Mario Draghi, Jerome Powell und Thomas Jordan gehört in den nächsten Tagen die volle Aufmerksamkeit des Börsenpublikums. Die Chefwährungshüter der Eurozone, der USA sowie der Schweiz werden innerhalb einer Woche über ihre künftige Geldpolitik entscheiden.

Den Anfang macht der scheidende Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi am heutigen Donnerstag. Bevor er das Zepter nach seiner achtjährigen Amtszeit Anfang November an Nachfolgerin Christine Lagarde übergibt, könnte er auf seiner vorletzten Sitzung noch einmal für einen Paukenschlag sorgen. Spekuliert wurde im Vorfeld über die Erhöhung des Strafzinses auf Bankeinlagen, die Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms sowie Billigkredite für Banken. Sogar von einem Kauf von Aktien, wie es in Japan bereits seit Längerem der Fall ist, ist die Rede. Einige Marktteilnehmer träumen darüber hinaus von dem sogenannten Helikoptergeld, bei dem die Notenbank den Bürgern direkt Geld überweisen würde.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters geht das Gros der Volkswirte davon aus, dass die EZB den Leitzins von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent senken wird. Ein Viertel der Befragten rechnet sogar mit einer Reduzierung um 20 Basispunkte. Wie auch immer die Maßnahmen aussehen werden, mit denen die Notenbank dem drohenden Konjunkturabschwung entgegenwirken möchte, die Beschlüsse werden Auswirkungen auf die Entscheidungen anderer Währungshüter haben - allen voran auf die der Schweizerischen Nationalbank, kurz SNB.

Erster Zinsschritt seit 2015?


Die Schweiz ist eng mit der Eurozone verbunden und kämpft seit Jahren gegen die Aufwertung des Franken. Am 19. September wird die SNB ihren nächsten Zins­entscheid bekannt geben. Die Experten der Credit Suisse gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent davon aus, dass SNB-Chef Thomas Jordan den Leitsatz um 25 Basispunkte auf minus ein Prozent zurückschrauben wird. Es wäre der erste Zinsschritt seit Anfang 2015.

Einen Tag vor der vierteljährlichen Lagebeurteilung in der Schweiz meldete sich Jerome Powell zu Wort. Obwohl dieser trotz des zuletzt schwachen Arbeitsmarktberichts keine Rezession in den USA befürchtet, scheint das Oberhaupt der mächtigsten Notenbank der Welt einer weiteren Zinssenkung gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Bei seiner jüngsten Rede an der Universität in Zürich betonte Powell, dass die Fed angemessen handeln wird, um den Aufschwung zu unterstützen: "Es ist unsere Pflicht, unsere Werkzeuge zur Stützung der Wirtschaft zu nutzen. Und das werden wir weiterhin tun."

Das Gros der Experten geht davon aus, dass die US-Notenbank am 18. September den Leitsatz ein weiteres Mal nach unten schraubt. Laut dem Fed Rate Monitor wird der geldpolitische Schlüsselsatz mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent auf eine Spanne von 1,75 bis zwei Prozent gesenkt. Zuletzt hatte Powell Ende Juli den Zins um einen Viertelpunkt auf zwei bis 2,25 Prozent gekappt.

Und was machen die Briten?


Nicht zu vergessen ist, dass auch die Bank of England am 19. September über ihre weitere Geldpolitik entscheiden wird. Doch bevor die Währungshüter zusammenkommen, drängt Premierminister Boris Johnson nach der Verabschiedung des "No-No-Deal-Gesetzes" auf Neuwahlen. Voraussichtlich am Montag (nach Redaktionsschluss) möchte Johnson den Urnengang ein zweites Mal im Parlament beantragen.