Das neue Zeitalter beginnt mit außergewöhnlich großzügigen Ferien. Weil der Rücktritt des japanischen Kaisers Akihito am 30. April und die Thronbesteigung seines Sohnes Naruhito am 1. Mai in die ohnehin mit Feiertagen gespickte "Goldene Woche" fallen, dürfen sich die Japaner auf gleich zehn arbeitsfreie Tage freuen. Sogar die Börse in Tokio bleibt vom 27. April bis zum 6. Mai geschlossen.
Während die offizielle Krönung mit mehreren Tausend geladenen Gästen erst im Oktober stattfindet, erhält Naruhito am 1. Mai im kleinen Kreis die drei japanischen Throninsignien: ein Schwert, das für Tapferkeit steht, ein Juwel für Wohlwollen und einen Spiegel, der Weisheit symbolisiert. Gleichzeitig beginnt "Reiwa", die Ära der "schönen Harmonie". Japaner nutzen die traditionellen Epochennamen im Alltag für das Datum: Befinden sie sich aktuell noch in "Heisei 31", dem 31. Jahr der Regentschaft des scheidenden Tennos Akihito, ist das Land ab Mai in "Reiwa 1". Nicht nur für Regierungschef Shinzo Abe steckt noch mehr dahinter: "Wie eine Blüte kann auch die Zukunftshoffnung aufgehen. Das ist der beste Name, um unsere Hoffnung für die neue Ära zu zeigen", sagte der Premierminister.
Profiteur von Chinas Comeback
Die Hoffnung ist auch für Anleger berechtigt, denn der japanische Aktienmarkt bietet attraktive Chancen. Im Hinblick auf die Wirtschaft war Japan nämlich auf einem guten Weg, die jahrelange von Deflation und Stagnation geprägte Phase hinter sich zu lassen. Dann kam die Konjunkturverlangsamung in China und traf insbesondere die japanischen Industriekonzerne schwer. "Aber in den kommenden zwei, drei Monaten wird sich zeigen, ob die Fiskalspritzen und monetären Maßnahmen der chinesischen Regierung Wirkung zeigen", sagt Jesper Koll, Japan- Stratege bei WisdomTree.
Kehrt China zurück auf den Wachstumspfad, würde davon auch die japanische Konjunktur erheblich profitieren. "Kommt noch eine Einigung im Handelskonflikt zwischen China und den USA dazu, würde das wie ein Turbolader wirken", sagt Koll. "Sowohl in China als auch im Rest von Asien würden Unternehmen sehr stark investieren, was ebenfalls der japanischen Industrie zugute käme." Die Wette auf Exporteure ist nicht ohne Risiko: Ab kommender Woche verhandelt auch Japan mit den USA über Zölle und ein Handelsabkommen.
Was bei der Betrachtung der globalen Zusammenhänge häufig unter den Tisch fällt: Japanischen Unternehmen, die auf den heimischen Markt ausgerichtet sind, geht es ausgesprochen gut. Die vierteljährliche Tankan-Geschäftsklima-Umfrage der Bank of Japan belegte vor wenigen Tagen, dass gerade kleine und mittelgroße Firmen aus dem Servicesektor expandieren, die Inlandsnachfrage hat sich offenbar vom Welt-Konjunkturzyklus abgekoppelt. "Die Binnenwirtschaft ist robust, die Arbeitslosenrate mit 2,3 Prozent niedrig, die Löhne steigen", sagt Joel Le Saux, Japan-Fondsmanager bei SYZ Asset Management. "Die Eigenkapitalrendite dieser Unternehmen ist dramatisch gestiegen, die Margen sind höher als je zuvor in Japan und die Firmen sind nur in geringem Maß verschuldet."
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Maßnahmenpaket stützt Nachfrage
Die für Oktober geplante Mehrwertsteuererhöhung von acht auf zehn Prozent sollte der florierenden Inlandsnachfrage keinen Abbruch tun: In einem Nachtragshaushalt hat die Regierung Maßnahmen beschlossen, die mit gut zwei Billionen Yen ein beinahe so großes Volumen haben wie die erwarteten Steuermehreinnahmen. So wird der Hauskauf mit umgerechnet 40.000 Euro unterstützt, was der Baubranche weiter Auftrieb geben sollte. Einzelhändler profitieren von einem staatlich finanzierten Discount bei bargeldlosen Zahlungen.
Neben der guten fundamentalen Situation sieht Le Saux noch andere Argumente für japanische Nebenwerte: Weil die Firmen kaum Geschäfte mit Europa machen, eignen sich die Titel gut zur Diversifikation. Das Umfeld ist stabil, von der japanischen Notenbank sind in diesem Jahr keine überraschenden Aktivitäten zu erwarten. Und schließlich beteiligen japanische Firmen zunehmend ihre Aktionäre an ihrem Erfolg: "Die Dividendenrendite japanischer Aktien liegt bei etwa 2,5 Prozent. Ein weiteres Prozent lässt sich für Aktienrückkäufe hinzurechnen", sagt der SYZ-Manager. Er erwartet, dass sowohl der Anteil der ausschüttenden Unternehmen als auch die durchschnittliche Dividendenrendite in den kommenden Jahren steigen.
Auch unter Berücksichtigung der jüngsten Revisionen der Prognosen für Weltwirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne sind japanische Aktien günstig bewertet. Und nach früheren Prognosekorrekturen des Internationalen Währungsfonds hat sich der Topix-Index häufig sehr positiv entwickelt. Die "schöne Harmonie" könnte sich also auch für Anleger einstellen.
Investor-Info
Comgest Growth Japan
Konzentriertes Portfolio
Getreu der Philosophie der französischen Fondsboutique setzt das Management auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit langfristigen Wachstumsaussichten und agiert dabei unabhängig vom Index. Im Portfolio sind nur 41 Titel vertreten, darunter sowohl Indus-triewerte, die von einer Erholung Chinas profitieren, als auch Firmen, die auf den japanischen Markt ausgerichtet und daher relativ immun gegen globale Schwankungen sind.
iShares MSCI Japan Small Cap
Kleine Kraftprotze
Kleine Unternehmen bedienen tendenziell nur den japanischen Markt und profitieren von dem aktuell sehr stabilen Umfeld. Dieser ETF von iShares bildet die Entwicklung von knapp 1000 japanischen Small Caps ab, ihr Börsenwert liegt im Durchschnitt bei 635 Millionen Euro. Small Caps steigen für gewöhnlich bei positivem Börsenklima deutlich mehr als die Aktien großer Konzerne, sie fallen aber auch stärker, wenn es nicht so gut läuft. Für Anleger mit Mut zum Risiko.
Lyxor Japan Topix
Breit gestreutes Investment
Der Topix ist ein nach Marktkapitalisierung und Streubesitz gewichteter Japan-Index, der rund 2000 der größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Börse Tokio abbildet. Wer ein geringes oder kurzfristiges Engagement in den japanischen Aktienmarkt eingehen will, liegt mit diesem preisgünstigen ETF richtig. Es gibt zu diesem Produkt ebenso wie zu den anderen beiden Fonds auch währungsgesicherte Varianten. Allerdings gleichen sich Währungseffekte in der Regel über einen längeren Zeitraum aus, sodass die Redaktion nicht gesicherte Tranchen empfiehlt.