Der Polizeipräsident von Hannover, Volker Kluwe, sagte der ARD, die Behörden habe ein ernstzunehmender Hinweis auf einen Sprengstoffanschlag erreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere ihrer Minister, die als Zuschauer erwartet wurden, befanden sich zu der Zeit noch nicht im Stadion.

In Frankreich, Belgien und Deutschland liefen nach den verheerenden Anschlägen von Paris mit mehr als 129 Toten die Ermittlungen auf Hochtouren. In der Nähe von Aachen wurden am Dienstag im Tagesverlauf insgesamt sieben Personen vorübergehend festgenommen. Der Hauptverdächtige der Anschläge von Paris sei nicht darunter gewesen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere.

Die Fußballfans verließen geordnet und ohne Panik das Stadion. Innerhalb kürzester Zeit sei der Platz vor der Arena so gut wie leer gewesen, berichtete ein Reuters-Fotograf. Die Polizeipräsenz sei erheblich verstärkt worden. Aus Lautsprechern ertönte: "Das Fußballspiel heute Abend wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wir fordern alle Besucher auf, umgehend die Heimreise anzutreten." Auch von einer "konkreten Gefährdungslage" war in den Durchsagen die Rede. Neben Merkel wollten sich auch Vizekanzler Sigmar Gabriel, Innenminister Thomas de Maiziere und Justizminister Heiko Maas das Spiel anschauen.

Erst am Sonntag war entschieden worden, dass ungeachtet der Furcht vor Anschlägen in Europa das Spiel stattfinden sollte - auch als Zeichen der Solidarität mit Frankreich. Beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich am Freitagabend war Paris von einer beispiellosen Anschlagsserie erschüttert worden, bei der mindestens 129 Menschen getötet wurden. Sprengsätze detonierten auch unmittelbar vor dem Stade de France.

Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete auf Twitter, das Sondereinsatzkommando SEK befinde sich im Stadion. Die Zeitung zitiert Oberbürgermeister Stefan Schostok mit den Worten: "Die Lage ist sehr ernst." Nach "Spiegel Online"-Informationen wurde am Stadion ein "Gefährder" gesichtet. Daraufhin habe der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius die Notbremse gezogen.

Die bei einem Großeinsatz der nordrhein-westfälischen Polizei festgenommenen sieben Personen sollten wieder freigelassen werden. Nach den bisherigen Ermittlungen handele es sich nicht um Personen, die im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris gesucht würden, sagte eine Polizeisprecherin am Abend. "Es besteht kein Grund, sie weiter festzuhalten." Die Behörden hatten nach Angaben von de Maiziere gehofft, dass ihnen ein "dicker Fisch" ins Netz gegangen ist. Dies bestätigte sich nicht.

Bei der Anschlagsserie vom Freitagabend gab es möglicherweise acht Attentäter, von denen sieben ums Leben kamen. Nach einem Franzosen wird zurzeit international gefahndet. Der Nachrichtenagentur AP zufolge gibt es aber noch einen weiteren Verdächtigen, der bislang nicht identifiziert wurde.