschulden und neuer protektionistischer Maßnahmen unter Ex-Präsident Trump.
Das verkannte Risiko steigender Zinsen
So würden die Finanzmärkte, die zuletzt immer wieder über den Zeitpunkt der Zinssenkungen spekuliert haben, tatsächlich das Risiko weiter steigender US-Leitzinsen unterschätzen. Der Hintergrund: Die US-Notenbank hat den Leitzins nach der Corona-Pandemie auf 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben, um der hartnäckigen Inflation zu begegnen. Im vergangenen Herbst folgten die ersten Zinssenkungen, die jedoch vorsichtig verliefen. Momentan verharrt das Zinsniveau zwischen 4,25 - 4,50 Prozent.
Während die Futures-Märkte nur eine 20-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt nach oben einpreisen, spricht Dimon offen von 40 bis 50 Prozent: „Ich sehe ein deutlich höheres Risiko als die meisten“, so der CEO bei einem Auftritt im irischen Außenministerium.
Trumps Zölle als Inflationsbeschleuniger
Das zentrale Risiko aus Sicht Dimons: die Zollpolitik der Trump-Administration. Durch die Importzölle entstünden steigende Preisrisiken, die Umstrukturierung globaler Lieferketten und ein weiter wachsendes US-Haushaltsdefizit. All diese Faktoren wirkten „strukturell inflationär“, so Dimon – und könnten die Fed zu einer geldpolitischen Gegenreaktion zwingen.
Dimon warnt nicht nur vor Zinsschocks, sondern auch vor dem Risiko einer Stagflation – also stagnierendem Wachstum bei anhaltend hoher Inflation. Er sieht dieses Szenario als deutlich wahrscheinlicher an, als es viele Investoren derzeit kalkulieren. Besonders die globalen Handelsverschiebungen und demografischen Entwicklungen hätten mittel- bis langfristig inflationsfördernde Wirkung.
Korrekturrisiko wächst
Zudem hält Dimon die aktuellen Marktbewertungen für „zu ambitioniert“. Die Euphorie um Tech-Aktien sei nicht ausreichend durch Fundamentaldaten gedeckt, zumal „die Wirtschaft in Echtzeit nahezu unmöglich zu lesen“ sei – ein bemerkenswerter Satz vom CEO der größten US-Bank mit 11,3 Prozent aller Privatkundeneinlagen.
Die Märkte sind zu sorglos – und könnten böse überrascht werden. Eine Neubewertung der Risiken scheint unausweichlich. Dimon hält ein Korrekturpotenzial im S&P 500 von von 10 Prozent und mehr entsprechend für realistisch. Für Anleger bedeutet das: Portfolios auf Resilienz prüfen, Liquidität sichern, Absicherungen überlegen – bevor die nächste Volatilitätswelle anrollt.
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