Nvidia investiert Milliarden nicht nur in die Produktion eigener Chips, sondern auch in strategische Beteiligungen – von Cloud-Infrastruktur bis Biotech.
Wenn der wertvollste Konzern der Welt investiert, schaut die Finanzwelt genau hin. Nvidia, Symbolfigur und Hauptprofiteur des globalen KI-Booms, hat in den vergangenen Monaten nicht nur die eigenen Umsätze auf Rekordhöhen getrieben, sondern auch begonnen, als strategischer Investor ein Ökosystem um sich herum aufzubauen. Für Anleger stellt sich die Frage: Handelt es sich dabei um bloße Nebenwetten – oder um Blaupausen für die nächste Wachstumswelle?
Nvidia hat längst die Rolle des reinen GPU-Produzenten hinter sich gelassen. Die Kalifornier entwickeln sich zum Architekten einer gesamten KI-Infrastruktur – und nutzen dafür nicht nur eigene Milliardeninvestitionen, sondern auch gezielte Beteiligungen an Unternehmen, die in kritischen Bereichen dieser Wertschöpfungskette tätig sind. Ob Cloud-Anbieter, Biotech-Player oder Robotaxi-Pionier: Nvidia versucht, die neuralgischen Knotenpunkte künftiger Märkte frühzeitig zu besetzen.
Die sechs Nvidia-Investments
Ein Paradebeispiel ist CoreWeave: Der US-Anbieter von KI-Clouds kauft in großem Stil Nvidia-GPUs, installiert sie in Rechenzentren und vermietet die Kapazitäten an Kunden. Nvidia hält hier rund 24,3 Millionen Aktien – das entspricht einem Anteil von knapp 7 Prozent am Unternehmen. Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 67 Milliarden Dollar und einem Kursplus von knapp 250 Prozent seit Jahresbeginn zählt CoreWeave zu den heißesten Börsenstorys des Jahres.
Auch Arm Holdings ist Teil des Portfolios. Nvidia besitzt knapp 1,1 Millionen Aktien, was einem Anteil von deutlich unter 1 Prozent entspricht – eine kleine, aber symbolträchtige Beteiligung an einem der zentralen Chip-Architekten der Welt. Arm bringt es derzeit auf eine Marktkapitalisierung im mittleren zweistelligen Milliardenbereich; die Aktie liegt 2025 rund 23 Prozent im Plus. Für Nvidia ist Arm nicht nur ein Investment, sondern auch eine Erinnerung an die gescheiterte Übernahme im Jahr 2020.
Mit Applied Digital setzt Nvidia ebenfalls auf Infrastruktur. Der Entwickler von Rechenzentren wird an der Börse mit rund sechs Milliarden Dollar bewertet, die Aktie liegt dieses Jahr bereits stolze +251 Prozent im Plus. Nvidia hält rund 3,6 Millionen Aktien und damit etwa 2,4 Prozent des Unternehmens. Applied Digital gehört damit zu den kleineren, aber operativ strategisch wertvollen Engagements.
Ähnlich positioniert ist Nebius Group, ein niederländischer Anbieter von KI-Infrastruktur und Plattformen. Die Aktie hat 2025 bislang mehr als 350 Prozent zugelegt, die Marktkapitalisierung beträgt über 30 Milliarden Dollar. Nvidia hält hier rund 1,5 Millionen Aktien, was einem Anteil von knapp 358 Prozent entspricht. Das Investment unterstreicht, dass Nvidia weltweit nach Partnern sucht, die ihre Plattformstrategie stützen.
Deutlich spekulativer präsentiert sich Recursion Pharmaceuticals. Nvidia erwarb im Juli 2023 rund 7,7 Millionen Aktien für etwa 50 Millionen Dollar. Das entspricht einem Anteil von gut 3,5 %. Inzwischen ist die Marktkapitalisierung des Biotechs auf wenige Milliarden Dollar gefallen, der Kurs liegt seit Jahresbeginn etwa 17 Prozent im Minus. Dennoch bleibt Recursion ein Beispiel dafür, wie KI die Arzneimittelforschung revolutionieren könnte – wenn die klinischen Studien am Ende erfolgreich sind.
Schließlich ist da noch WeRide, ein chinesisches Unternehmen im Bereich autonomes Fahren. Nvidia hält hier etwa 1,7 Millionen Aktien – ein Anteil von ungefähr 1 Prozent. Mit einer Marktkapitalisierung von rund drei Milliarden Dollar und einem Kursrückgang von gut 22 Prozent seit Jahresbeginn zeigt sich, wie hart der Wettbewerb in diesem Zukunftsmarkt ist. Für Nvidia ist das Investment dennoch ein Türöffner in den wichtigen chinesischen Markt.
Chancen und Fallstricke für Anleger: Orientierung, kein Freifahrtschein
Für Nvidia selbst sind diese Engagements, gemessen an der Marktkapitalisierung von über vier Billionen Dollar, kaum mehr als Fußnoten. Für Privatanleger hingegen können sie erhebliche Chancen – aber auch Risiken – bedeuten. Auffällig ist die Gewichtung: Während CoreWeave, Nebius und Applied Digital den Ausbau der KI-Infrastruktur stützen, bleiben Recursion und WeRide hochspekulative Nebenwetten. Arm bewegt sich irgendwo dazwischen und gilt als stabile Ergänzung.
Wer sich an Nvidias Investment-Strategie orientiert, sollte nicht blind kopieren. Die Zahlen zeigen, dass Nvidia vor allem dort investiert, wo Skaleneffekte und Netzwerkeffekte greifen – in der Cloud, bei Rechenzentren, in der Chip-Architektur. Gleichzeitig wagt man einzelne „Moonshots“ in Bereichen wie Biotech oder Robotaxis. Für Anleger bedeutet das: Die Infrastruktur-Investments lassen sich als Indikator für robuste KI-Trends lesen, die spekulativen Wetten verlangen aber langen Atem. Klar ist: Nvidia denkt den KI-Boom längst nicht mehr in Quartalen, sondern in Jahrzehnten – und Anleger, die folgen wollen, sollten mit derselben Langfristperspektive vorgehen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia