Worum geht es? Die Verwendung von Hormonen zur Empfängnisverhütung und Milderung von Beschwerden während der Wechseljahre verursacht oft Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Thrombose, Schlaganfall bis hin zu erhöhtem Krebsrisiko. Wem es gelingt, Produkte zu entwickeln, die die Risiken reduzieren, kann sich ein Stück vom 40 Milliarden Dollar schweren Kuchen des Weltmarkts abschneiden. Mithra Pharmaceuticals hat die Chance dazu. Die belgische Biotechfirma wurde 1999 als Spin-off der Universität in Lüttich gegründet. Seit 2015 ist Mithra an der Euronext notiert. Im gleichen Jahr sicherte sich das Unternehmen die Rechte an Estetrol (E4). E4 wird ausschließlich in der Leber eines Fötus gebildet und kommt bei Empfängnisverhütung und Hormontherapien zum Einsatz. Mithra ist es gelungen, den Stoff aus der Sojapflanze zu extrahieren. In klinischen Tests zeigte sich, dass E4 die gleiche Wirkung wie chemisch erzeugtes Östrogen bei geringeren Nebenwirkungen hat.

Erste Zulassung steht bevor


Mithra hat nun eine Pipeline aufgebaut. Am weitesten fortgeschritten ist das Verhütungsmittel Estrelle. Dort ist die Phase III der klinischen Tests abgeschlossen. Die Zulassung in der EU könnte bald erfolgen. Das zweite Mittel ist Perinesta, das vor dem Beginn der Wechseljahre eingesetzt werden soll. Es verhütet und soll die negativen Folgen der Umstellung des Hormonhaushalts mildern. Die Menopause wird letztlich durch das Mittel Donesta adressiert. Perinesta und Donesta sind in Phase III der klinischen Tests. Eine Zulassung scheint 2023 möglich. Jedes der Mittel könnte in den kommenden Jahren kumulativ Milliarden umsetzen. Im Aktienkurs scheint nicht einmal der Wert des vor der Zulassung stehenden Mittels Estrelle abgebildet zu sein.

Die Berenberg-Analysten führen die Aktie mit einem Kursziel von 33 Euro, gut 75 Prozent über dem aktuellen Kurs. Beim vollen Ausschöpfen des Marktpotenzials scheint sogar mehr möglich zu sein. Doch sind auch die Risiken hoch: Zulassungen könnten sich verzögern, der Wettbewerb ist groß und Mithra mit dem Lizenzmodell auf Dritte angewiesen. Sollten die Entwicklungen scheitern, kommt es zu hohen Kursverlusten.