Der bisherige Rekordwert lag am vergangenen Freitag bei 598 Corona-Toten innerhalb eines Tages. Die Zahl der Positiv-Tests erhöhte sich um 27.728, das sind etwa 7000 neue Fälle mehr als vor einer Woche. Die Zahlen dürften aber etwas verzerrt sein, weil am Dienstag keine Daten aus Sachsen vorgelegen hatten und nun nachgemeldet wurden. Insgesamt sind in Deutschland damit in mehr als 1,379 Millionen Fällen Menschen positiv getestet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 179,8 von 173,7 am Dienstag. Bund und Länder streben an, den Wert wieder unter die Schwelle von 50 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner zu drücken.

Die rasant steigenden Infektionszahlen hatten Bund und Länder veranlasst, den bisherigen Teil-Lockdown zu verschärfen, um die zweite Welle zu stoppen. So mussten ab Mittwoch bis auf Lebensmittelläden und andere Geschäfte des täglichen Bedarfs alle anderen schließen - zunächst bis zum 10. Januar. Auch Schulen und Kitas sollen nach Möglichkeit nicht öffnen. Betriebe werden aufgefordert, wenn möglich auf Heimarbeit umzustellen. Ursprünglich geplante Lockerungen in der Weihnachtszeit und über Silvester wurden wieder zurückgenommen. Am 5. Januar ist das nächste Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder geplant, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

"WEIT INS NÄCHSTE JAHR HINEIN"


Bundesgesundheitsminister Spahn geht davon aus, dass trotz der Aussicht auf die baldige Zulassung eines Impfstoffes die Abstands- und Hygieneregeln den Alltag in Deutschland noch einige Zeit bestimmen werden. "Nur weil wir mit dem Impfen beginnen, sehr zeitnah jetzt nach Weihnachten, heißt das nicht, dass damit auch alle Regeln nicht mehr notwendig wären, sondern wir werden bis weit ins nächste Jahr hinein weiterhin auch diese Regeln brauchen", sagte der CDU-Politiker der Sendergruppe RTL/ntv. Man könne aber zuversichtlich sein, dass es ab dem Sommer Zug um Zug eine Rückkehr in die Normalität geben könne. Der Sommer sei "eine Perspektive, mit der man umgehen kann".

Er gehe im übrigen auch davon aus, dass jeder, der sich impfen lassen wolle, dies im Sommer auch tun könne, sagte Spahn der Online-Plattform Jung&Naiv. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery rechnet trotz eines vorgezogenen Impfbeginns mit harten Corona-Maßnahmen bis ins Frühjahr. "Auch wenn die Impfungen jetzt früher beginnen als erwartet, wird der Effekt nur allmählich zu einer Verbesserung der Lage beitragen. Wir werden mindestens noch bis Ostern mit verschiedenen Lockdown-Maßnahmen leben müssen", sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will am Montag über den Zulassungsantrag für den Covid-19-Impfstoff der Mainzer Biotechfirma Biontech und ihres Partners Pfizer entscheiden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte die Hoffnung geäußert, dass die ersten EU-Bürger noch vor Ende 2020 geimpft werden könnten. Nach Angaben Spahns sollen die Impfungen in Deutschland "24 bis 72 Stunden" nach der EU-Zulassung beginnen.

Das Bundesgesundheitsministerium will in einer Impfverordnung die Reihenfolge von Impfungen in Deutschland festlegen. "Ziel wird sein, diejenigen als erste zu impfen, die besonders gefährdet sind vom Coronavirus, und diejenigen, die diese Menschen betreuen", kündigte ein Ministeriumssprecher an. In der Impfverordnung werde eine Priorität festgelegt. Die Länder hätten aber die Möglichkeit, damit pragmatisch umzugehen. Am Donnerstag wird Merkel mit der Spitze von Biontech ein Gespräch per Videokonferenz führen. Daran nähmen auch Gesundheitsminister Spahn und Forschungsministerin Anja Karliczek teil, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.

rtr