"Die Weltwirtschaft hängt derzeit am Tropf", sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. Der Markt erwarte entschlossene Maßnahmen, eine weitere Lockerung der Geldpolitik liege auf der Hand. "Dennoch bleibt die Erkenntnis bestehen, dass geldpolitische Werkzeuge keinen Impfstoff gegen Corona ersetzen können." Thomas Völker, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Moneyfarm, befürchtet, dass die Börsen vor einer länger anhaltenden Phase erhöhter Volatilität und Unsicherheit stehen.

OPEC DROSSELT FÖRDERMENGEN


Am Devisenmarkt spekulierten Anleger auf weitere geldpolitische Lockerungen der US-Notenbank, nachdem die Fed am Dienstag den Schlüsselzins überraschend um 50 Basispunkte gesenkt hatte. Der Dollar-Index fiel um 0,4 Prozent auf 96,98 Punkte. Der Euro stieg um 0,6 Prozent auf 1,1199 Dollar.

Ein Beschluss für weitere Förderkürzungen der Opec verlieh den Ölpreisen nur kurzfristig Auftrieb. Die großen Erdöl-Exportländer und ihre Verbündeten verständigten sich wegen der Coronavirus-Krise und einer schwindenden Nachfrage auf eine Drosselung der Fördermengen um zusätzliche 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit 51,02 Dollar dennoch rund 0,3 Prozent weniger, nachdem es sich auf bis zu 1,4 Prozent verteuert hatte.

AIRLINE-AKTIEN FLIEGEN AUS DEN DEPOTS


Der Nachfrageeinbruch bei Flugreisen in Folge der Coronavirus-Epidemie setzte die Aktien im Luffahrtsektor erneut unter Druck. Mit der britischen Flybe ist eine weitere Fluggesellschaft in Europa am Donnerstag zusammengebrochen. Aktien von British Airways sackten um 4,7 Prozent ab, Lufthansa um vier Prozent und easyJet um 3,1 Prozent. Ein Medienbericht über mögliche Produktionskürzungen beim Modell A330 setzte Airbus zu. Die Aktien des Flugzeugbauers fielen in Paris um bis zu 3,9 Prozent.

Auch exportabhängige Titel wie Autoaktien gerieten unter die Räder: der europäische Sektorindex gab drei Prozent nach. Um bis zu 12,4 Prozent abwärts ging es auch für die Aktien des Auto-Zulieferers Continental. Conti stellt sich auf ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld im laufenden Jahr ein und rechnet bestenfalls mit einem stabilen Konzernumsatz. Auch Henkel enttäuschte mit seinem Ausblick, die Papiere gaben mehr als fünf Prozent nach.

Finanzwerte mussten ebenfalls Federn lassen. Dabei fielen die Commerzbank-Titel um 4,3 Prozent auf 4,63 Euro und unterschritten damit das bisherige Rekordtief vom August 2019.

Einziger Gewinner im Dax waren die Merck-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent. Das Unternehmen will nach einem kräftigen Umsatz- und Ergebnisplus im vergangenen Jahr weiter zulegen. Ein Rekordgewinn stützte den Kurs von Aviva. Die Aktien des britischen Versicherers legten in London 1,2 Prozent zu.

rtr