Das Schweizer Taschenmesser hat eine lange Tradition. 1897 entwickelte der Schmiedemeister Karl Elsener dieses zunächst für das Militär gedachte Werkzeug. 120 Jahre später ist das Offiziersmesser mit dem charakteristischen Kreuz- und Schildemblem weltweit bekannt. Selbst die NASA zählt zu den Kunden des von Elsener gegründeten Unternehmens Victorinox. Die US-Raumfahrtbehörde stattet ihre Astronauten bei Reisen in das Weltall standardmäßig mit dem vielseitigen Klappinstrument aus. Mit seinen bis zu 30 Funktionen - die Palette reicht von der Klinge über die Schere bis zum Schraubendreher - ist es auch für unzählige Camper, Naturfreunde und Heimwerker ein treuer Wegbegleiter.

Einfach, effektiv und kostengünstig



Im Vergleich zur langen Tradition des Schweizer Taschenmessers ist der Exchange Traded Fund (ETF) ein echter Newcomer. In Europa kamen die ersten börsengehandelten Indexfonds kurz nach der Jahrtausendwende auf den Markt. Gleichwohl steht der ETF dem Kultprodukt in puncto Vielseitigkeit in nichts nach. Anleger können mit dieser Fondsgattung einfach, effektiv und kostengünstig in die unterschiedlichsten Märkte, Regionen und Themen investieren. Das Prinzip ist stets das Gleiche: Der ETF bildet einen bestimmten Börsenindex möglichst genau ab. Dabei gibt es keinen Manager, der über die Zusammensetzung des Portfolios entscheidet. ETFs werden daher auch als passive Fonds bezeichnet.

Das Wachstum ist enorm: In den vergangenen fünf Jahren dehnte sich die von börsengehandelten Indexfonds in Europa verwaltete Kapitalsumme, im Fachjargon Assets under Management (AuM), jeweils prozentual zweistellig aus. So wie es aussieht, hält die Serie 2017: Laut Zahlen von Deutsche Bank Markets Research lagen die europaweiten AuM mit 583 Milliarden Euro per 31. Juli um 13 Prozent über dem Niveau von Ende 2016. Lange Zeit waren die institutionellen Investoren auf dem ETF-Markt mehr oder minder unter sich. Doch mittlerweile tummeln sich auch Privatanleger im Universum der "Passiven". Das zeigt ein vom "Extra-Magazin" monatlich veröffentlichter Bericht. An der Statistik nehmen Comdirect, Consorsbank, DKB Bank, Flatex, ING-DiBa sowie Onvista Bank teil. Im Juli hielten die Kunden dieser Onlinebroker ETFs mit einem Volumen von über zwölf Milliarden Euro. Damit nahmen die AuM auf Sicht von einem Jahr um mehr als ein Drittel zu (siehe Grafik). "Immer mehr Privatanleger entdecken die Vorteile börsengehandelter Indexfonds für sich", bestätigt "Extra-Magazin"-Herausgeber Markus Jordan.



Für diese These spricht auch die zunehmende Verbreitung von ETF-Sparplänen. Laut aktuellem Marktreport meldeten die sechs Direktbanken im Berichtsmonat zusammen mehr als 450 000 Stück dieser Form der Vermögensbildung - auf Jahressicht nahm die Zahl damit um rund zwei Drittel zu (siehe Grafik auf Seite 2). Bei einem Sparplan investiert der Anleger Monat für Monat eine vorab fixierte Summe in einen bestimmten ETF. Dadurch hängt die Zahl der zum Stichtag neu in das Depot kommenden Fonds von deren Kurs ab. Stehen die Notierungen hoch, kauft der Sparer relativ wenige ETFs. In Phasen tiefer Kurse kommen dagegen vergleichsweise viele Stücke hinzu. Langfristig betrachtet bietet dieser sogenannte Cost-Average-Effekt Vorteile gegenüber einer Einmalanlage. Laut Markus Jordan ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl der privaten ETF-Sparpläne über die Marke von einer halben Million klettert. "Das enorme Wachstum zeigt, dass passive Fonds verstärkt in der Altersvorsorge zum Einsatz kommen", erklärt der Experte.

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Im Schatten der Blockbuster



Egal ob Börsenprofi oder Privatanleger: Noch konzentriert sich das ETF-Geschäft stark auf bekannte Aktienindizes. An der Spitze stehen S & P 500, Euro Stoxx 50 und DAX. Elf der 20 größten europäischen ETFs basieren auf diesem Trio. Mit AuM von zusammen knapp 90 Milliarden Euro repräsentieren diese Produkte rund 15 Prozent des europäischen Gesamtmarkts. Und doch haben auch zahlreiche im Schatten der Investmentblockbuster stehende Indexfonds ihren Reiz. Seit Jahren bauen die ETF-Anbieter ihre Palette gerade in diesem Bereich eifrig aus.

Oft sind die neuen Fonds mit Etiketten wie "Smart Beta" oder "Alternativ Beta" versehen. Die zugrunde liegenden Indizes weichen dann von der traditionellen Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung ab. Stattdessen hängt ihre Zusammensetzung von speziellen Faktoren ab. Zwei Ziele stehen im Fokus: Smart-Beta-Indizes versuchen, eine höhere Rendite als Börsengradmesser klassischer Bauart zu erzielen und/oder deren Kursausschläge zu reduzieren. Kritiker monieren mitunter zu Recht die teils sehr komplexe Bauweise der neuartigen Produkte. Dem starken Wachstum in diesem Segment kann das keinen Abbruch tun. Der Datendienstleister ETFGI stellt in einer aktuellen Auswertung fest, dass die weltweiten AuM von Smart-Beta-Produkten auf Sicht von fünf Jahren um durchschnittlich knapp 32 Prozent zugenommen haben. Ende Juli erreichten die in ETFs auf die neuartigen Referenzindizes liegenden Vermögen die Rekordsumme von umgerechnet gut einer halben Billion Euro.

Die Smart-Beta-Welle ist nur ein Beleg für die Vielseitigkeit börsengehandelter Indexfonds. Geradezu prädestiniert sind diese Produkte auch für die Positionierung in aussichtsreichen Branchen, alternativen Anlageklassen oder vielversprechenden Zukunftstrends. BÖRSE ONLINE hat sich im riesigen ETF-Funds - in Deutschland sind über 1100 Exemplare börsennotiert - auf die Suche nach interessanten Produkten gemacht. Auf den folgenden drei Seiten stellen wir neun attraktive Fonds vor. Dazu zählt ein passives Produkt zum Thema Robotik und Automation. Passend dazu finden Sie auf Seite 20 ein ausführliches Interview mit Richard Lightbound, einem ausgewiesenen Experten für diesen Zukunftstrend.

Gerade für langfristig orientierte Anleger erachten wir darüber hinaus die Bereiche Infrastruktur, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien als aussichtsreich. Gleichwohl stecken die entsprechenden ETFs mitunter noch in den Kinderschuhen. Wir lassen daher ein sonst bei der Auswahl gern berücksichtigtes Kriterium, die ETF-Größe, dieses Mal außen vor. Da sich die AuM teilweise noch deutlich unter der kritischen Masse von 50 Millionen Euro bewegen, besteht grundsätzlich das Risiko der Fondsschließung. All zu groß schätzen wir diese Gefahr jedoch nicht ein. Schließlich zählt es zu den Wesensmerkmalen innovativer Produkte, dass sie erst nach und nach an Größe und Bedeutung gewinnen. Das gilt in der Geldanlage ebenso, wie beim Schweizer Taschenmesser.



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Wissenswertes über ETFs



Funktionsweise: Die physische Replikation hat sich als führende Methode zur Abbildung eines Referenzindex durchgesetzt. Dabei kauft der ETF-Anbieter sämtliche Bestandteile der Benchmark oder eine für deren Entwicklung besonders repräsentative Auswahl. Beim Gegenmodell, der synthetischen Replikation, kommt dagegen ein sogenannter Swap zum Einsatz. Dabei gibt die Fondsgesellschaft die Erträge aus einem von ihr gehaltenen, beliebigen Wertpapierkorb an eine Drittpartei weiter, von der sie im Gegenzug die Indexperformance bezieht.

Gebühren: Der Siegeszug der ETFs ist eng an die niedrigen Kosten gekoppelt. Ein Blick auf die Total Expense Ratio (TER) reicht, um über sämtliche Aufwendungen Bescheid zu wissen. Neben den Managementgebühren umfasst die Kennzahl auch die beim Fondsanbieter auflaufenden Depotkosten. Bei ETFs auf namhafte Indizes wie DAX oder S & P 500 hat der harte Konkurrenzkampf dazu geführt, dass die jährliche TER mitunter auf weniger als 0,1 Prozent geschrumpft ist. Für Smart-Beta-Fonds oder Produkte auf -weniger stark im Rampenlicht stehende Benchmarks können deutliche höhere -Gebührensätze anfallen.

Börsenhandel: Die hohe Liquidität gilt gerade unter institutionellen Investoren als eine wesentliche Stärke des ETFs. Wie gewöhnliche Aktien können passive Indexfonds an der Börse ge- und verkauft werden. Spezialisierte Händler, die sogenannten Market Maker, stellen dabei verbindliche Quotierungen. Ein gängiges Kriterium für die Beurteilung der Handelsqualität ist der Spread. Je geringer die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs ausfällt, desto liquider ist der ETF.

Ertragsverwendung: Neben Dividenden und Zinszahlungen kann ein ETF aus einer Wertpapieranleihe Einnahmen generieren. Ausschüttende Indexfonds geben diese Erträge regelmäßig an die Anleger weiter. Dagegen bleiben sie bei einem thesaurierenden ETF im Fondsvermögen.

Besteuerung: Beim ETF-Verkauf oder beim Bezug von Ausschüttungen wird die Abgeltungsteuer grundsätzlich von der Bank einbehalten und an den Fiskus weitergegeben. Nur bei thesaurierenden Fonds mit ausländischem Domizil muss der Anleger selbst aktiv werden. Das gilt sowohl bei der Besteuerung der durch den ETF einbehaltenen Erträge als auch nach einem Verkauf. Da der gesamte Verkaufserlös - inklusive bereits versteuerter Thesaurierungsbeträge - steuerpflichtig ist, muss der Anleger die bereits getragene Belastung in der Steuererklärung geltend machen, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden. Das für 2018 geplante neue Investmentsteuergesetz soll die Ungleichbehandlung von inländischen und ausländischen Fonds beenden.



Anleihen



Was die Anlageklassen anbelangt, herrscht am ETF-Markt eine klare Hackordnung: 70 Prozent des in Europa verwalteten Vermögens entfallen auf Aktienprodukte. Vincent Denoiseux, Leiter Quantitative Strategien Passive bei Deutsche Asset Management, bricht eine Lanze für die Festverzinslichen: "Die Beimischung von Anleihen zu einem Aktienportfolio kann die Schwankungen des Depots deutlich reduzieren." Er macht keinen Hehl aus dem bestehenden Zinsänderungsrisiko. Nach Ansicht des Experten gilt das vor allem in Europa, nachdem die US-Notenbank ihre Geldpolitik bereits gestrafft hat. Denoiseux gibt daher Schuldtiteln aus den USA den Vorzug. Mit dem db x-trackers iBoxx $ Treasuries ETF können Anleger seiner Einschätzung folgen. Dieser Indexfonds zeichnet den Verlauf von 260 durch die US-Regierung ausgegebene Anleihen nach. Die Endfälligkeitsrendite beträgt immerhin 2,4 Prozent. Durch einen Absicherungsmechanismus wird versucht, Kursschwankungen zwischen der ETF-Währung Euro und dem US-Dollar weitestgehend auszuklammern.





Dividenden



Laut Berechnungen von Allianz Global Investors steuerte die Dividende im Zeitraum von 1970 bis 2014 nahezu 40 Prozent zur Gesamtperformance des europäischen Aktienmarkts bei. Die Ausschüttungen zählen also neben Unternehmensgröße, Bewertung, Qualität und Momentum zu Recht zu den Faktoren, die an der Börse den Unterschied machen können. Zahlreiche Smart-Beta-ETFs konzentrieren sich auf eine dieser renditefördernden Eigenschaften. Allein zum Thema Dividende sind in Deutschland mehr als 50 börsengehandelte Indexfonds auf dem Kurszettel zu finden. Dazu zählt der iShares Euro Stoxx Select Dividend 30 ETF. Die zugrunde liegende Benchmark grast den Alten Kontinent systematisch nach besonders ausschüttungsfreudigen Unternehmen ab. Momentan geben britische Aktien mit einem Anteil von gut 30 Prozent den Ton an. Deutschland ist mit Allianz, Munich Re und Deutsche Post in der Auswahl vertreten. Das Konzept geht auf: Der Index Euro Stoxx Select Dividend 30 zeigt langfristig eine deutliche Outperformance gegenüber dem breiten europäischen Aktienmarkt.





Energiewende



Am 10. Oktober feiert der Lyxor New Energy ETF sein zehnjähriges Bestehen. Damit steht der Indexfonds durchaus symbolisch für die zugrunde liegende Anlageidee. Während der Finanzkrise kamen Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energie besonders stark unter die Räder. Und in der sich anschließenden Börsenrally blieben sie lange Zeit links liegen. Mittlerweile läuft das Comeback. Der dem Lyxor-ETF zugrunde liegende Index World Alternative Energy zeichnet seit knapp fünf Jahren einen Aufwärtstrend. Zu Recht, da der Siegeszug der "Erneuerbaren" rund um den Globus unaufhaltsam voranschreitet. Neben den Produzenten selbst nimmt der Index auch Spezialisten auf dem Gebiet der Energieeffizienz sowie der dezentralen Versorgung ins Visier. Die 20 weltweit größten Unternehmen aus diesen Tätigkeitsfeldern ziehen in den Index ein. Konsequenterweise finden sich in der Auswahl auf der einen Seite klassische Ökostromaktien wie Vestas Wind oder First Solar. Dazu gesellen sich Titel aus dem Hightechsegment, beispielsweise Samsung oder STMicroelectronics.





Infrastruktur



Die institutionellen Investoren haben das Thema Infrastruktur längst für sich entdeckt. Über Private-Equity-Beteiligungen oder Geschlossene Fonds stecken sie enorme Summen in den Bau von Straßen, Flughäfen oder Energienetzen. Wegen der vom allgemeinen Auf und Ab an den Börsen sowie von der Inflation relativ unabhängigen Erträge zählt die Infrastruktur zu den alternativen Anlagen. Mehrere ETF-Anbieter versuchen, diesen Bereich für Privatanleger zugänglich zu machen. Laut Heike Fürpaß-Peter, Leiterin des öffentlichen Vertriebs in Deutschland und Österreich bei Lyxor, kommen die Vorteile passiver Indexfonds hier voll zum tragen. "Sie reichen von kleinen Anlagesummen über eine erhöhte Diversifikation bis hin zur täglichen Handelbarkeit und geringen Kosten", erklärt sie. Im brandneuen Lyxor FTSE Developed Europe Core Infrastructure Capped ETF sind 33 europäische Infrastrukturtitel enthalten. Zu den Schwergewichten zählen der italienische Autobahn- und Flughafenbetreiber Atlantia, Eutelsat aus Frankreich sowie das britische Strom- und Gasnetzwerkunternehmen National Grid.





Low Volatility



Die Nordkorea-Krise hält die Börsen in Atem. Sobald das kommunistische Land den Westen - wie zuletzt mit einem Wasserstoffbombentest - provoziert, steigt die Nervosität. Zum Ausdruck kommt dieser Gemütszustand in zunehmenden Kursausschlägen. Seit jeher gibt es Aktien, die zu einer hohen Volatilität neigen. Auf Dauer können diese Titel schädlich für die Performance eines diversifizierten Portfolios sein. Soll heißen, Aktien mit eher geringen Kursausschlägen schneiden langfristig besser ab. Diese wissenschaftliche Erkenntnis greifen zahlreiche Smart-Beta-ETFs auf. Zu den größten Fonds dieser Art zählt der iShares MSCI Europe Minimum Volatility ETF. Der zugrunde liegende Index bietet ein diversifiziertes Aktienmarktengagement und versucht dabei, Kursausschläge möglichst zu glätten. Wenig überraschend führt diese Vorgehensweise dazu, dass defensive Sektoren wie Konsum und Pharma den Index dominieren. Im langfristigen Vergleich mit dem klassischen MSCI Europe zeigt der Smart-Beta-Ableger sowohl geringere Kursausschläge als auch eine klarere Outperformance.





Nachhaltigkeit



Wenn es darum geht, die sozialen und ökologischen Leistungen eines Unternehmens zu beurteilen, zählt Oekom Research zu den Vorreitern. Die Ratingagentur ist seit 1993 auf dem Gebiet der nachhaltigen Anlagen aktiv. Zu den Kunden der Münchner zählt die Deka. 2015 lancierte die Fondstochter der Sparkassen den Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit ETF. Um für den Referenzindex infrage zu kommen, muss eine Aktie zunächst ein ausreichendes Handelsvolumen mitbringen. Anschließend kommt die Nachhaltigkeit des Unternehmens an Hand der Oekom-Kriterien auf den Prüfstand. Durch das Raster fallen beispielsweise Atomkonzerne, Waffenhersteller oder Ölförderer. Von den Unternehmen, die den Anforderungen entsprechen, ziehen die 30 größten in den Index ein. Mit SAP, Allianz und Siemens zählen drei DAX-Konzerne zu den fünf Schwergewichten. Noch ist der ETF mit einem verwalteten Vermögen von 22 Millionen Euro recht klein. Gleichwohl sprechen die Bauweise des Index und dessen Performance dafür, mit diesem Fonds die "Nachhaltigkeitskarte" zu spielen.





Robotik



Nach Ansicht von Richard Lightbound steht der Robotermarkt erst am Anfang. Im Interview ab Seite 20 skizziert der Chef des Indexanbieters Robo Global die treibenden Faktoren hinter dem Zukunftstrend. Lightbound zählt zu den Initiatoren des ROBO Global Robotics and Automation Index. Zusammen mit einem Expertenteam hat er mehr als 1000 potenzielle Kandidaten für die Benchmark identifiziert. Um tatsächlich in den Index zu gelangen, muss ein Unternehmen den Fokus auf Robotik und Automation legen oder wenigstens einen ausgeprägten Geschäftsanteil in diesem Markt erzielen. Die Performance stimmt: Im Langfristvergleich hängt die Roboterauswahl selbst die haussierende US-Technologiebörse Nasdaq ab. Seit gut zwei Jahren bildet ETF Securities den Index im ETF-Mantel ab und ruft dafür eine nicht gerade günstige Gebühr von 0,8 Prozent per annum auf. Anleger, die in den gut eine halbe Milliarde Euro schweren Fonds investieren, sollten nicht nur deswegen einen langen Atem mitbringen. Trotz der positiven Aussichten wird der ETF das bisherige Tempo kaum halten können.





Rohstoffe



Neben Diversifikation und Inflationsschutz zählt das Wachstum der Weltbevölkerung zu den zentralen Argumenten für Rohstoffinvestments. Vor gut zehn Jahren sorgte dieser Dreiklang in der Anlageklasse für einen enormen Höhenflug. Die Finanzkrise setzte dem Boom ein jähes Ende. Seither bestimmen eine schwächelnde Nachfrage bei mitunter stark zunehmenden Produktionsmengen das Geschehen. Und doch haben die anfangs erwähnten Argumente weiterhin ihre Gültigkeit. Nicht nur, dass sich die Inflation gerade zaghaft zurückmeldet. Auch der Aufstieg vieler Schwellenländer ist ungebrochen. Er geht mit einem strukturell wachsenden Bedarf an Energieträgern, Metallen und Agrarwaren einher. Mit dem UBS CMCI Composite ETF lässt sich einfach und effektiv auf diese alternative Anlageklasse setzen. Dem Fonds liegt ein Rohstoffindex der modernen Art zugrunde. Er versucht, über eine innovative Methodik die Unwägbarkeiten des Terminhandels - Stichwort Contango-Falle - zu umgehen. Im Vergleich mit klassischen Rohstoffbenchmarks hat das CMCI-Konzept regelmäßig die Nase vorn.



Value



Vor wenigen Tagen feierte Warren Buffett seinen 87. Geburtstag. Der US-Amerikaner zählt zu den größten lebenden Börsenlegenden und erfolgreichsten Verfechtern der Value-Strategie. Seit Jahrzehnten macht sich Buffett auf die Suche nach unterbewerteten Unternehmen. Dass dieser Anlagestil trotz seiner langen Historie nichts an Reiz verloren hat, zeigt die Vielzahl an Value-ETFs. Zu den jüngsten Vertretern dieser Smart-Beta-Kategorie zählt der BNP Paribas Easy Equity Value Europe ETF. Anfang Juni 2016 legte die französische Anbieterin diesen börsengehandelten Indexfonds auf. Aktuell umfasst der Basiswert 58 Aktien, welche die zugrunde liegende Methodik als fundamental unterbewertet einstuft. Mit einer Gewichtung von gut 35 Prozent geben Unternehmen aus Großbritannien den Ton an. Unter anderem zählt der auf der Insel beheimatete Pharmariese GlaxoSmithKline zu den größten Positionen. Deutsche Aktien steuern knapp acht Prozent zu der europäischen Value-Auswahl bei. Mit von der Partie sind beispielsweise die aktuellen Top-Performer aus dem DAX: RWE und Lufthansa.



"Ein fundamentaler Wandel"

Interview: Der Index Robo Global Robotics and Automation soll einen milliardenschweren Megatrend abbilden. Anleger sollen über einen gleichnamigen ETF vom Wachstum des Robotermarkts profitieren.

Für Robo-Global-Europa-Chef Richard Lightbound werden Roboteraktien vom Kapitalmarkt falsch verstanden. Mit Expertenhilfe abseits der Finanzanalyse will der Indexanbieter das Potenzial des Sektors voll erfassen. Warum der Markt erst ganz am Anfang steht und wie der Index die Gewinner des Trends findet, erklärt der Brite im Interview.

BÖRSE ONLINE: Der Robotermarkt soll sich bis 2020 auf 188 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Was ist der Wachstumstreiber?


Richard Lightbound: Die Technologie.

Nur muss die Technik auch gekauft werden!


Mehr Nachfrage ist unausweichlich, der Bedarf wird von einem Megatrend getrieben. Zwar wächst die Menschheit, aber die Überalterung ist schneller, dadurch wird die arbeitende Bevölkerung kleiner. Soll die Wirtschaft weiter wachsen, müssen immer weniger Arbeiter immer mehr leisten. Ohne Roboter geht das nicht.

Welche Bereiche sind betroffen?


Etwa Internethandel und Logistik. Der E-Commerce-Bereich wächst heute um 14 Prozent pro Jahr, und wir wollen unsere Bestellung nicht nur in 24 Stunden haben, sondern auch individualisieren. Statt Massenfertigungen in Asien entstehen heute smarte Fabriken näher am Kunden. Die Speed-Factory von Adidas im bayrischen Ansbach ist das beste Beispiel dafür. Das ist nur dank höchster Automatisierung möglich. Aber auch ganze Länder treiben das Wachstum.

Welche?


An erster Stelle China. Die Regierung wusste, dass ihre Tage als Niedriglohnfertiger endlich sind. Um den Wandel von einer Produktions- zu einer Dienstleistungsgesellschaft zu schaffen, setzt China massiv auf die Automatisierung ihrer Industrien. Die Hälfte aller Roboter wird heute von China gekauft.

Robotereinsatz ist doch längst Alltag?


Bisher setzt nur die Autoindustrie Roboter durchgängig ein, in anderen Branchen ist die Durchdringung noch sehr niedrig. Kleinere und mittlere Unternehmen, die für 50 bis 60 Prozent der weltweiten Herstellungskapazität stehen, setzen Roboter bislang so gut wie gar nicht ein.

Aber Roboter sind teuer.



Im Gegenteil, die Preise sind stark gesunken. Ein kollaborativer Roboter, also der kleine Bruder eines großen Roboterarms aus der Industrie, kostet heute um die 20 000 bis 30 000 Dollar und kann dank seiner Sensoren ohne Gefahr in der Fertigung neben einem Menschen arbeiten. Und die Preise werden weiter sinken.

Warum?


Weil es bei Robotern längst nicht mehr nur darum geht, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Mit ihren Sensoren sammeln die Maschinen riesige Datenmengen und können sie dank künstlicher Intelligenz immer besser nutzen. Weil der Preis für einen Roboter jeweils zur Hälfte aus Herstellungs- und Programmierkosten besteht, hilft Big Data, die Anschaffung immer günstiger zu machen.

Wer profitiert am meisten?


Die Robotik steht erst ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, welche Unternehmen die Gewinner dieser Entwicklung sein werden.

Als Indexanbieter können Sie nicht anders, als das zu sagen!


Roboteraktien sind keine eigene Anlageklasse und werden daher missverstanden. Aber das wird sich ändern. Heutzutage allerdings klassifizieren Sie eine Roboterfirma als Industrieunternehmen und bewerten es entsprechend den Aussichten für diese Branche.

Aber es gibt doch reinrassige Roboterfirmen wie Fanuc oder Yaskawa?


Natürlich sind Produzenten von Roboterarmen wie die beiden genannten Firmen leicht zu identifizieren. Aber zum Roboterökosystem zählen weit mehr Unternehmen. Um genau diese Profiteure auch zu erkennen, hilft keine Finanzanalyse, sondern nur Expertenwissen.

Welches Sie haben?


Bei der Zusammensetzung unseres Index arbeiten wir mit sieben hochkarätigen Beratern zusammen. Unsere Experten sind führende Forscher auf dem Gebiet der Robotik, bauen Drohnen, haben für Kuka gearbeitet oder mit ihrer Firma jene Lagerroboter entwickelt, die heute Amazon nutzt. Unsere Berater sind zudem mit 30 Prozent an unserer Firma beteiligt.

Was definiert eine Roboterfirma?


Wenn man einen Roboter auseinandernimmt, gibt es vier Kernkomponenten, die jeder Roboter braucht. Sensorik, Rechenleistung - mittlerweile oft auch künstliche Intelligenz -, einen Antrieb und die Vernetzung. Erst Unternehmen, die diese Produkte liefern, geben Robotern ihre Fähigkeiten: wahrnehmen, planen, handeln.

Wer schafft es in den Index?


Wir haben gut 1000 potenzielle Roboterfirmen identifiziert, von denen gut 300 gelistet sind. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen Unternehmen einen erheblichen Teil ihres Umsatzes aus Robotik und Automatisierung - meist über 80 Prozent - ableiten und Marktführer in einer unserer 13 Industriekategorien sein. Auch niedrigere Robotikeinnahmen sind möglich, manchmal bis zu 30 Prozent, wenn das Gewinnwachstum weitgehend durch Robotertechnologien getrieben wird.

Nur 100 kommen durch den Filter und 83 stecken im Index - dafür braucht es Experten?


Ohne unser Expertenteam hätten wir das Anlageuniversum erst gar nicht aufbauen können. Unsere Berater halten die Industrie im Blick und prüfen, wer zu den nächsten Robotikprofiteuren gehört. Oft sind es Firmen, die zwar ein global verkaufbares Produkt haben, aber auf dem Weltmarkt noch unbekannt sind. Dieses Wissen fließt in die quartalsweise Indexüberprüfung mit ein.

Wie gewichten Sie die Firmen?


Es sind 40 Prozent Marktführer, 60 Prozent Nicht-Marktführer wobei dann erstere je Aktie zwei Prozent Indexgewicht haben, letztere jeweils ein Prozent. Damit können wir breit streuen, ohne Wachstumschancen liegen zu lassen.

Trotzdem lief der Index 2015 eher schlecht.


Es geht um langfristiges Wachstum. Wir glauben, dass unser Indexkonzept die langfristigen Gewinner des Robotiktrends identifiziert und keine Eintagsfliegen. In der Roboterindustrie steckt wegen ihrer Bedeutung für die Produktivitätssteigerung das Potenzial, deutlich schneller zu wachsen als die breite Weltwirtschaft. Wir stehen hier erst ganz am Anfang eines fundamentalen Wandels.

Richard Lightbound: Der von dem Finanzexperten mitgelenkte Index stieg 2017 um knapp 29 Prozent, der Welt-MSCI ACWI legte nur um rund neun Prozent zu.