Aktien von Small Caps haben in den USA seit 1926 pro Jahr einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 11,9 Prozent erreicht, Large Caps dagegen nur von 9,8 Prozent."
Edgar Walk, Metzler Asset Management.


Geopolitische Spannungen, Seuchen und konjunkturelle Ängste - diese explosive Nachrichtenlage hat die Finanzmärkte zuletzt in Bedrängnis gebracht. Die Aktienkurse waren in den vergangenen Wochen so volatil wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. "Die Entwicklung haben wir schon seit einiger Zeit erwartet, und wir gehen davon aus, dass die Volatilität auch in den nächsten sechs bis zwölf Monaten höher sein wird als in der Vergangenheit", sagt Chris Iggo von AXA Investment Managers. Von Werten unter 15 schnellte der VDAX New, der die Nervosität an den Märkten misst, innerhalb kürzester Zeit auf über 27.

Reihenweise wurden Positionen abgestoßen. Diese Verkaufswellen machten auch vor Nebenwerten nicht halt. "Viele Anleger haben diese Turbulenzen genutzt, um zum Jahresende hin ihr Risiko zu reduzieren", sagt Fondsmanager Andreas Humpe von Schleber Finanz-Consult. Dies gilt vor allem für Titel außerhalb der deutschen Indexlandschaft. In der sogenannten dritten Börsenreihe wurden Aktien querbeet aus den Depots geworfen. Allseits bekannte und auch operativ erfolgreiche Small Caps wie Allgeier, InVision oder SCHWEIZER ELECTRONIC verloren in den vergangenen drei Monaten rund ein Viertel ihres Börsenwerts. So bitter der Sturz auch sein mag, ein derartiger "Flash Crash" bietet andererseits mutigen Anlegern große Chancen. "Aktien, die zu Unrecht abgestraft wurden, erholen sich in der Regel relativ schnell wieder", sagt Experte Humpe.

Aber aufgepasst: Es gibt auch Unternehmen, die in der jüngsten Vergangenheit fundamental enttäuscht haben. Beispielsweise brachten Gewinnwarnungen des E-Commerce-Spezialisten Asknet sowie des Filmevermarkters Splendid Medien oder auch eine massive Kapitalerhöhung von Cliq Digital deren Notierungen nicht grundlos unter Druck. Anleger müssen daher genau prüfen, welches Unternehmen irrtümlich in die Bredouille geriet.

Auf Seite 2: Langfristig besser



Langfristig besser

Grundsätzlich spricht aber vieles für Small Caps. Während Großkonzerne ihre Produkte und Produktionsprozesse meist nur noch in kleinen Schritten zu verbessern suchen, sind kleinere Unternehmen in der Regel schneller, flexibler und innovativer. Ab einem gewissen Reifegrad eines Unternehmens entwickeln sich zudem die Gewinne eher moderat. Kleinunternehmen zeigen dagegen beim Ergebniswachstum eine deutlich stärkere Dynamik. Auch wenn die Schwankungen dabei höher ausfallen, spiegelt sich das stärkere Gewinnwachstum langfristig in einer Outperformance von Nebenwerten gegenüber Large Caps wider. "So haben beispielsweise Aktien von Small Caps in den USA seit 1926 pro Jahr einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 11,9 Prozent erreicht, Aktien von Großunternehmen dagegen nur von durchschnittlich 9,8 Prozent jährlich", rechnet Chefvolkswirt Edgar Walk von Metzler Asset Management vor.



Auf Seite 3: Auf Profit getrimmt



Auf Profit getrimmt

Wir haben die Wachstumsaussichten der rund 400 Nebenwerte in der BÖRSE ONLINE-Datenbank, die in keinem Index vertreten sind, untersucht. Dabei zeigt sich ein eindeutiges Bild: Für zwei Drittel der Firmen werden weitere Gewinnanstiege erwartet. Für etwas mehr als 30 Prozent der Titel ist ein Wachstum des Ergebnisses je Aktie zwischen 20 und 40 Prozent für 2015 vorhergesagt, 13 Prozent wird sogar zugetraut, dass sie ihre Profite um mehr als 50 Prozent steigern können. Aber es gibt auch die Kehrseite des Wachstums: ein Viertel des BÖRSE ONLINE-Small-Cap-Universums dürfte mit negativen Raten aufwarten. Diese Schätzungen sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, Anleger sollten beachten, dass es jederzeit zu Überraschungen - positiven wie negativen - kommen kann. Denn die kleinen Firmen fallen meist durchs Raster der Research-Abteilungen. Nur wenige Häuser nehmen regelmäßig Small Caps unter die Lupe.




Dadurch könnten sich aus einer fokussierten Auswahl von Einzeltiteln interessante Chancen auf systematische Zusatzerträge ergeben."
Edgar Walk, Metzler Asset Management.


Welches Potenzial in unentdeckten Aktien steckt, zeigt eindrucksvoll die diesjährige Entwicklung von Adler Real Estate. Zwar glänzten prominente Immobilientitel wie die Deutsche Annington oder auch Gagfah seit Jahresbeginn mit prozentual zweistelligen Kurszuwächsen, doch schaffte Adler im Windschatten der Großen eine Verdopplung seiner Börsenkapitalisierung. Auch die Vorzugsaktionäre von WMF dürfen sich über einen Kursanstieg von einem Drittel freuen. Dies hat allerdings weniger einen operativen Grund, vielmehr hat der US-Finanzinvestor KKR den Anteilseignern des Besteckherstellers ein Angebot zur Komplettübernahme unterbreitet. Mit Erfolg: Bei 58 Euro wurde das Gros der Aktionäre schwach und KKR erreichte eine Mehrheit von mehr als 90 Prozent. Die noch verbliebenen Aktionäre sollen gegen eine Abfindung hinausgedrängt werden - wodurch es möglicherweise noch zu einem weiteren kleinen Aufschlag kommen könnte.

Auf Seite 4: Vieles spricht für die Kleinen



Vieles spricht für die Kleinen

Von einer Zunahme der Unternehmensübernahmen in den kommenden Quartalen könnten insbesondere Small Caps profitieren. Denn sowohl Finanzinvestoren als auch Großkonzerne haben die Taschen voller Geld und sind auf der Suche nach lukrativen Nischenplayern. Zumal auch viele Large Caps mit dem Kauf anderer Großunternehmen bereits herbe Enttäuschungen hinnehmen mussten. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Konzerne gute Erfahrungen mit Akquisitionen von kleineren bis mittleren Unternehmen gemacht haben", sagt Fondsmanager Humpe.

Zudem spricht die Bewertung der Kleinstwerte aus der dritten Börsenreihe für dieses Segment. Knapp 100 Titel weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der für 2015 erwarteten Gewinne von unter zehn auf. Bereinigt um die negativen Ergebnisse ergibt sich derzeit ein Mittel des KGV der von BÖRSE ONLINE aufgeführten Nebenwerte in der Datenbank von rund 14. Damit sind sie günstiger DAX und Co.

In der Regel sind kleinere Titel aber teurer als ihre großen Pendants. Da sie jedoch größere Wachstumsraten haben, ist das auch gerechtfertigt, bieten sie dadurch doch die Chance auf eine Outperformance. "Es darf aber nicht vergessen werden, dass Small Caps höhere Risiken anhaften", mahnt Fondsmanager Humpe.

Aktuell ist von einer Überbewertung nichts zu sehen, die jüngste Korrektur hat dazu geführt, dass sich das KGV vieler Small Caps wieder deutlich reduziert hat. Bleibt die Wirtschaft im Tritt, sprechen Wachstumsaussichten sowie Bewertung des Sektors für ein Investment in Small Caps.

Nachfolgend stellen wir Ihnen sechs Titel vor, bei denen sich ein Engagement lohnen sollte.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Konzerne gute Erfahrungen mit Akquisitionen von kleineren bis mittleren Unternehmen gemacht haben."
Andreas Humpe, Schleber Finanz-Consult.


Auf Seite 5: Die Favoriten



Euromicron: Mit "Agenda 500" auf Wachstumskurs



Aus dem deutschen Informations- und Telekommunikationsmarkt ist Euromicron nicht wegzudenken. Der Mittelständler sorgt mit seinen Glasfaserkomponenten für eine funktionierende und sichere Infrastruktur. Ein wachstumsstarkes Feld, wie die letzten Halbjahreszahlen erneut zeigten. Der Umsatz legte um weitere sechs Prozent zu. Auf der Ergebnisseite kam es dagegen zu einem Rückgang. Dieser ist allerdings der "Agenda 500" geschuldet, einem Programm, das die Weichen für ein langfristiges Wachstum stellen soll. Doch trotz dieser zum Teil kostenintensiven Maßnahmen liegt Euromicron bei der Ertragskraft im Plan. Auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich die Marge von 6,1 Prozent im Auftaktquartal auf 6,5 Prozent in der zweiten Geschäftsperiode. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand einen Korridor von 6,0 bis 8,0 Prozent an. Die Rendite hat noch Potenzial nach oben. Die aktuellen Belastungen werden sich mit dem nächsten strategischen Wachstumsschritt, dem Zukauf von Firmen, 2015 und 2016 amortisieren. 2016 will Euromicron dann eine Ebit-Marge zwischen acht und elf Prozent generieren.





GFT Technologies: Erneute Chance auf eine Kurserholung



Bereits in Ausgabe 33/2014 von BÖRSE ONLINE haben wir auf eine Einstiegschance bei GFT Technologies hingewiesen. Eine damals vorübergehende Marktkorrektur hatte die Aktie nach unten gezogen. Der Kurs stieg anschließend um knapp 25 Prozent und erreichte nahezu unser Kursziel von zwölf Euro. Dieses Spiel wiederholt sich nun aufs Neue. Es kam erneut zu einem heftigen Rücksetzer unter die Zehn-Euro-Marke. Die erste Gegenreaktion führte nun wieder in den zweistelligen Kursbereich. Trotzdem bleiben noch knapp 15 Prozent Spielraum nach oben. Es könnte noch mehr werden, sollten die Zahlen für das dritte Quartal ähnlich gut ausfallen wie die zum Halbjahr. In der zweiten Geschäftsperiode legten die Erlöse des IT-Dienstleisters, der sich auf die Finanzbranche konzentriert, um 37 Prozent auf 156,7 Millionen Euro zu. Das operative Ergebnis hat sich sogar mehr als verdoppelt. In der zweiten Jahreshälfte soll sich der Wachstumstrend weiter beschleunigen. Vorsorglich hat GFT die Jahresprognose bereits nach oben korrigiert. Das Ebitda soll auf 29,5 Millionen Euro steigen, ursprünglich standen 28 Millionen Euro auf dem Plan.





SinnerSchrader: Auch die angehobenen Jahresziele übertroffen



Eine V-Formation lässt sich im Chartbild von SinnerSchrader feststellen. Die Aktie sackte im Oktober kurzfristig um 20 Prozent ab, notiert aber heute bereits wieder über dem Startniveau dieser Korrektur. Dass die Webagentur einen derart schnellen Rebound schaffte, liegt an den guten operativen Leistungen. SinnerSchrader konnte im vierten Quartal 2013/2014 den Erfolgskurs beibehalten und den Umsatz von Juni bis August um 37 Prozent steigern. Im Gesamtjahr beläuft sich das Plus auf 33 Prozent. Damit wurde die zum Halbjahr angehobene Jahresprognose sogar noch leicht übertroffen. Und das, obwohl es bei der hoffnungsvollen Tochter Next Audiance aufgrund technischer Schwierigkeiten beim Start der neuen Plattform zu Zeitverzögerungen kam. Auch der Aufwärtstrend beim Ergebnis hält an: Auf Basis der vorläufigen Zahlen beträgt das operative Ergebnis rund 3,1 Millionen Euro. Damit liegt es über den angekündigten drei Millionen Euro und auch klar oberhalb des Vorjahresniveaus von 0,7 Millionen Euro. Der endgültige Abschluss wird zusammen mit der Prognose für das neue Geschäftsjahr am 25. November veröffentlicht.





Softing: Gewinnturbo kurz vor der Zündung



Steil bergauf geht es momentan mit Softing - operativ wie auch an der Börse. Den jüngsten Kurseinbruch machte der Small Cap innerhalb kürzester Zeit mehr als wett. An einem Tag gelang der Aktie sogar ein Zehn-Prozent-Sprung. Das passt zur Geschäftsentwicklung: Der Umsatz schoss bis Ende September um mehr als 35 Prozent auf 53 Millionen Euro empor. Das Ebit verbesserte sich zwar nur leicht von 4,2 auf 4,5 Millionen Euro, allerdings war dieses insbesondere in der ersten Jahreshälfte durch Sonderbelastungen aus Zukäufen belastet. Wie die eigentliche Wachstumskurve aussieht, zeigt der isolierte Blick auf das dritte Quartal: Das Ebit hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 2,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Mit diesen guten Ergebnissen im Rücken bestätigte das Unternehmen das Ziel eines Jahresumsatzes von mehr als 70 Millionen Euro sowie eines Ebit zwischen 5,5 und 6,5 Millionen Euro. Ab dem kommenden Jahr zündet der Hard- und Softwarespezialist für die industrielle Automatisierung und Autoelektronik den Gewinnturbo. Prognosen zufolge soll das Ergebnis dann um beachtliche 70 Prozent zulegen.





Süss Microtech: Jäher Kurssturz zieht Schnäppchenjäger an



Bei Kursen um 5,80 Euro haben wir die Süss Microtec-Aktie im August auf "Beobachten" heruntergestuft. Damals fiel der Auftragsausblick enttäuschend aus.Der Hersteller von Spezialmaschinen für die Halbleiterfertigung verlor auf einen Schlag mehr als 30 Prozent seiner Kapitalisierung. Diese Richtung behielt der Kurs bei und markierte kürzlich bei 3,75 Euro ein Vierjahrestief. Nun folgte eine längst überfällige Gegenbewegung. Unterstützend wirkte sich aus, dass Süss klarmachte, dass an der Jahresprognose nicht zu rütteln ist. Daher müssen sich Anleger keine große Sorgen bei der Bilanzvorlage am 6. November machen. Der positive Swing in der Aktie könnte also noch einige Zeit anhalten. Auch Experten werden auf Süss wieder aufmerksam. So stufte Warburg Research den Titel wegen des massiven Ausverkaufs auf "Buy" hoch. "Der aktuelle Aktienkurs spiegelt ein Szenario des Nullwachstums mit operativen Margen von nur vier Prozent wider", begründet dies Malte Schaumann. Solche Annahmen sind seiner Ansicht nach jedoch nicht realistisch. Angesichts der niedrigen Bewertung wird Süss sogar als Übernahmekandidat gehandelt.





USU Software: Wissen ist Macht - und spült Geld in die Kasse



Bereits im 16. Jahrhundert formulierte der englische Philosoph Francis Bacon den allseits bekannten Ausdruck "Wissen ist Macht". Dieser hat bis heute nichts an Bedeutung verloren, insbesondere in Unternehmen, auch wenn sich dort in der Neuzeit der Ausdruck "Wissensmanagement" eingebürgert hat. Bereits 1997 begann USU Software mit der Entwicklung von Programmen für Erwerb, Entwicklung, Transfer, Speicherung sowie Nutzung von Wissen in Unternehmen. Heute ist USU komplett auf Software für Knowledge Management fokussiert. Mit durchschlagendem Erfolg: In den vergangenen Jahren glänzte das Unternehmen nahezu durchwegs mit prozentual zweistelligen Zuwächsen beim Erlös. Dieser Trend soll sich weiter fortsetzen. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sagen für 2014 bis 2016 einen durchschnittlichen Umsatzanstieg von 16 Prozent voraus, der Gewinn soll sogar jährlich um etwa 33 Prozent vorankommen. Der überproportionale Ergebnisanstieg basiert auf dem Ausbau des margenstarken Produktgeschäfts. Angesichts dieser positiven Aussichten unterstreicht das aktuell günstige 2015er-KGV von 13,5 die Attraktivität der Aktie.