Ein Zurück zum Atomstrom wird aktuell sowohl von den Versorgern als auch von der deutschen Politik als Tabu angesehen. Die mögliche Lösung in Deutschland wird wohl auf Stromimporte hinauslaufen.
Bereits im Jahr 2020 hat Deutschland rund 36 Prozent mehr Strom importiert als im Jahr zuvor. Einer der Gründe war der rückläufige Anteil von Kohle- und Kernkraftwerken am deutschen Strommix. Der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen schreitet zwar voran, doch bei ungünstigen Wetterbedingungen wirft die Energieerzeugung aus Wind- und Solaranlagen zu wenig ab. Mit Gaskraftwerken, die schnell hochgefahren werden können, kann einiges ausgeglichen werden. Die Nachfragespitzen werden zugekauft, hauptsächlich in Frankreich.
Mit Atomkraft das Klima retten
Die Nachbarn setzen mehr denn je auf Atomstrom. Weltweit ist Frankreich das Land mit dem höchsten Anteil von Kernenergie an der Stromerzeugung. Und der Anteil soll weiter steigen. Im Zuge der Klimadebatte erfährt Kernenergie als weitgehend CO2-freie Energiequelle gerade eine völlige Neubewertung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will eine Milliarde Euro in die Entwicklung neuer Atomkraftanlagen investieren. In Brüssel macht sich Frankreich stark, Kernkraft als "grüne" Technologie zu klassifizieren.
Unter dem Strich sollte Électricité de France (EDF) von der Entwicklung profitieren. Der Konzern ist weltweit der größte Stromerzeuger - handelt zudem mit Strom, versorgt Endkunden und betreibt die Stromverteilungs- und Übertragungsnetze. EDF kann hohen CO2-Preisen die kalte Schulter zeigen. In Frankreich werden 88 Prozent der Energie in 19 Kernreaktoren emissionsarm erzeugt. Der französische Staat ist mit 84 Prozent der größte Aktionär.
Ein ku¨nftig deutlich steigender Stromverbrauch bei steigenden Strompreisen kommt EDF zugute. Aktuell profitieren die Franzosen bereits von den höheren Strompreisen an der Börse. Die Produktion von Atomstrom ist vergleichsweise günstig. EDF kann Überschüsse zu Marktpreisen verkaufen. Bereits im Juli hob der Konzern seine Produktionsprognose an und erwartet nun beim Ebitda mehr als 17,7 Milliarden Euro. Die Aktie ist niedrig bewertet und bietet außerdem eine ansehnliche Dividendenrendite. Obendrein besteht die Chance, dass der französische Staat den Versorger mittelfristig neu aufstellt oder übernimmt. Dann wäre ein Kursaufschlag fällig.