von Index Radar




Chart 1 - DAX-Monatsperformance





Seit Jahresbeginn kletterte der DAX bereits um rund 18 Prozent und zählt damit im internationalen Vergleich der Indizes zu den Outperformern. Solche Zuwächse reichen bereits für die Abschlussbilanz eines sehr erfreulichen Börsenjahres. Jetzt ist aber erst März. Zur Einordnung: Seit 1988 lieferte der Index eine durchschnittliche Jahresperformance von gut neun Prozent, einer Analyse der LBBW zufolge kletterte der Index seit dem Start bis März im Durchschnitt um 1,6 Prozent. Natürlich regt eine Entwicklung wie in diesem Jahr sehr schnell die Fantasie der Börsianer an. Einige Analysten beginnen bereits, ihre Jahresziele nach oben zu schrauben. So erwartet die Commerzbank den DAX zum Jahresschluss bei 11.800, zuvor lag das Ziel bei 10.800.

Da niemand über eine Kristallkugel verfügt wollen wir uns auch weiterhin auf statistische Daten konzentrieren, um Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Kursbewegungen abzuleiten. Mit Kursgewinnen von 18 Prozent kletterte der Index so kräftig wie noch nie zuvor in seiner Geschichte. Dennoch gab es natürlich in den insgesamt 27 vollendeten Jahren auch sehr starke Auftaktquartale. Wie die Übersicht der Monatsrenditen zeigt, sind hier 1992, 1997, 1998, 2000 und 2012 mit einer überdurchschnittlich hohen Performance in den ersten beiden Monaten hervorzuheben. Eine daraus abgeleitete idealtypische Vergleichsperformance liegt nach Angaben der LBBW bei 13,5 Prozent.

Wichtig für uns Anleger ist natürlich die Frage, wie sich der DAX bis zum Jahresschluss entwickelte. Hier liefert die sehr kleine Stichprobe keine klare Tendenz. In 1992 war der März negativ, vor allem ab Juni drehte der Trend abwärts und bescherte einen Jahresverlust von zwei Prozent. Auch in 2000 wurde der Hochpunkt Anfang März ausgebildet, Ende des Jahres notierte der Index 7,5 Prozent tiefer. 1997, 1998 sowie2012 verteidigte der Markt hingegen die starken Auftaktgewinne und legten zwischen 18 bis 47 Prozent zu. Allerdings waren die Jahre durch eine extreme Volatilität geprägt mit teilweise prozentual zweistelligen Gewinnen und Verlusten innerhalb eines Monats.

Basierend auf den Signalen der Markttechnik fällt positiv auf, dass die Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage unter leicht erhöhten Umsätzen erfolgte. Das Handelsvolumen lag bei rund 3,7 Mrd. Euro auf Xetra und somit über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen von 3,5 Mrd. Euro. Der Kursanstieg wird somit von einer recht breiten Anlegermasse getragen, allerdings liegt keine idealtypische Situation von steigenden Kursen und Handelsvolumen vor.

Ein wesentlich deutlicheres Warnsignal liefert die inzwischen wieder recht weite Differenz zur 21-Tage-Linie. Chart zwei zeigt die Ausgangslage zum Wochenauftakt. Der DAX handelt um 4,4 Prozent über seinem Monatsmittelwert. Mehrfach kam es in den vergangenen beiden Jahren bereits ab einer Differenz von 3,7 Prozent zu einer Umkehrbewegung. Offenbar ist derzeit aber die Nachfrage so stark, dass höhere Grenzen getestet werden. Eine in der Vergangenheit ebenfalls auffällige Wendemarke liegt bei einem Abstand von 5,7 Prozent. Zu Wochenbeginn dürfte der Monatsmittelwert bei rund 11.130 liegen. Der DAX hätte somit noch maximal Luft bis rund 11.765 Punkte.

Bereits im Bereich um 11.640 ist allerdings mit erhöhten Gewinnmitnahmen zu rechnen. Aus verschiedenen Hoch- und Tiefpunkten seit Anfang Februar kann ein Aufwärtskanal konstruiert werden, der bereits mehrfach an seinen Extremzonen bestätigt wurde. Grundsätzlich sehen wir diese Art der Chartmuster eher kritisch. Gibt es allerdings keine sonstigen, zuvor bestätigten Kurszonen, können sie dennoch gute Dienste leisten. Bis zum heutigen Handelsschluss klettert die Oberkante um gut 40 Zähler. Sollte der DAX aus der Range nach oben ausbrechen, würde dies eine Trendbeschleunigung signalisieren und könnte sich als Startschuss für eine Übertreibungsphase erweisen.

Vorbörslich zeichnet sich nach späten Kursverlusten in den USA am Freitag allerdings auch in Frankfurt eine schwächere Eröffnung ab. Ähnlich wie bereits am 13. Februar und 3. März könnte der DAX erneut an der Oberkante scheitern. Eine erste Region, an der mit Nachkäufen zu rechnen ist, liegt bei 11.410 bis 11.465. Sollte auch hier keine Stabilisierung erfolgen, rückt erneut die Unterseite des Kanals bei 11.330 in den Blickpunkt. Zuvor liegt eine weitere schwache Unterstützung um 11.350. Zumindest Mitte Februar und Anfang März lief der Markt bis an die südliche Begrenzung zurück - dass Kursverhalten von damals könnte erneut als Blaupause dienen.

Long-Spekulationen, auch im kurzfristigen Bereich, bieten sich somit zu Wochenbeginn nicht an. Nur wer sehr mutig ist sollte auf einen Rücklauf bis an die erste Zone bei 11.420 / 11.465 setzen. Hier erscheint ein Teilverkauf ratsam, mit dem Rest der Position wird auf fallende Kurse bis an die Kanalunterkante spekuliert. Wichtig ist aber, dass Risiko eng zu begrenzen mit einem Stoppkurs knapp oberhalb des Trendkanals. Da der übergeordnete Trend eindeutig aufwärts zeigt, ist das Risiko sehr hoch. Passende Produkte mit einem Hebel von 40 finden Sie für die Long- und Short-Seite unter dem dritten Chart. Wer etwas weniger aggressiv agieren möchte, wählt die Empfehlungen am Ende der Analyse.



Chart 2 - DAX-Chart auf Fünf-Minuten-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zu - und jetzt wieder - erreicht, daher erfolgte die jüngste Korrektur aus dieser Perspektive nicht allzu überraschend. Und auch die nächste Pause ist dadurch vorprogrammiert.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.790 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände



































































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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