Wer eine Premiumkarte zücken kann, scheint gewonnen zu haben. Denn um diese Karte zu erhalten, müssen das Einkommen hoch und die Schufa-Auskunft perfekt sein. Nach den Standard- und Goldkarten, die wir in den vergangenen beiden Ausgaben näher betrachtet haben, bilden sie die höchste Stufe exklusiver Zahlungsmittel - allerdings noch nicht den Gipfel.
Die Plastikkarten der Oberklasse haben zwar so wohlklingende Edelmetalle wie Platin oder Titan im Namen. Tatsächlich geht Shopping und Reisen aber noch exklusiver. Die Karten, die dazu benötigt werden, sind allerdings nirgendwo mehr zu beantragen. Um sie zu bekommen, muss man eingeladen werden, so wie bei American Express. Die Centurion Card des Unternehmens, die bei der Einführung im Jahr 2000 tatsächlich aus Titan war, gilt als Inbegriff von Luxus, Service und Exklusivität.
Zu welchen Serviceleistungen die Centurion Card Zugang gewährt, weiß erst, wer sie besitzt. Es gibt nicht einmal detaillierte Werbung für dieses Luxusrequisit. Fest steht nur: Wer in den Kreis der Auserwählten kommen will, muss zunächst einmal im Besitz der Premiumkarte von American Express sein. Und was die und die 14 weiteren im Auftrag von €uro am Sonntag vom Deutschen Kundeninstitut (DKI) getesteten Premiumkarten so drauf haben, stellen wir in dieser dritten und letzten Folge unserer Testserie vor.
Versicherungen ohne Ende
Zwei Dinge fallen dabei auf. Erstens gibt es anders als bei den Standard- und Goldkarten hier in den Kategorien überhaupt keine Wertungen schlechter als "ausreichend". Das Angebot scheint also gehobener zu sein. Und zweitens: Wie bei den Gold- liegt auch bei den Premiumkarten der Schwerpunkt auf Versicherungsleistungen.
Alle in dieser Kategorie untersuchten Produkte enthalten eine Auslandskranken- und eine Reiserücktrittsversicherung. Fast alle sichern außerdem den Abbruch einer bereits begonnenen Reise ab, was ebenso wie die Rücktrittspolice vor allem bei teuren Reisen und bei Urlaub mit Kindern sinnvoll sein kann. Nur Besitzer der Postbank-Karte haben den Reiseabbruchschutz nicht. Mehr als die Hälfte der Anbieter packt außerdem noch eine Reisegepäckversicherung und/oder einen Kfz-Schutzbrief obendrauf.
Trotz - oder gerade wegen - der vielen eingeschlossenen Policen empfiehlt sich auch bei den Glamourkarten immer zunächst das Klären des tatsächlichen Bedarfs. Denn am Ende zeigt sich das Mehr an Schutz auch am Preis. Bis zu 660 Euro beträgt die Jahresgebühr bei den getesteten Premiumkarten. Selbst wenn es die nicht gibt, was in unserem Test tatsächlich auch zweimal der Fall ist, holen sich die Anbieter das Geld über andere Gebühren rein.
Auch ein genauer Blick in die Versicherungsbedingungen wird empfohlen, denn die sind keineswegs überall gleich. Zudem gilt der Schutz mal unabhängig vom Einsatz der Karte, ein anderes Mal nur, wenn die Reise damit bezahlt wurde. Ebenso sind bei einigen Policen Familienmitglieder immer mitversichert, bei anderen nur, wenn der Karteninhaber mitreist.
Das beste Versicherungspaket bietet die Targobank Visa Premium-Karte. Neben den erwähnten Policen enthält sie eine Soforthilfe- und Notruf-Versicherung, eine Flug- und Gepäckverspätungsversicherung, eine Einkaufsschutzversicherung, eine Verkehrsmittel-Unfallversicherung, eine Mietwagen-Vollkasko- und Geldautomatenschutzversicherung.
Mit diesem umfassenden Versicherungsschutz hat die Targobank-Karte auch insgesamt das beste (Leistungs-)Angebot der getesteten Produkte. Sie kann in der Filiale, online, auf dem Postweg und telefonisch sowie im Rahmen einer Beratung beim Kunden beantragt werden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit der Online-Legitimation. Und die Kunden können von einem Ticket- und Reisecashback-System profitieren sowie Rabatte und Bonuspunkte nutzen - was erstaunlicherweise auch für Premiumkarten-Besitzer keineswegs selbstverständlich ist.
Wenig Bonus- und Rabattsysteme
Gerade mal mit jeweils zwei Karten können Rabattleistungen beziehungsweise Bonuspunkte in Anspruch genommen werden. Nur sechs Karten enthalten ein Reisecashback-System, und keine weitere bietet ein Ticketcashback-System. Wohl auch deswegen ist die Targobank mit ihrem Angebot so gut, dass sie gleichzeitig - wie bereits im Vorjahr - auch den Spitzenplatz im Gesamtranking erreicht und darüber hinaus auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis am meisten punktet. Ihre Jahresgebühr liegt deutlich unter dem Durchschnitt und abgesehen von guter Bonität und dem Mindestalter 18 gibt es - wie bei allen Karten - für die Beantragung keine weiteren Voraussetzungen.
Zur Erläuterung: Das Gesamtranking errechnet sich aus allen 250 Einzelkriterien aller drei Testkategorien. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis wird aus den "Konditionen" und dem "Angebot" ermittelt und fließt nicht eigens in die Gesamtwertung ein.
Spitzenreiter in der Kategorie "Konditionen" ist die Mastercard Platinum der Sparkasse Nürnberg. Obwohl man zur Beantragung ein Konto eröffnen muss und dieses mit 226,80 Euro jährlich eher teuer ist, erhält sie mit zwei weiteren Karten die Note "sehr gut +". Bezahlvorgänge in Deutschland und dem Rest der Eurozone sind - wie bei allen getesteten Karten - gebührenfrei. Auch für Abhebungen im Ausland, die bei vielen anderen richtig ins Geld gehen können, entstehen keine Kosten.
So zahlt man etwa mit der Mastercard Platin der Deutschen Bank immer 2,5 Prozent des Betrags, aber mindestens 5,75 Euro, und bei Abhebungen in Fremdwährung kommt noch ein Auslandsentgelt dazu. Auch ein Grund, warum die Premiumkarte der Deutschen Bank sowohl bei den Konditionen als auch im Gesamtranking und beim Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem letzten Platz landet. Sie hat zwar ein durchschnittliches Versicherungspaket, ansonsten aber nur noch einen Notfall-Bargeldservice im Ausland. Zudem kann sie nur in der Filiale und per Telefon beantragt werden. Positiv vermerkt das DKI kontaktloses Bezahlen, Einsehen der Kreditumsätze und Bezahlen via App.
Betrachtet man nur den Kundenservice der Anbieter, führt die Platinum-Karte der Mainzer Volksbank die Hitliste mit 92,8 Punkten an. Insgesamt erreichen in dieser Kategorie drei Anbieter die Topwertung "sehr gut +", zwei werden mit "sehr gut" bewertet. Die Deutsche Bank landet auf dem vorletzten Platz, auch wenn ihre Hotline-Mitarbeiter gemeinsam mit den Mitarbeitern der Commerzbank als am freundlichsten empfunden wurden. Die Mitarbeiter der Deutschen Bank waren auch in Sachen Schnelligkeit und bei der Kompetenz vorn mit dabei.
15 E-Mails und keine Antwort
Schlusslicht in dieser Kategorie ist ausgerechnet die American Express Platinum Card - unter anderem deshalb, weil die Homepage Übersichtlichkeit vermissen lässt und der Kundenservice allen Ernstes keine der in 15 Test-E-Mails gestellten Fragen beantwortete. Und auch, weil sie in der Kategorie "Konditionen" auf dem vorletzten Platz landete, reicht es für die American Express Platinum Card in der Gesamtwertung nur für den drittletzten Platz.
Aber es gibt auch einen Lichtblick für den eingangs erwähnten verpflichtenden Vorläufer der Luxuskarte aller Luxuskarten. In der Kategorie "Angebot" schafft sie es mit 99,3 Punkten (Note "sehr gut +") auf Platz 2 und erreicht somit auch im Preis-Leistungs-Verhältnis ein "sehr gut".
So wurde getestet:
Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat beim Test 250 Einzelkriterien betrachtet, die drei Kategorien zugeordnet sind. In der Kategorie "Konditionen" geht es vor allem um diverse Gebühren. In die Kategorie "Angebot" flossen Punkte wie maximaler Verfügungsrahmen, mögliche Abrechnungsarten oder Partnerkarten, kontaktloses Bezahlen und enthaltene Versicherungen ein.
Beim "Kundenservice" ging es um Schnelligkeit, Freundlichkeit und Kompetenz bei der Beantwortung von Anfragen per Telefon oder E-Mail. Außerdem wurden die Websites und der Social-Media-Auftritt analysiert. Für den Test fanden 570 Kundenkontakte statt.
In die Gesamtwertung flossen Konditionen und Angebot mit je 35 Prozent und der Kundenservice mit 30 Prozent ein. Die Höchstpunktzahl liegt bei jeweils 100, höhere Werte ergeben sich durch zusätzliche Bonuspunkte.