Im laufenden Jahr hängt das Wohl und Wehe von K K+S auch davon ab, ob die Nordhessen die bereits lange erhoffte Genehmigung für die weitere Versenkung von salzhaltigen Abwässern, die bei der Kaliproduktion anfallen, erhalten. Sollte das Unternehmen die Genehmigung nicht bald bekommen, werde der Konzern wohl nur das untere Ende der Ergebnisprognose von 200 bis 300 Millionen Euro in diesem Jahr erreichen, warnte Lohr. Auch die Aktionäre müssen sich auf magere Zeiten einstellen und mit einem deutlichen Rückgang der Dividende rechnen.
Anleger reagierten verschnupft: Die Aktien von K+S verloren in der Spitze 8,6 Prozent auf 18,14 Euro. Die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr sei sehr konservativ, urteilte Analyst Markus Mayer von Baader Helvea. Immerhin lag K+S im ersten Halbjahr mit einem operativen Gewinn (Ebit I) von 233 (Vorjahreszeitraum: 496) Millionen Euro bereits innerhalb der prognostizierten Jahresspanne. Das Unternehmen schließt damit offenbar auch einen Verlust für das zweite Halbjahr nicht aus. Bislang hatte K+S für dieses Jahr lediglich einen "moderaten" Rückgang beim Umsatz und einen deutlichen beim Ergebnis vorhergesagt und präzisierte nun seine Prognose. Der Erlös soll auf 3,5 bis 3,7 Milliarden Euro von 4,2 Milliarden im Vorjahr schrumpfen. Im ersten Halbjahr sank er um ein Fünftel auf 1,8 Milliarden Euro.
Lohr zeigte sich dennoch zuversichtlich. "Es gibt sicherlich gute Gründe, von einer Erholung der Preisentwicklung im Kalimarkt auszugehen." Die Bodenbildung bei den Preisen dürfte erreicht worden sein. Auch der kanadische Rivale Potash, der K+S im vergangenen Jahr übernehmen wollte, sieht den Tiefpunkt erreicht und Anzeichen einer Erholung. Der US-Rivale Mosaic hatte erklärt, das Schlimmste sei vorbei.
FRAGEZEICHEN VOR VERSENKERLAUBNIS
K+S macht die anhaltende Schwäche der Preise für Kali, einem wichtigen Bestandteil von Düngemitteln, zu schaffen. Zudem haben die Kunden wegen noch hoher Lagerbestände nach dem milden Winter weniger Auftausalz nachbestellt als üblich. Hinzu kommen die Produktionsausfälle im größten Werk Werra an der hessisch-thüringischen Landesgrenze. Der Konzern hatte vom Regierungspräsidium Kassel zuletzt nur eine eingeschränkte Versenkerlaubnis erhalten. Eine abschließende Entscheidung über seinen Antrag zur Fortsetzung der Versenkung bis 2021 hatte K+S im Sommer erwartet, die Prüfung dauert aber weiter an. Wann man die Genehmigung nun erhalte, sei noch nicht absehbar, sagte Lohr. Er geht aber davon aus, dass K+S diese noch 2016 bekommt.
Auch bei seinem milliardenschweren neuen Minen-Projekt "Legacy" in Kanada kommt K+S nicht wie geplant voran. Im Juli hatte sich ein 28 Meter hoher Prozessbehälter für die Kaliproduktion während eines Routine-Tests aus seiner Verankerung gelöst und war zu Boden gestürzt. Erheblicher Sachschaden entstand. Zwar soll die Anlage wie geplant Ende August den Betrieb aufnehmen. Mit der Produktion der ersten Tonne Kali rechnet der Vorstand nun aber erst im zweiten Quartal 2017 und nicht schon Ende 2016. Auch könnte das Projekt teurer werden als gedacht: Lohr schließt nicht aus, dass das Investitionsbudget für die Kali-Mine von 4,1 Milliarden kanadischen Dollar (knapp 2,9 Mrd Euro) überschritten wird.
rtr