Liebe Anlegerinnen und Anleger,

wer hätte darauf vor wenigen Wochen ernsthaft gewettet? Der Sommer ist zurückgekehrt und die Kurse steigen schneller als von den größten Optimisten erhofft. Der Kursrutsch nach dem Referendum der Briten über den Brexit ist verdaut, obwohl die politischen Risiken natürlich nach wie vor bestehen. Sogar die italienische, bzw. europäische Bankenkrise hat ihren Schrecken verloren. Wegen des schnellen Kurswechsels an der Börse werden nun immer mehr ehemals skeptische Anleger förmlich in den Markt geprügelt und deswegen klettern die Kurse weiter an der berüchtigten "Mauer der Angst" nach oben.

Davon einmal abgesehen vergrößert sich die Hoffnung, daß die internationalen Notenbanken die Märkte noch länger und intensiver mit billigem Geld überschwemmen als ohnehin schon erhofft. Doch genau in diesem Punkt sehe ich kurzfristig ein großes Risiko für uns Anleger. Denn sobald sich demnächst erneut einer der stimmberechtigten Gouverneure der FED etwas vorsichtiger äußert - vielleicht sogar ganz bewusst, um etwas Druck aus dem Börsenkessel abzulassen, könnten die Indizes in eine Konsolidierung einmünden.

Denn wie gesagt, kurzfristig ist die International tonangebende US- Börse außergewöhnlich stark überhitzt. Jedenfalls wenn man die systematischen Signale des inneren Marktes betrachtet. In den vergangenen Tagen, insbesondere nach dem positiven Ausbruch und Allzeit-Hoch der wichtigsten US- Indizes, wurde deutlich, wie ungewöhnlich stark die Aktienmärkte überhitzt sind. Innerer Markt kurzfristig heiß gelaufen Eines der wichtigsten kurzfristigen Navigationsinstrumente des inneren Marktes ist für mich der systematische 50-Tage-Indikator. Dieser deutet im Augenblick darauf, daß die US Börse objektiv stark überhitzt und reif für eine überfällige Ruhepause ist Hier sehen Sie die Relation der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien, die oberhalb ihrer 50- Tage- Linie handeln und sich insofern in einem mittelfristigen Aufwärtstrend befinden. Heute notieren 82 % der Aktien oberhalb ihrer 50- Tage- Linie. Dies ist eine nur selten erreichte Relation, die nur selten erreicht wird, meist unmittelbar vor Konsolidierungen, die natürlich relativ harmlos oder auch heftig sein können.



Zwei Dinge sind mir wichtig. Die so genannte Marktbeteiligung ist sehr hoch, mit 82 % sogar ungewöhnlich hoch. Dies bedeutet, dass die US Börse systematisch betrachtet stark überhitzt ist. Kaufgelegenheiten in der Breite findet man auf diesem Niveau nicht, meist nur in speziellen Sondersituationen. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Anleger Gewinne mitnehmen und eine Umverteilungsphase einsetzt. Bitte bedenken Sie aber, daß kein Indikator eine Trefferquote von 100 % aufweisen kann. Kritisch wird es nach den Regeln des inneren Marktes für den Trendverlauf der kommenden Tage bis Wochen übrigens erst, wenn sich hier eine negative 0-Spalte bildet, die unter die wichtige Grenze von 70 % wandert.

Übergeordnet sind die Bullen wieder am Ball



Übergeordnet, also für die Entwicklung der nächsten Wochen bis sogar Monate, sieht es HEUTE aber gar nicht mal so schlecht aus. Der wichtigste Risikoindikator überhaupt hat nämlich nach dem "Brexit-Schock" wieder sehr schnell eine positive X-Achse gebildet, die auf steigende Kurse und das Kaufinteresse der großen Investoren deutet. Es ist positiv, daß sich nach wie vor die Relation der an der NYSE gehandelten Aktien vergrößert, die von einem Verkaufs- auf ein Kaufsignal der P & F Technik wechselt.

Der Markt wird also von der Nachfrage gelenkt und die Position der Bullen verbessert sich. Denn wie hier schon mehrfach betont, ist eine deutliche Steigerung der Nachfrage notwendig, um überhaupt ein Kaufsignal in einer einzelnen Aktie auszulösen. Um nämlich die Relation der Kaufsignale im gesamten Markt zu verbessern, bzw. nach einer 0-Spalte eine positive X-Achse zu bilden, müssen mindestens 6 % der gehandelten Aktien an der NYSE auf ein definiertes Verkaufssignal wechseln.



Die Grafik zeigt Ihnen, dass sich aktuell etwa 68 % der Aktien auf einem definierten Kaufsignal befinden, also mutmaßlich Titel aus allen Branchen von der Nachfrage getragen werden. Die Bullen führen also eindeutig den Ball und wir Anleger "dürfen" uns nach aussichtsreichen Chancen umsehen um unser Kapital zu vermehren. Entsprechend dieser Systematik sind zwar Gewinnmitnahmen jederzeit möglich, größere Turbulenzen aber unwahrscheinlich - solange die Anzahl der Aktien stabil bleibt, die auf einem Kaufsignal handelt. DAX in Tuchfühlung mit der negativen Widerstandsgeraden

Besonders gut zeigt Ihnen der gelassene P & F Chart das Wechselbad der Gefühle der Investoren in den vergangenen Wochen. Mit einer kaum vorstellbaren Dynamik hat sich der DAX von seinem Tief bei 9.200 Punkten gelöst und ein Kaufsignal bei 9.800 ausgelöst. Nach diesem Kraftakt war der "Punch" der Bullen immer noch ausreichend, um das Niveau der gefächerten Widerstandsgerade zu erreichen.



Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".