Konservative Aussichten haben beim familiengeführten Life-Science-Unternehmen Merck Tradition. Beim Umsatz erwartet Merck einen leichten Anstieg, der Gewinn soll in etwa dem vom Vorjahr entsprechen. Konkreter will sich das Management erst nach dem ersten Quartal äußern. Bis dahin könnten sich die Rahmenbedingungen deutlich geändert haben.
Ein Joker ist die Pipeline mit drei Medikamenten. Für die Onkologie-Immuntherapie Avelumab läuft in den USA ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Blasenkrebs. Vergangene Woche wurde auch die Zulassung in Japan beantragt. In Europa und den USA soll das Medikament Avelumab gegen einen aggressiven Hautkrebs zugelassen werden. Ebenso läuft das Zulassungsverfahren der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin. Sollte Merck damit Erfolg haben, winken lukrative Geschäfte mit den patentgeschützten Arzneien.
Neben der Pipeline behält Merck ein Auge auf sein Portfolio. Das Biosimilar-Geschäft, das gegen die Flaute in der Pipeline vor zwei Jahren aufgebaut worden war, hat seine Dienste geleistet und soll deshalb jetzt verkauft werden. Fresenius hat bereits Interesse signalisiert. Bei der Integration von Sigma-Aldrich ging es 2016 schneller voran als erwartet. Der Hersteller von Forschungsmaterial steigerte nicht nur seine Profitabilität, sondern wuchs auch organisch. So schlagen sich die Kosteneinsparungen und die Synergieeffekte bereits früher beim Gewinn nieder. Nicht zuletzt konnte Merck beim Cash-flow aus den Vollen schöpfen und die Verschuldung von 12,7 Milliarden Euro um mehr als eine Milliarde auf 11,5 Milliarden reduzieren. Auch ein schneller Schuldenabbau ist bei Merck Tradition.
Hier liegt ein großer, von den Finanzmärkten wenig beachteter Werthebel. Börsenwert und Nettoverschuldung korrespondieren miteinander über den sogenannten Unternehmenswert (Börsenwert plus Nettoverschuldung). Merck wird seine aus den Akquisitionen bedingten Schulden weiter reduzieren. Als logische Folge bedingt die Gleichung einen höheren Börsenwert, also steigende Kurse. Der Effekt hier kann mehr als ein Viertel des aktuellen Aktienkurses ausmachen.
Auch deshalb haben eine ganze Reihe von Analysten ihre Kursziele nach oben angepasst. Mit 118 Euro nennen die Experten der Deutschen Bank die höchste Zahl. Die Aktie habe ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Die Analysten rechnen mit starken Zahlen zum ersten Quartal, die das Unternehmen am 18. Mai vorlegt. Vielleicht auch mit einem konkret besseren Ausblick. Auch schon eine Tradition. 2016 hat das Management drei Mal die eigenen Ziele höher gesteckt.
Im abgelaufenen Jahr eroberte die Merck-Aktie in zwei schnellen Schritten die dreistellige Region zurück. Ab Mitte 2016 konsolidierte der Kurs und lief seitwärts. Die Erwartung auf eine gute operative Entwicklung im Gesamtjahr hievte die Notierung für kurze Zeit in die Nähe des historischen Hochs bei 106 Euro. Sollte die Aktie die Marke überwinden, wären schnell höhere Notierungen denkbar.
Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Mutige Anleger positionieren sich mit dem klassischen Call auf den DAX-Titel. Steigt die Merck-Aktie um ein Prozent, legt der Wert des Calls um fünf Prozent zu.
Basiswert | Merck KGaA |
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Produkt | Klassischer Call |
WKN | HY9M0X |
Emittent | Unicredit |
Laufzeit | 13.12.17 |
Kurs des Calls | 1,46 € |
Basispreis | 92,00 € |
Innerer Wert | 1,20 € |
Omega | 5,1 |
Aufgeld | 2,80% |