Die Durststrecke scheint überwunden: Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer ist nach Konzernumbau und harten Sparmaßnahmen wieder in der Gewinnzone. Die Würzburger fokussieren sich nun stärker auf das Geschäft mit Verpackungsdruckmaschinen. Der Umsatz in diesem Segment stieg im vergangenen Jahr um knapp sieben Prozent, die Auftragslage ist vielversprechend. In diesem Jahr will das SDAX-Unternehmen erstmals wieder stärker wachsen. BÖRSE ONLINE sprach mit Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann über den Weg zu neuen Zielen.

Börse Online Sind die Aufräumarbeiten nach zwei harten Jahren nun beendet?


Claus Bolza-Schünemann:

Maschinenumzüge, Werkschließungen und Kapazitätsanpassungen sind nun komplett abgeschlossen. Wir haben noch in geringem Umfang Personalabbau, wobei es sich um Altersteilzeitlösungen und Nachläufer aus langen Kündigungsfristen handelt.

Warum kommen die Aktionäre, die Ihnen auch in schwierigen Zeiten die Stange gehalten haben, für 2015 nicht in den Genuss einer Dividende?


Der Einwand ist berechtigt. Auf der Hauptversammlung am 19. Mai werde ich unseren Aktionären zu erklären versuchen, dass der Jahresverlust 2013 von mehr als 150 Millionen Euro unser vorher komfortables Eigenkapital drastisch in Mitleidenschaft gezogen hatte. Jetzt liegen wir wieder bei einer Eigenkapitalquote von 26,5 Prozent, haben aber einen hohen Verlustvortrag. Sofern sich die Bedingungen nicht deutlich verschlechtern, bin ich zuversichtlich, dass wir 2016 bei einer weiteren Ergebnisverbesserung wieder eine Dividende ausschütten können.

Die Vorsteuermarge soll sich 2016 von 2,9 Prozent im Vorjahr auf bis vier Prozent, mittelfristig dann auf bis sechs Prozent verbessern. Woher soll das Wachstum kommen?


Im Verpackungsgeschäft, das bereits für zwei Drittel unserer Erlöse steht, wollen wir die Marktanteile weiter ausbauen. Spielraum dafür gibt es durch das wachsende globale Verpackungsvolumen. Weiteres Potenzial sehen wir im Servicegeschäft mit der wachsenden installierten Maschinenbasis.

Welche Impulse für das operative Geschäft erwarten Sie von der im Juni stattfindenden Fachmesse Druck- und Papier, kurz Drupa?


Wir werden eine große Bandbreite von Drucktechnologien zeigen, angefangen von klassischen analogen Druckverfahren über flexiblen Verpackungsdruck bis zum Digitaldruck. Die Schwerpunkte liegen bei der Verpackung wie dem Bedrucken von Faltschachteln und Folien, aber auch beim Digitaldruck für Dekore wie Fußböden, Wände oder Möbel sowie für weitere industrielle Anwendungen.

Wie hat sich die Auftragslage im ersten Quartal entwickelt?


Ohne konkrete Zahlen nennen zu können, lässt sich sagen, dass sich alles erwartungsgemäß entwickelt. Außerdem spüren wir in keinen Geschäftseinheiten ein Drupa-Loch, also die Kaufzurückhaltung, wie sie bei unseren Kundengruppen in den Monaten vor der weltgrößten Branchenmesse häufig anzutreffen ist.

Mit dem Verpackungsdruck hat sich Ihre Firma aus der Krise freigeschwommen?


Zwei Drittel unserer Druckmaschinen gehen in diesem Segment noch in Richtung Kartonagen, Faltschachteln, Hohlkörper und Metalle. Jede Menge Potenzial sehen wir hier noch bei flexiblen Verpackungen in der Lebensmittelindustrie und anderen Branchen. Der Foliendruck zählt dazu, aber auch der mehrfarbige Druck von Joghurtdeckeln. Hier kommen wir auf einen Marktanteil von fünf Prozent, da ist noch reichlich Luft nach oben.

Gilt das auch im Servicegeschäft?


Hier sehen wir quer über alle Geschäftsfelder Potenzial, um Ergebnis und Umsatz zu steigern. Darauf richten wir uns aus, zum einen mit eigenem Personal in bedeutenden Märkten wie den USA oder China, zum anderen mit einem Onlineprogramm, das schnell und effizient Hilfe ermöglicht.

Wird Koenig & Bauer im 3-D-Druck aktiv?


Das ist auf der Drupa ein großes Thema. Dabei handelt es sich um formloses Spritzen von aushärtbaren Materialien - was nicht zu unserer technischen Expertise gehört. Wir sind deshalb hier außen vor und konzentrieren uns auf Marktnischen wie den digitalen Dekordruck, in dem wir führend sind.

Werden Ihre klassischen Absatzmärkte in Zukunft ganz verschwinden?


Alle Publikationen mit digitalem Wettbewerb werden weiter unter Druck stehen. Um die Zukunft unserer Branche ist mir aber nicht bange, denn alle neuen Märkte mit physischen Dingen, die verpackt werden, wachsen weiter. Mit dem steigenden Wohlstand und der wachsenden Erdbevölkerung werden mehr Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs nachgefragt. Deren Verpackungen werden immer aufwendiger bedruckt. Dazu wächst der Internethandel - mit der entsprechenden Nachfrage an bedruckten Kartonagen.

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Koenig & Bauer: Wieder volle Auftragsbücher



Nur wer sich ändert, bleibt. Das Internet hat die Rolle von Printprodukten in der Medienlandschaft drastisch verändert - und damit auch den Markt des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer (KBA). Die im SDAX gelistete Firma reagierte mit einem rigiden Sparprogramm auf den Auftragseinbruch bei der traditionellen Kundschaft und erschloss sich neue Absatzmärkte. Nun bedrucken die Würzburger auch hochwertige Rundkörper aus Glas und Metall wie edle Whiskyflaschen, Parfümflakons oder Zigarrenschachteln und veredeln Möbel und Fußböden mit Dekordruck.

Außerdem wurden Produktionsstätten zusammengelegt und das traditionelle Rollengeschäft für den Zeitungsdruck konsolidiert. Dadurch fielen mehr als 1000 Arbeitsplätze weg. Zugleich erschloss sich Koenig & Bauer durch Zukäufe wie die italienische Firma Flexotecnica neue Märkte, etwa das Bedrucken von flexiblen Verpackungen. Der Umsatzanteil mit klassischen Printmedien fiel im Geschäftsjahr 2015 auf knapp zehn Prozent. Nach der schwarzen Null im Vorjahr untermauerte das Unternehmen 2015 die nachhaltige Rückkehr in die Gewinnzone. Während sich der Umsatz oberhalb der Milliardenmarke leicht rückläufig zeigte, schnellte der Auftragseingang um 23,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro nach oben. Vor allem das starke Schlussquartal deutet darauf hin, dass das Geschäft wieder an Dynamik gewinnt. Das lässt Spielraum für weitere Ergebnisverbesserungen, die im Aktienkurs von KBA noch nicht eingepreist sind.