CO2-Zertifikate


?Vor einigen Monaten hatten Sie CO2-Emissionszertifikate vorgestellt. Da die Empfehlung für mich inhaltlich logisch und plausibel war, habe ich in ein solches Zertifikat investiert. Nun ist es jedoch "abgeschmiert". Zumindest sollten Sie ausführlich über diese, leider sehr negative Entwicklung berichten und aufklären. Und bitte verzichten Sie dabei auf das Totschlagargument "langfristig". Sie sollten sich, als anerkannt sehr seriöses Magazin, Ihrer Verantwortung bewusst sein. Wurde Ihrerseits richtig recherchiert und interpretiert?Leser der Redaktion bekannt

Börse ONLINE: Wir hatten CO2-Derivate auch schon viel früher vorgestellt, vielleicht sogar als erstes Magazin in Deutschland. Seitdem sind die Preise stark gestiegen. Aber auch auf kurze Sicht ist unsere Investmentidee vom Prinzip her aufgegangen, nur hat der Markt anders reagiert als erwartet. In unserer Spekulation geht es um die Frage, ob die bestehenden Emissionsrechte ausreichen, um die Nachfrage der Industrie zu decken. Die EU wird die Emissionsrechte weiter verknappen. Wir gehen davon aus, dass sie dann nicht ausreichen werden, auch weil die EU alte Rechte stilllegen will. Die Strafe, wenn nicht genug Rechte vorhanden sind, liegt bei über 100 Euro pro Tonne C02. Wir können nur nach den aktuellen Gegebenheiten Prognosen abgeben.
Diese sehen vor: Der Ausstoß sinkt langsamer als die Reduzierung der Emissionsrechte. Der Grenzpreis für C02 liegt für alle, die es nicht haben, bei über 100 Euro (entspricht der Strafe). Wenn wir eine wirkliche Verknappung erleben, wird es in diese Richtung gehen. Eine Garantie gibt es dafür aber nicht. Wenn Sie eine Spekulation auf eine Verknappung eingehen, ist das in den meisten Fällen eben ein langfristiges Investment. Ein Totschlagargument ist es eher, kurzfristig nicht die Geduld zu haben, das durch­zuhalten. Es gibt aber auch eine Reihe von Szenarien, die den Kurs belasten können, etwa wenn die Wirtschaftsleistung fällt, weniger produziert und damit auch weniger C02 erzeugt wird. Oder wenn Anlagen mit hohem C02-Ausstoß stillgelegt werden. Denkbar ist auch: Es kommt zum ungeordneten Brexit und Großbritannien wirft alle Zertifikate auf den Markt. Oder die EU kapituliert vor der Industrie und vergrößert die Menge an kostenlosen Emissionen.

Commerzbank?


Seit 2010 verantwortete Vorstandschef Martin Zielke bei der Commerzbank das Privatkundengeschäft. Es wurden hohe Prämien an Neukunden ausgeschüttet. Inklusive des Verwaltungsaufwands dürfte der Spaß locker 250 Millionen Euro gekostet haben. Jetzt sollen eine Million "Karteileichen" weggeekelt werden, indem auch bei garantiert kosten­losen Girokonten, welche ohne Mindest­eingang abgeschlossen wurden, bei Inaktivität Gebühren fällig werden. Zusätzlich werden treue Comdirect-Kunden in Scharen davonlaufen, wenn sie zu Coba-­Kunden werden, zumal viele Kunden bei beiden Banken ein Konto haben. Das sieht weniger nach einer Strategie aus, sondern nach einer Panikattacke. Herr Zielke wird fast alle neu gewonnen Kunden der letzten Jahre verlieren, sein Haus wird noch weiter an Wert verlieren. Fällt der Kurs dauerhaft unter vier Euro, wird der staatliche Großaktionär die Reißleine ziehen und jedem, der vorbeikommt, die Hand der Coba zur Ehe reichen. Herr Zielke wird weich fallen, doch bei einem Notverkauf der Coba an die Deutsche Bank werden wohl fast alle Arbeitsplätze wegfallen. Benjamin Witsch (per E-Mail)

Börse ONLINE: Vielen Dank für Ihre dezidierte Meinungsäußerung, die wir nur dahingehend kommentieren möchten, dass wir die Commerzbank-Aktie trotz des Kursverfalls nicht als günstig genug für eine Kaufempfehlung einstufen.