Die Börse haussiert, der DAX hat seinen Rekord aus dem Jahr 2015 geknackt. Und doch treiben Sorgen und Ängste die Bundesbürger um. Besonders ausgeprägt ist die Scheu vor dem Investieren. Die Risikoaversion hält das Gros der Deutschen von der Aktienanlage ab - DAX-Rekord hin oder her.

Gerade jetzt, im Mai. Doch die alte Börsenfloskel "Sell in may and go away" ist längst nicht jedes Jahr ein guter Ratgeber - die Chance, dass es sinnvoll ist, im Mai oder sogar schon vorher aus- und erst im Herbst wieder einzusteigen, liegt kaum höher als 50 : 50, wie neue Studien belegen.

Doch bekannt ist der Spruch in Deutschland einem weitaus größeren Anteil der Bevölkerung als jenen 14 Prozent, die direkt oder indirekt in Aktien investieren. 86 Prozent der Deutschen kaufen demnach weder im Mai noch in irgendeinem anderen Monat Aktien. Sie nehmen in Kauf, dass die Inflation bei Zinsen nahe null ihr Vermögen Stück für Stück schrumpfen lässt. Die Angst vor Kursschwankungen und temporären Buchverlusten sitzt tief. Dabei könnten gerade langfristig ausgerichtete Aktieninvestments dabei helfen, vielen Ängsten und Sorgen zu begegnen.

Im Idealfall lassen sich damit sogar mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn zum einen werfen Aktien über alle Vermögensklassen hinweg historisch betrachtet über lange Zeiträume eine überlegene Performance ab. Das verhilft zu mehr Wohlstand und damit zu einem besseren und sichereren Lebensgefühl. Zum anderen kann der Erwerb von Anteilscheinen an Unternehmen helfen, sich gegen subjektiv als besonders kritisch erachtete Punkte besser abzusichern.

Wer etwa Angst vor Krankheiten hat, der kann einer auf Gesundheit spezialisierten Firma Kapital zur Verfügung stellen - in der Hoffnung, dass dieses Geld zur Erforschung von Therapiemöglichkeiten beiträgt. Ein anderer positiver Aspekt wäre es, wenn das investierte Kapital über Kursgewinne oder vereinnahmte Dividenden dabei hilft, die finanzielle Belastung zu stemmen, sofern sich tatsächlich eine Krankheit einstellt.

Nach diesem Strickmuster ist auch in anderen Fällen eine vergleichbare Vorgehensweise sinnvoll. Doch dazu später (Ab Seite 3) mehr. Zunächst ein kurzer Exkurs dazu, wie Ängste einzustufen sind und welche Sorgen und Risiken die Menschen am meisten beschäftigen. Am Anfang solcher Überlegungen ist es wichtig, sich Folgendes zu vergegenwärtigen: Angst an sich ist nicht automatisch etwas Schlechtes. Vielmehr handelt es sich dabei häufig um einen Schutzmechanismus, der beim Versuch zu überleben helfen kann.

Ein Problem sind allerdings Angststörungen, bei denen ein ständiges Gefühl von Besorgtheit und Anspannung angemessene Reaktionen verhindert. Vielleicht ist deshalb das Wort Angst im alltäglichen Sprachgebrauch oft negativ besetzt. Das Ausland wirft den Deutschen als Volk häufig vor, besonders ängstlich zu sein. Im angelsächsischen Sprachgebrauch ist deswegen sogar die Rede von "German Angst". Das soll so viel heißen, als dass die Deutschen als Kollektiv in vielerlei Hinsicht oft ängstlich agieren.

Auf Seite 2: Angst hat Konjunktur





Angst hat Konjunktur



Ob dahinter mehr steckt als nur eine Legende, ist zwar fraglich. Richtig ist: Die Deutschen machen sich viele Sorgen. Laut einer von der R + V-Versicherung seit 1992 regelmäßig in Auftrag gegebenen Umfrage bewegte sich der Angstpegel zuletzt sogar wieder in der Nähe der bisher gemessenen Höchststände. Für Unbehagen sorgen demnach aktuell Themen wie Flüchtlingskrise, Terror oder Euro-Schuldenkrise. Doch damit stehen die Deutschen längst nicht allein da.

In anderen Ländern mögen andere Themen dominieren, Ängste hegen aber auch die Menschen dort, wie etwa eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos aus dem Vorjahr zeigt. Selbst die oft als besonders optimistisch eingestuften Amerikaner haben vor vielen Dingen Bammel. Gemäß einer Umfrage der Chapman University belegen die Angst vor Korruption von Regierungsbeamten, Terrorattacken und die Sorge, in Zukunft über nicht genügend Geld zu verfügen, die Plätze 1 bis 3.





Aktien gegen die Angst



Beim Versuch, dem letztgenannten Angstfaktor zu begegnen, sind Aktien als Hilfsmittel sehr gut geeignet. Daran ändert auch nichts, dass ein von der Credit Suisse seit 2015 für die US-Börse berechnetes Angstbarometer im April auf den bislang höchsten Stand geklettert ist. Jedenfalls ist dieser Anstieg bei langfristig angelegten Investments keine Ausrede. Denn als das Angstbarometer im Frühjahr des Vorjahres ähnlich hoch notierte wie jetzt, ging es zwar zunächst abwärts mit den Kursen.

Anschließend markierten wichtige US-Indizes aber sogar neue Rekorde. Zudem brachten etwa US-amerikanische Aktien über einen Zeitraum von 210 Jahren durchschnittlich etwa drei Prozent mehr Rendite pro Jahr als Anleihen und etwa vier Prozent mehr als Geldmarkt beziehungsweise Festgeldanlagen, wie Metzler Asset Management vorrechnet. So gesehen tragen die Deutschen vielleicht doch eine Angststörung mit sich herum. Schließlich passt es überhaupt nicht zu dem mit Aktien zu erzielenden Performance-Vorsprung, dass im Vorjahr nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung direkt oder indirekt Aktien besaß.

Auf Seite 3: Zeit, dass sich was dreht





Zeit, dass sich was dreht



Höchste Zeit also, diese Ängste zu überwinden. Wie sich dabei ein Anfang machen lässt, lesen Sie auf den folgenden vier Seiten zu übergeordneten Angstthemen, die jeweils zwei thematisch dazu passende Aktienempfehlungen enthalten.

Wer die Angst-Themen auch aus Diversifikationsgründen lieber mit Themenzertifikaten abdeckt, für den gibt es einige Alternativen. Fast schon ein idealtypisches Investment gegen Zukunftssorgen ist ein Vontobel-Zertifikat auf den Industry 4.0 Performance-Index. Denn beim Megathema Industrie 4.0 geht es mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik um die Digitalisierung der Produktion. Dieses Thema birgt einerseits wegen der guten Wachstumsaussichten Chancen für all jene, die für diesen Technologieschub gerüstet sind. Doch da mit dem Einsatz von Technologie und Robotern häufig die Angst einhergeht, möglicherweise den Anschluss und den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, schlägt dem Thema auch viel Skepsis entgegen.

Wer sich um seinen Job sorgt, kann zumindest an der Börse versuchen, von dieser industriellen Revolution zu profitieren. Der Industry 4.0 Performance-Index eignet sich dafür, weil darin 14 Unternehmen enthalten sind, die Umsätze in Industry-4.0-Segmenten wie Automatisierung, Robotik, Sensorik, Software- und Datendienstleistungen, Maschinen- und Anlagebau sowie Ingenieurdienstleister erzielen.

Die Börse spielt das Thema längst, wie der intakte Aufwärtstrend des Barometers belegt. Aufwarten kann damit auch der Home Automation TR Index, auf den BNP Paribas ein Zertifikat aufgelegt hat. Dieses Konstrukt bildet die Wertentwicklung von Unternehmen ab, die im Bereich Heimautomatisierung, Smart Home oder Connected Home aktiv sind. Laut Indexbetreiber Solactive umfasst dieser Bereich die Überwachung oder Kontrolle von Funktionen im Haus durch ein intelligentes Netzwerk. Darunter fallen Sensoren, die die Temperatur messen oder Bewegungen erkennen, Steuerungselektronik, intelligente Lichtschalter, Hausroboter, kabellose Datenübertragung sowie Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Geräten. Auch hier ist es so, dass die Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten einerseits Komfort verspricht. Andererseits sind futuristische Trends dieser Art nicht jedem geheuer. Durchsetzen dürfte sich das Thema Heimautomatisierung langfristig aber trotzdem, und mit einem passenden Investment lässt sich daran mitverdienen.

Zu einem Angst-Dauerthema hat sich die Furcht vor dem Klimawandel entwickelt. Angesichts der zuletzt gemessenen Rekordtemperaturen kann das nicht überraschen. Ob nun der Mensch dafür verantwortlich ist oder nicht, ist zweitrangig. Denn es ist so oder so weise, verantwortungsbewusst mit den endlichen Ressourcen unseres Planeten umzugehen. An dieser Überzeugung dürften Politiker wie US-Präsident Donald Trump nichts ändern, die beim Umweltschutz wieder etwas zurückrudern wollen. Vielmehr sind trotzdem weiter steigende Ausgaben rund um das Thema Klimawandel zu erwarten, und das bringt Unternehmen ins Spiel, die davon profitieren. Gesellschaften dieser Art sind in einem Zertifikat der Raiffeisen Centrobank auf den Solactive Klimaschutz Kursindex enthalten. Dieser bildet die Entwicklung von drei Klimaschutz-Aktienindizes ab, die sich aus Werten aus den Bereichen alternative Energien, Wasser und nachhaltige Forstwirtschaft zusammensetzen. Der Solactive Klimaschutz Kursindex versucht gerade, den zuletzt gültigen Seitwärtstrend zu beenden und den Aufwärtstrend wieder aufzunehmen.

Genau das ist dem Solactive Best Age Performance Index bereits zum Ende des Vorjahres gelungen, sodass hier der Aufwärtstrend intakt ist. Der Index umfasst Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen speziell für Personen mit einem Lebensalter von über 50 Jahren anbieten. Das ist deshalb sinnvoll, weil die Zahl älterer Menschen weltweit sehr stark steigt und damit auch das Absatzsegment dieser Konzerne. Eine hohe Lebenserwartung ist einerseits zwar ein Segen, andererseits aber auch ein Fluch, wenn damit schwere Krankheiten einhergehen oder die Rente nicht reicht. Mit einem von der HypoVereinsbank auf den Best Age Performance Index aufgelegten Zertifikat sollte sich zumindest finanziell vorbeugen lassen. Die Angst vor dem unausweichlichen Älterwerden lässt sich damit zwar nicht überwinden. Aber wenigstens die, den Lebensabend in Armut fristen zu müssen.



Auf Seite 4: Ökonomische Risiken





Ökonomische Risiken: Rohstoffe gegen Inflationssorgen



Sich gegen volkswirtschaftliche Risiken abzusichern ist nicht immer ganz einfach. Auch deshalb, weil sich darüber streiten lässt, welche Aktie zu welchem Problem am besten passt. Wirtschaftlich geht es den meisten Deutschen zwar relativ gut, aber die Eurokrise sowie eine mögliche Reflation und eine eventuelle Abschaffung des Bargelds beschäftigen viele Bürger.

Rohstoffen und Rohstoffaktien wird von Studien ein Inflationsschutz zugebilligt. Eine positive Korrelation zu den Inflationserwartungen in den USA weist laut der Deutschen Bank etwa der Kurs von Boliden auf. Der schwedische Rohstoffproduzent überzeugt mit einem moderaten KGV sowie einer Aktie, die sich auf Rekordkurs befindet.

Letzteres ist auch bei Visa der Fall. Als Abwickler von Kartenzahlungen erhebt die Gesellschaft Gebühren für den Einkauf mit Kreditkarte. Wer sich an einer etwaigen Bargeldabschaffung stört, dem wird es zwar nicht gefallen, dass solche Transaktionen immer mehr Marktanteile gewinnen, doch Visa als Marktführer dürfte davon profitieren. Wenn man als Verfechter des Bargelds tatsächlich irgendwann die Kröte der Abschaffung schlucken muss, dann wären potenzielle Kursgewinne mit den Aktien eines Profiteurs wenigstens ein finanzieller Trost. Positiv aufgenommene Quartalszahlen untermauern den intakten Aufwärtstrend.



Auf Seite 5: Sorgen um Gesundheit und Umwelt





Sorgen um Gesundheit und Umwelt: Gut versichert, gut versorgt



Zu den größten Ängsten der Menschen zählt die Furcht vor einer schweren Krankheit. Das bringt Unternehmen aus dem Gesundheitssektor ins Spiel. Besonders vertrauenerweckend aus Anlegersicht sind Gesundheitsaktien, die bereits sehr langfristig überzeugen.

Das ist bei UnitedHealth Group der Fall, steigt der Kurs doch schon seit 1990 sehr stetig. Dafür, dass das so bleibt, sprechen ein gut verlaufenes erstes Quartal und ein für das Gesamtjahr erhöhter Geschäftsausblick. Analysten trauen dem größten US-Krankenversicherer zudem von 2016 bis 2021 eine kontinuierliche Ergebnisverbesserung von 8,05 auf 16,47 Dollar je Aktie zu.

Zu einem weiteren Angstthema haben sich Sorgen um die Umwelt entwickelt. Angesichts global steigender Temperaturen, die Wissenschaftler mit dem Klimawandel in Verbindung bringen, überrascht das nicht. Unabhängig davon, ob dafür der Mensch oder andere Faktoren verantwortlich sind, ist der verantwortungsbewusste Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten sinnvoll - etwa indem Energie aus regenerativen Quellen erzeugt wird. Energiekontor betreibt Windparks und setzt seit 2010 auch Solarenergie ein. Die Branche steckt zwar im Umbruch, den Bremerhavenern ist aber zuzutrauen, diesen erfolgreich zu meistern. Gut fürs Gemüt ist eine Dividendenrendite von rund vier Prozent.



Auf Seite 6: Politische Risiken





Politische Risiken: Rüstung und Alarmanlagen als Depotschutz



Wer eine Zunahme von Krieg und Terror erwartet, was heutzutage viele Menschen tun, für den kommen Rüstungsaktien als Investment infrage. Moralisch betrachtet spricht dieser Bereich bestimmt nicht jeden an, aber die Branchenperspektiven stimmen aufgrund neuerlich steigender staatlicher Rüstungsausgaben.

Nicht zuletzt unter Bewertungsaspekten bringt das den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo (ehemals Finmeccanica) ins Spiel. Der Geschäftsplan der Italiener sieht für 2017 bis 2021 eine Umsatzsatzsteigerung um drei bis fünf Prozent per annum vor. Nach einer Umstrukturierung sollte das zu überproportional steigenden Gewinnen beitragen. Das schon jetzt moderate KGV würde sich dadurch weiter ermäßigen.

Mit Rüstung hat der Technikdienstleister Spie zwar wenig am Hut, doch bieten die Franzosen neben IT-Netzwerken und Elektrotechnik auch Sicherheitssysteme an. Dazu zählen etwa Einbruchmeldeanlagen, Videoüberwachung oder biometrische Systeme zur Personenidentifikation: Alles Produkte, die helfen, das in der Gesellschaft gestiegene Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Das Unternehmen, das jüngst den Kauf des deutschen Energiedienstleisters SAG abgeschlossen hat, ist auf absehbare Zeit gut aufgestellt für stetige Ergebnisverbesserungen. Das spricht für weitere Kursgewinne bei der Aktie, die zuletzt bereits in guter Form war.



Auf Seite 7: Soziale Risiken





Soziale Risiken: Kommunikation trifft Technologie



Weitverbreitet sind auch soziale Ängste. Denn wer will schon finanziell oder gesellschaftlich auf dem Abstellgleis landen? Eine der Herausforderungen, gerade für etwas ältere Menschen, ist die zunehmende Digitalisierung. Dazu zählen ein steigender Grad an Automatisierung sowie eine wachsende Bedeutung der virtuellen gegenüber der realen Welt. Wer das nicht mitmachen kann oder will, dem steht zumindest die Option offen, daran mitzuverdienen.

Eine Möglichkeit dazu bietet Facebook. Das weltweit größte soziale Netzwerk steht mit an der Spitze der heutzutage gebräuchlichen Kommunikationsformen. Und mit dem forcierten Einsatz von Virtual Reality und Augmented Reality sowie künstlicher Intelligenz soll diese Stellung verteidigt werden. Gelingt das, dürfte der Aktienkurs weiter Luft nach oben haben.

Etwas weniger fiktiv ist das, was Capgemini macht. Zukunftsträchtig ist das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen aber trotzdem positioniert. Die Franzosen haben sich zum Ziel gesetzt, mithilfe technologischer Lösungen konkrete Geschäftsergebnisse zu erreichen. Dazu gehört es auch, Unternehmen fit zu machen für die digitale Transformation. Analysten rechnen von 2016 bis 2021 mit einem Gewinnanstieg von 5,32 auf 8,71  Euro. Liefern die Franzosen, winken bald höhere Notierungen.