So unbeliebt wie heute waren die Aktien der Schwellenländer schon lange nicht mehr. Fondsmanager und andere große Vermögensverwalter haben sich inzwischen von den Schwellenländer-Titeln weitgehend verabschiedet. Das zeigt die jetzt veröffentlichte aktuelle Mai-Umfrage von Bank of America Merrill Lynch (BofAML) unter mehr als 200 Börsenprofis.

Die dort festgestellte Untergewichtung in den Emerging Markets dürfte durchaus repräsentativ für die Mehrheit der Geldverwalter sein. Die von BofAML befragten Asset Manager verwalten zusammen mehr als 600 Milliarden Euro an Anlegergeldern. Ganz oben auf der Favoritenliste der Profis stehen seit Monaten Aktien aus Europa und Japan. Schwellenländer-Aktien sind dagegen seit Anfang 2013 out.

Saldiert man die Zahl der Fondsmanager, die Emerging-Markets-Aktien untergewichtet bzw. übergewichtet haben, so ergibt sich eine beachtliche Untergewichtung: Netto haben derzeit sechs Prozent der Profis die Emerging-Markets-Aktien untergewichtet. Das ist zwar nicht mehr der historische Höchstwert vom vergangenem Frühjahr. Doch noch immer liegen die Fondsmanager mit dieser Gewichtung weit unter ihrem langfristigen Durchschnitt.

US-Zinswende kommt später

Was hat diese extreme Abkehr von den Schwellenländern verursacht? Eine wesentliche Rolle spielte wohl das seit einigen Quartalen nachlassende Wirtschaftswachstum in wichtigen Schwellenländern wie China oder Brasilien. Dazu gesellte sich die Aussicht auf steigende Zinsen, vor allem in den USA. In der Vergangenheit wirkten sich steigende US-Zinsen meist negativ auf Börsen und Wirtschaft der Schwellenländer aus.

Das Thema "nachlassendes Wirtschaftswachstum" ist in vielen Schwellenländern noch nicht vom Tisch. Aber in Hinblick auf die erwarteten Zinserhöhungen in den USA klärt sich der Himmel auf. Die US-Zinsen dürften wohl doch nicht so bald steigen wie bislang erwartet. Für die Börsen der Schwellenländer ist das ein echter Lichtblick.

Inzwischen ist relativ sicher: Eine US-Leitzinserhöhung bereits im Juni ist nicht zu erwarten. "Viele" Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss der US-Zentralbank (Fed) halten es für "unwahrscheinlich", dass die Wirtschaft dafür stark genug sei, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Fed-Sitzung am 28. und 29. April.

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Starker Dollar nützt den Schwellenländern

Lediglich "einige wenige" Vertreter halten laut Protokoll eine Zinserhöhung bereits im nächsten Monat für gerechtfertigt. Auch an den Finanzmärkten rechnen inzwischen die fast alle Teilnehmer frühestens im September mit der ersten Zinsstraffung. Die BofAML-Umfrage zeigt dabei, dass immer mehr Fondsmanager sogar davon ausgehen, dass die Zinserhöhung noch später kommt, also im vierten Quartal oder vielleicht erst im nächsten Jahr.

Aus dem Fed-Protokoll geht im übrigen auch hervor, dass die Experten der Notenbank mit einem weiter starken US-Dollar rechnen, was nach ihrer Ansicht die US-Exporte belasten dürfte. Für viele Unternehmen der Emerging Markets ist ein hoher Dollarkurs aber ein angenehmes Umfeld. Je teurer der Dollar, desto wettbewerbsfähiger werden die Schwellenländer-Anbieter auf dem Weltmarkt.

Durch den steigenden Dollar werden ihre Produkte automatisch billiger. Alternativ können die Schwellenländer-Unternehmen ihre Preise (in lokaler Währung) erhöhen. Dadurch bleiben sie auf dem Weltmarkt genauso konkurrenzfähig wie zuvor, erhöhen aber ihre Gewinnmarge. Gut möglich, dass vor diesem Hintergrund die Kurse der Schwellenländer-Aktien zumindest in den nächsten Monaten anziehen dürften.

Viele ETFs für Schwellenländer verfügbar

Anleger können mit zahlreichen ETFs in die Börsen der Schwellenländer investieren. Am einfachsten geht das mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets Index. Doch diese auf den ersten Blick naheliegende Lösung ist ein Schuss mit der Schrotflinte. Mehr Erfolg verspricht ein differenzierterer Ansatz. Grund: Der MSCI Emerging Markets Index hängt sehr stark an China.

Etwa ein Viertel der Titel in diesem breiten Emerging Markets Index kommen aus China bzw. Hongkong. Trotz nachlassender Wirtschaftsdynamik ist vor allem die Börse in Shanghai in den vergangenen Monaten extrem gut gelaufen. Eine schmerzhafte Korrektur könnte deshalb jetzt bevorstehen.

Indiens Aktienmarkt hat dagegen die Korrektur bereits hinter sich. Nach einem starken Kursanstieg im vergangenen Jahr ging es an der Börse in Bombay seit Februar überwiegend abwärts. Der Sensex-30-Index büßte seitdem rund zehn Prozent ein. Jetzt scheint der Markt jedoch einen Boden gefunden zu haben. Der Sensex notiert wieder über seiner 200-Tage-Linie.

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Beste Aussichten für Indien

Auch fundamental sind die Aussichten für Indien nicht schlecht. Indiens Wirtschaftsleistung wächst rasant und immer mehr ausländische Unternehmen investieren in dem Zukunftsmarkt. Indiens Präsident Narendra Modi hat nicht nur damit begonnen, die indische Wirtschaft zu reformieren, sondern holt auch immer mehr ausländische Investitionen nach Indien.

Bei seiner jüngsten Reise nach China warb Modi Investitionszusagen von mehr als 20 Milliarden Dollar ein. Chinas Unternehmen liegen damit voll im Trend. Schon im April überzeugte Modi zahlreiche ausländische Unternehmen davon, wie sinnvoll Investitionen in Indien sind. Modi besuchte Frankreich, Deutschland und Kanada. Dabei nahm er aus Frankreich Investitionszusagen von ein bis zwei Milliarden Euro mit nach Hause. In Kanada schloss Modi einen Vertag zur Lieferung von Urankonzentrat ab.

Aus Deutschland nahm der Inder noch keine offiziellen Investmentzusagen mit. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Oktober Indien besuchen. Spätestens dann wird wohl auch die deutsche Wirtschaft Milliarden für Investitionen auf dem Subkontinent locker machen.

Ausländer investieren in Indien

In Indien sind Investitionen vor allem im Industriesektor besonders willkommen. Modi und seine Regierung haben sich zum Ziel gesetzt, über die nächsten zehn Jahre den Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von heute 15 Prozent auf 25 Prozent zu steigern. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, will Indien zunächst einmal die Infrastruktur verbessern.

So sollen allein im Fiskaljahr 2015/2016 rund 9000 Kilometer neue Straßen gebaut werden. Auch will Modi 25 Milliarden US-Dollar für die Modernisierung veralteter Strom-Kraftwerke aufwenden. Langfristig will die Regierung 200 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investieren. Wirtschaftsexperten loben die Strategie der indischen Regierung.

Wie stark die indische Wirtschaft schon jetzt aufgestellt ist, zeigt die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die indische Zentralbank (RBI) erwartet, dass das BIP im Fiskaljahr 2014/15 um 7,5 Prozent gewachsen ist. Damit wäre Indien zum ersten Mal seit vielen Jahren dynamischer gewachsen als der Dauerrivale China.

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Indien wächst stärker als China

Für das Fiskaljahr 2015/16 prognostiziert die RBI eine weitere Wachstumsbeschleunigung auf 7,8 Prozent. Dabei könnte eine weitere Zinssenkung, die für den Sommer erwartet wird, Hilfestellung leisten. Starkes Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen, hohe Investitionen in die Infrastruktur - kein Wunder das sich ausländische Unternehmen für Investitionen in Indien begeistern können.

Anleger kommen mit einem ETF der französischen Fondsgesellschaft Lyxor, einer Tochter der Großbank Societe Generale, in den indischen Markt. Der Lyxor UCITS ETF MSCI India (ISIN FR0010361683) repräsentiert den MSCI-Index für Indien. Dieser enthält die 64 größten Aktien an der indischen Börse und repräsentiert damit etwa 85 Prozent der Marktkapitalisierung.

Der Lyxor UCITS ETF MSCI India notiert unter anderem an der Deutschen Börse (Xetra). Mit einem Fondsvolumen von mehr als 1,3 Milliarden Euro ist er dort auch der größte Indien-ETF. Einziges Manko des Lyxor UCITS ETF MSCI India sind seine für einen ETF relativ hohen laufenden Kosten von 0,85 Prozent pro Jahr. Wer mit einem ETF in den indischen Markt einsteigen will, muss diese aber notgedrungen in Kauf nehmen. Andere, weniger liquide Indien-ETFs sind kaum preiswerter.

Lyxor UCITS ETF MSCI India

ISIN: FR0010361683

Gesamtkostenquote: 0,85 Prozent

Fondsvolumen: 1,33 Mrd. Euro

Börse: Deutsche Börse (Xetra)