Eine gute Nachricht für alle, die eine Lebensversicherung besitzen: Die zehn Jahre dauernde Talfahrt der Renditen hat zumindest vorläufig ein Ende gefunden. Die laufenden Verzinsungen für 2019 liegen im Durchschnitt exakt auf dem Vorjahreswert von 2,34 Prozent. Das zeigt eine Auswertung von Policen Direkt - das Unternehmen erwirbt Lebensversicherungen von Endkunden - auf Basis von mehr als 90 Prozent des Marktes. Zum Vergleich: 2017 waren es 2,47 und 2016 sogar 2,84 Prozent gewesen.
Entscheidend für diesen Umschwung ist die sogenannte Zinszusatzreserve. Seit 2011 müssen die Anbieter Geld zurücklegen, um ihre langfristigen Garantien für die Kunden bezahlen zu können. Diese Reserve bemisst sich am allgemeinen Zinsniveau. Letzteres ging immer weiter nach unten, entsprechend schwollen die Beträge an. Für 2017 wurden 15 Milliarden Euro fällig, was dem gesamten Eigenkapital der Branche entspricht. 2018 wäre es noch einmal maximal die Hälfte mehr gewesen.
Die Branche ächzte unter dieser Last. Konzerne und Verbraucherschützer mahnten in seltener Einigkeit Reformen an. Im vergangenen Herbst erließ Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) eine Verordnung, wonach die Regeln entschärft werden. Ergebnis: Für 2018 werden wohl nur maximal acht Milliarden Euro fällig, kalkuliert die Ratingagentur Assekurata.
Das eröffnete mehr Spielraum für die Überschussbeteiligung, die aus den Kapitalerträgen des laufenden Jahres stammt und jeweils für das kommende Jahr ausgewiesen wird. Allerdings gibt es eine gegenläufige Entwicklung: Die Erträge der Versichererportfolios sind 2018 weiter gesunken, weil hoch verzinste Altanleihen auslaufen. Beide Bewegungen haben sich, so schätzt Assekurata, in etwa ausgeglichen.
Zu den Details: Zum ersten Mal seit 2011 haben Anbieter die laufende Verzinsung erhöht - Ideal von drei auf 3,3 Prozent, DEVK Leben AG von 2,3 auf 2,5 Prozent und DEVK Leben a. G. von 2,4 auf 2,7 Prozent. Ideal bietet zugleich den höchsten Wert am Markt. Gesenkt haben ebenfalls drei: Debeka von 2,5 auf 2,25, Ergo Direkt von 2,75 auf 2,5 und Deutsche Ärzteversicherung von 3,05 auf 2,9 Prozent. Am wenigsten ist bei Generali mit 1,25 Prozent zu holen. Marktführer Allianz verharrt bei 2,8 Prozent. Die 20 größten Anbieter finden Sie in der nachfolgenden Tabelle.
Die Zahlen der Top 20 gelten für klassische Rentenpolicen, deren gesetzlicher Garantiezins unterhalb der laufenden Verzinsung liegt. Für viele ältere Policen wird mehr bezahlt, weil der Garantiezins dort oft höher liegt als die laufende Verzinsung (sie ist, einmal zugesagt, für das entsprechende Jahr verbindlich). Die Prozentzahlen beziehen sich auf den Sparanteil, also Einzahlungen minus Kosten. Auf die gesamten Einzahlungen gerechnet liegt die Rendite also niedriger. Bei allen Anbietern kommen unverbindliche Zahlungen hinzu, etwa die sogenannten Schlussüberschussanteile. Die Zuweisungen an Kunden heißen oft auch Überschussbeteiligung.
Manche Anbieter offerieren klassische und neuartige Kontrakte. So zahlt die Allianz für ihre Produktlinie "Perspektive", bei der lediglich die Einzahlungen zu Vertragsende garantiert sind, aktuell einen Aufschlag von 0,1 Prozentpunkten.
Gut 42 Millionen Lebensversicherungen zur Kapitalanlage gibt es, und für fast alle ist die Überschussbeteiligung in irgendeiner Form relevant. Dies gilt auch für viele moderne Policen ohne gesetzlichen Garantiezins, etwa für Indexpolicen, die sich immer stärker verkaufen. Hier hat der Kunde zu Beginn jedes Jahres die Wahl, ob er sich die laufende Verzinsung von vornherein sichert oder ob das Geld an der Wertentwicklung eines Index teilhaben soll.