KI ist gekommen, um zu bleiben: Das ist die Botschaft einer großen Studie der renommierten Risikokapitalistin Mary Meeker. Für Big Tech bietet der KI-Boom weiter große Chancen.
Mary Meeker ist zurück: Über zweieinhalb Jahrzehnte veröffentlichte die frühere Morgan-Stanley-Staranalystin den legendären „Internet Report“ und machte sich damit in der Frühzeit des Webs maßgeblich einen Namen als „Queen of the Net“. Sechs Jahre nach ihrem letzten „Internet Report“ meldet sich die heute als Investorin tätige Tech-Vordenkerin nun mit der 340-seitigen Studie „Trends – Artificial Intelligence“ zurück.
Ihr erster umfassender Report seit 2019 beleuchtet die rasante Entwicklung und Verbreitung Künstlicher Intelligenz (KI) sowie deren weitreichende Implikationen für Wirtschaft, Gesellschaft und geopolitischen Wettbewerb. Für Anleger und Analysten liefert der Report eine tiefe Orientierungshilfe für eine Ära, die Meeker als „beispiellos“ beschreibt – ein Begriff, den sie nicht weniger als 51 Mal im Report verwendet.
KI als neuer Technologie-Wendepunkt
Meeker sieht in KI die nächste große Technologieplattform – mit einer Geschwindigkeit und Wucht, die alle bisherigen Innovationszyklen übertrifft, einschließlich der Internet-, Mobil-, Social- und Cloud-Ära. Der Report hebt hervor, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT in kürzester Zeit eine beispiellose Akzeptanz mit inzwischen weltweit 800 Millionen Anwendern erreicht haben. Dieses Wachstum übertrifft frühere Technologieschübe bei Weitem.
Die Investitionen in KI explodieren: Meeker konstatiert „Rekordinvestitionen“, getrieben vom globalen Wettlauf um Rechenleistung, Chips und Infrastruktur. Unternehmen wie Nvidia profitieren massiv von der Nachfrage nach leistungsstarken Chips, während parallel Innovationen im Chipdesign forciert werden. Zugleich steigen die Kosten für das Training großer Sprachmodelle wie OpenAIs GPT oder Googles Gemini – allerdings wächst auch der Wettbewerb durch kostengünstigere Alternativen.
Nvidia bleibt der Goldstandard der KI-Revolution
Angesichts der disruptiven Kräfte sieht Meeker für Tech-Investoren weiterhin enormes Potenzial. Ihr Report betont insbesondere die zentrale Rolle von Rechenleistung im KI-Zeitalter. Keine Überraschung: Nvidia gilt als klarer Profiteur. Investoren stufen den derzeit zweitwertvollsten Konzern der Welt aufgrund der zentralen Rolle bei KI-Hardware als „Must-Have“ ein.
Mit einem Marktanteil von über 90 Prozent bei KI-GPUs und einem tief integrierten CUDA-Ökosystem bezeichnet Meeker Nvidia als „technologische Infrastruktur der KI-Revolution“. Die explodierende Nachfrage nach Nvidia-Chips, die in Bereichen wie Cloud-Computing, Verteidigung oder Gaming unverzichtbar sind, zementiere diese Position. Zwar birgt die hohe Bewertung Risiken, doch langfristig sei der Burggraben durch CUDA ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Big Tech: Auch Alphabet, Amazon und Microsoft mit KI-Upside
Die 70-jährige Tech-Investorin hebt zudem hervor, dass große Plattformunternehmen durch Skalierbarkeit, Infrastruktur und Datenzugang besonders gut positioniert sind. Alphabet wird im Report für den Erfolg seines KI-Modells Gemini gelobt, das mittlerweile 400 Millionen Nutzer zählt – davon 35 Millionen täglich. Dieses Wachstum macht Alphabet zu einem zentralen Player im globalen KI-Markt.
Microsoft profitiert laut Meeker vor allem von der engen Verzahnung mit OpenAI sowie der Integration von KI in Azure und Office-Produkte. Azure fungiert dabei als Rückgrat für viele KI-Anwendungen in Unternehmen. Amazon wiederum punktet mit AWS als technologische Basis für KI-Lösungen sowie durch Investitionen in Startups wie Anthropic (Claude). Meeker schlussfolgert: Die Big-Tech-Giganten dürften auch die KI-Ära wegen ihrer Innovationskraft, Skalenvorteilen und finanziellen Stärke ähnlich dominieren wie einst das Internetzeitalter.
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Zweite Reihe: OpenAI & Co. als IPO-Kandidaten
Auch aufstrebende KI-Spezialisten bieten laut Meeker viel Potenzial – ähnlich wie Palantir in den vergangenen Jahren. Besonders hervorgehoben wird dabei OpenAI, dessen Gen-KI-Produkt ChatGPT mit 800 Millionen Nutzern zum globalen Maßstab geworden sei. Zwar ist OpenAI nicht börsennotiert, doch der Markt richtet den Blick zunehmend auf potenzielle IPO-Kandidaten oder Unternehmen mit vergleichbaren Technologien.
Gleichzeitig warnt Meeker vor steigenden Kosten für Training und Infrastruktur – insbesondere kleinere Anbieter könnten unter Druck geraten. Firmen wie AMD, die kosteneffizientere Chips liefern, könnten davon profitieren und langfristig Marktanteile gewinnen. Der Report beleuchtet zudem geopolitische Risiken – insbesondere die wachsende Konkurrenz aus China. Der sogenannte „DeepSeek-Schock“ zu Jahresbeginn hat etwa gezeigt, wie stark der Wettbewerb auch westliche Techwerte an den Kapitalmärkten kurzfristig belasten kann.
Hinweis auf Interessenkonflikte Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia, Palantir.
Hinweis auf Interessenkonflikte Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alphabet, Amazon.