Batterietechnik, E-Sports und Blockchain oder lieber Millennials, Gleichberechtigung und alternde Gesellschaft? Bei Themenfonds haben Anleger die Qual der Wahl. Das Angebot ist riesig. Für Fondsgesellschaften handelt es sich um Verkaufsschlager: Binnen zehn Jahren hat sich der Anteil von Themenportfolios am verwalteten Vermögen von 0,1 auf ein Prozent verzehnfacht, absolut gesehen sind heute weltweit knapp 180 Milliarden Euro in solche Produkte investiert.
Doch während die Anbieter ständig neue Fonds konzipieren, zahlt sich ein Themeninvestment für Anleger nicht unbedingt aus. Das Analysehaus Morningstar zählte kürzlich auf, welche Risiken Investoren - oft unbewusst - bei einem Engagement in Themenfonds eingehen. Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah beklagt, dass einzelne Produkte stark auf spekulative Nebenwerte setzen, andere im Gegensatz dazu auf Branchenführer, die auch in vielen anderen Fonds und Indizes enthalten sind, was zu Klumpenrisiken im Depot führen kann. Viele Produkte würden mangels ausreichender Nachfrage bereits nach wenigen Jahren wieder liquidiert. Und schließlich sei der Anspruch der Fondsgesellschaften, mit Themenfonds auf disruptive neue Technologien zu setzen und dadurch das Maximum an Performance herauszuholen, verfehlt. Denn bis Anleger auf ein Thema aufmerksam geworden sind und es auch ausreichend börsennotierte Firmen gibt, sei die Zeit der größten Wertsteigerung oft schon vorüber, so Masarwah.
Überhaupt, die Performance: Zum Beispiel mit den als besonders langfristige und solide Trendinvestments beworbenen Wasser- oder Agrar- und Ernährungsportfolios fuhren Anleger seit Jahresbeginn überwiegend schlechter als mit einem ETF auf den MSCI World oder All Country World Index.
Richtige Konstruktion entscheidend
Die Fondsgesellschaften sehen das naturgemäß anders. So spricht etwa Karen Kharmandarian, Chief Investment Officer der Themenfondsboutique Thematics Asset Management, von der besonderen Resilienz von Themenfonds in der Krise. Da man sich auf Qualitätsunternehmen konzentriere, die in langfristigen Wachstumssektoren aktiv sind, seien diese Werte weniger anfällig für Kursverluste. Andreas Fruschki, Leiter Thematic Equity bei Allianz Global Investors, ist überzeugt, dass sich Schwachstellen durch die richtige Konstruktion einer Themenstrategie vermeiden lassen. Und bei Legal & General Investment Management sieht Wholesale-Vertriebschef Philipp von Königsmarck Themeninvestments als Ausdruck einer generellen Veränderung der Investmentlandschaft: "Die Globalisierung hat den Ansatz, in verschiedene Regionen zu investieren, zurückgedrängt. Gleichzeitig verändern sich Geschäftsmodelle stark, die Branchenzuordnungen basieren aber auf der Historie und sind sehr statisch. Themenfonds dagegen orientieren sich mehr an der Zukunft. Mit ihnen kann man sich Wachstum ins Portfolio holen."
Wer sich detaillierter mit der breiten Themenfondspalette befasst, aus der deutsche Anleger auswählen können, stellt fest: Alle haben ein Stück weit recht. Denn was unter dem Label "Themenfonds" angeboten oder analysiert wird, ist extrem heterogen. Jeder Anbieter hat seine eigene Definition. Und häufig sind die Grenzen zu Branchenfonds fließend, etwa bei Gesundheits-, Technologie- oder Luxusgüteraktien. Eine Stichprobe aus der Fondsstatistik von €uro am Sonntag mit Fonds aus den Kategorien Wasser, Ernährung/Agrar, Sicherheit, Robotik und Megatrends zeigt: Keines der Trendportfolios konnte sich im Corona-Crash zwischen 20. Februar und 20. März wirklich wesentlich besser behaupten als der MSCI World oder All Country World Index, es war aber auch keines deutlich schlechter. Einige Kategorien haben sich jedoch schneller erholt als der breite Markt. So liegen beispielsweise Robotik-, Sicherheits- und teilweise Megatrends-Fonds in der Performance seit Jahresanfang inzwischen vor dem Index.
Natürlich bieten Corona-Crash und die Performance im laufenden Jahr nur eine Momentaufnahme. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, schnitt die Mehrheit der Wasserfonds sowie die Sicherheits- und Robotikportfolios, die bereits so lange bestehen, deutlich besser ab als der MSCI World Index. Bei Megatrends fällt die Bilanz sehr unterschiedlich aus: Der Deka-Megatrends (ISIN: DE 000 515 270 6) schlug den Index, Tocqueville Megatrend (FR 001 054 694 5) und Pictet Global Megatrend Selection (LU 038 688 227 7) blieben dahinter zurück. Überwiegend Verluste machten auf Fünfjahressicht die Fonds zum Thema Ernährung/Agrar.
Genaue Risiko-Rendite-Betrachtung
Auf den ersten Blick beeindrucken besonders die techlastigen Robotik- und (Cyber-)Sicherheitsprodukte mit starken Zuwächsen von 50 bis 60 Prozent über fünf Jahre. Doch der Eindruck täuscht: Breiter gestreute Technologiefonds, die eine sehr gute FondsNote tragen, haben mit einem Plus zwischen etwa 80 und 180 Prozent in den vergangenen fünf Jahren noch weit besser performt, ohne sich auf einen Teilbereich der Techbranche zu beschränken.
Die einfache Lösung gibt es also nicht. Themenfonds können eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio sein, doch müssen sich Anleger das Thema schon genau anschauen, ob es wirklich über längere Zeit Wachstum verspricht und ob dieses Wachstumsversprechen es wert ist, dafür weniger Diversifikation in Kauf zu nehmen. Dann gilt es, sich mit der Strategie der verschiedenen erhältlichen Produkte zu befassen und eines auszuwählen, das zum persönlichen Risikoprofil passt. Wichtig ist auch zu überprüfen, welche Überschneidungen es mit anderen Investments im Depot gibt. In der Investor-Info stellen wir drei ganz unterschiedliche Portfolios vor, deren Konstruktion überzeugt.
INVESTOR-INFO
Allianz Pet and Animal Wellb.
Tierisch gute Idee
Als Allianz Global Investors im Januar 2019 diesen Fonds auflegte, reagierten viele in der Branche mit hochgezogenen Augenbrauen. Das Wohlergehen von Haus- und Nutztieren ist schon ein ziemlich exotisches Thema. Aber es funktioniert. Fondsmanager Andreas Fruschki hat über 100 auf diesen Bereich spezialisierte Firmen identifiziert. Seine US-lastige Titelauswahl aus diesem Universum hat sich bisher wirklich gut geschlagen - und überschneidet sich kaum mit großen Indizes.
Candriam Eq. Oncology Impact
Zugkräftiges Konzept
Kann man als Vermögensverwalter gewinnen, wenn man einem der erfolgreichsten Biotechfonds einen auf Krebsmedizin spezialisierten Themenfonds mit demselben Manager an die Seite stellt? Für Candriam ging diese Strategie auf: Der Oncology Impact verwaltet nach 18 Monaten bereits über eine Milliarde Dollar - und hat den Biotechfonds bei der Performance seit Auflage um rund sieben Prozentpunkte geschlagen. Manager Rudi van den Eynde setzt ausschließlich auf Krebsdiagnostik- und Krebstherapiefirmen.
L & G Cyber Security ETF
Trendige Ergänzung
Dass Cybersicherheit ein wichtiger Trend ist, steht außer Zweifel. Hackerangriffe und Datenklau können enorme wirtschaftliche Schäden anrichten. Einige breit aufgestellte Techfonds haben sich zwar besser entwickelt als Aktien dieses Teilbereichs, der ETF ist jedoch ein gutes Beispiel dafür, dass ein Themenfonds trotzdem eine gute Depotergänzung darstellen kann: Er deckt viele kleinere Firmen ab, die in Techfonds eher keine große Rolle spielen - und das zu einem günstigen Preis.