Die Lufthansa baut ihre Position auf dem Wachstumsmarkt China durch eine verstärkte Kooperation mit Air China aus. Eine Absichtserklärung zum Aufbau eines Joint-Ventures wurde von Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Air-China-Präsident Song Zhiyong während des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Peking unterzeichnet. Mit dem Abkommen erschließt sich Europas größte Fluggesellschaft einen besseren Zugang zum zweitgrößten Luftverkehrsmarkt der Welt nach den USA. Bei Joint-Ventures in der Branche teilen sich Fluggesellschaften auf bestimmten Strecken üblicherweise Verbindungen und Umsätze. Anleger applaudierten: Die Lufthansa-Anteilsscheine stiegen am Montag in der Spitze um 1,5 Prozent und waren damit zeitweilig größter Gewinner im Dax.

Die Übereinkunft ist ein wichtiger Erfolg für den seit gut zwei Monaten amtierenden neuen Lufthansa-Chef Spohr, der am Mittwoch den neuen Kurs für das 117.000 Mitarbeiter starke Unternehmen vorstellen wird. Die neue Strategie wird mit Spannung erwartet, da der von seinem Vorgänger Christoph Franz angestoßene Konzernumbau nicht die erhoffte Wirkung zeigt. Hinzu gesellen sich neue Probleme in Europa und im Langstreckengeschäft. Spohr musste daher erst vor wenigen Wochen die Gewinnziele für den Luftfahrtkonzern beerdigen.

CHINAS LUFTFAHRT BOOMT

Das neue Abkommen soll zum Start des Winterflugplans Ende Oktober in Kraft treten. Für die Lufthansa ist die Zusammenarbeit mit den Chinesen eine lang erhoffte Verstärkung, da die deutsche Traditions-Fluglinie auf Strecken nach Asien zunehmend unter der Konkurrenz durch aggressiv wachsende Rivalen vom Persischen Golf wie Emirates leidet. "Die Vereinbarung ist ein guter Weg, um die Position in einem Markt, auf dem die Lufthansa nicht so stark ist, zu verbessern", sagte Luftfahrt-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Die beiden Fluglinien könnten die Kosten senken, etwa durch eine Zusammenlegung der Abfertigung. Die Übereinkunft dürfte für die Lufthansa einen Ergebnisbeitrag von 30 bis 50 Millionen Euro liefern.

Zudem boomt die chinesische Luftfahrt. In den ersten fünf Monaten des Jahres wuchsen die Kapazitäten auf internationalen Flugverbindungen in das Land nach Angaben des Airline-Branchenverbandes Iata um 11,5 Prozent. Air China befördert 49 Millionen Passagiere im Jahr und ist - gemessen am interkontinentalen Verkehr - die größte chinesische Fluggesellschaft.

Für die Kranich-Linie ist das angestrebte Joint-Venture mit Air China nicht das erste Abkommen dieser Art. Die Fluggesellschaft betreibt mit der amerikanischen United und Air Canada ein ähnliches Modell für Strecken über den Atlantik und mit All Nippon Airways für Japan-Flüge. Mit diesen Fluglinien arbeitet die Lufthansa bereits in der Star Alliance zusammen, dem mit 26 Mitgliedern weltgrößten Luftfahrtbündnis. Die Kooperation in solchen Bündnissen ist wesentlich lockerer als in einem Joint-Venture und beschränkt sich auf ein gemeinsames Marketing und Flugangebot.

Reuters