Europäische inklusive deutsche Aktien erfreuen sich wieder einer wachsenden Beliebtheit bei ausländischen Anlegern. Auch in den USA werden inzwischen nicht nur die Risiken in Europa gesehen, sondern auch die Chancen wahrgenommen. Das spiegelt sich auch in steigenden Kapitalzuflüssen aus dem Ausland in Aktien aus Europa wieder.
Passend dazu war auch das Interesse rege an einer Konferenz, welche die Berenberg Bank vom 22.-24. Mai in Tarrytown in der Nähe von New York abgehalten hat. Daran nahmen nicht nur 95 Unternehmen aus Europa teil, sondern auch fast 250 Investoren. Deren Resonanz auf die bei der dritten Veranstaltung dieser Art gehaltenen Präsentationen fiel laut David Mortlock, Head of Investment Banking bei Berenberg, positiv aus.
Im Anschluss an die Veranstaltung fragte die deutsche Privatbank ihre vor Ort anwesenden Sales-Mitarbeiter, welche der teilnehmenden Unternehmen bei ihnen den besten Eindruck hinterlassen haben. Unter den fünfzehn genannten Gesellschaften befinden sich auch sieben Titel mit einem Listing in Deutschland. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren sie mehr zu den Gründen, warum diese Unternehmen eine gute Figur abgeben.
Auf Seite zwei: Deutz
Deutz-Aktie
Lobend Erwähnung findet unter anderem Deutz, obwohl die Berenberg Bank die Aktie des Motorenherstellers nicht aktiv abdeckt. Sales-Mitarbeiter Zubin Hubner hebt aber hervor, dass Deutz über alle Produktsegmente über eine ansprechende Nachfrage berichtet hat. Außerdem werde das Produktportfolio erweitert und neue Kunden gewonnen. Erwähnenswert sei auch die Unterzeichnung eines Vertrags mit Hitachi gewesen, was für das Asien-Geschäft von Deutz so etwas wie ein Durchbruch gewesen sei. Den Aussagen des Managements zufolge eile das Unternehmen unterdessen in China von Erfolg zu Erfolg.
Alle industriellen Segmente - selbst teilweise der Agrarbereich, würden anständig wachsen. In Europa hätten die Kunden aus der Landwirtschaft ebenfalls wieder mit dem Investieren begonnen. Regional betrachtet steche Asien-Pazifik hervor, während das Bauausrüstungsgeschäft in Nordamerika unter dem niedrigen Ölpreis leide, wobei sich hier auch der Ausblick gedämpft präsentiere.
In Bezug auf die Rentabilität würden die margenstärksten Dienstleistungen gemessen am Umsatz ihren Anteil ausbauen. Laut der auf der Konferenz präsentierenden Finanzchefin Margarete Haase helfe die interne Konsolidierung dabei die Profitabilität zu steigern. Sie erwähnte auch einen einmaligen positiven Ergebniseffekt, der aus dem Verkauf des bisherigen Standortes in Köln-Deutz für 125 Millionen Euro resultierte. Im ersten Quartal 2017 habe außerdem der Auftragseingang erstmals seit vier Quartalen wieder über den Auslieferungen gelegen.
Wichtig ist auch zu wissen, dass die Kapazitätsauslastung derzeit nur 60 Prozent beträgt. Ansonsten habe sich der Bausektor in China als Stütze für das Geschäft erwiesen. Man rechne hier 2017 mit einem Plus von fünf bis zehn Prozent.
Der chinesische Baumarkt war im 1. Quartal 2017 sehr unterstützend (Deutz erwartet 2017 ein Wachstum von 5-10%). Darüber hinaus scheinen breite industrielle Anwendungen eine lebhafte Kulisse zu haben, mit Ausnahme von Nordamerika. Die gerne von Volvo sind für diese Kulisse relevant. Auch für den Bereich der Industrieanwendungen laufe es abgesehen von Nordamerika ganz gut.
Charttechnik
Der Aktienkurs von Deutz war in den vergangenen Jahren, so wie das zu einem Zykliker passt, von heftigen Schwankungen gezeichnet. Seit Februar 2016 befindet sich die Notiz damit wieder in einer scharfen Aufwärtsbewegung. Dabei ging es von 2,65 Euro auf 7,57 Euro nach oben. Um sich zusätzliches Potenzial nach oben zu erschließen, wäre es jetzt charttechnisch betrachtet sehr wichtig, das Zwischenhoch aus dem Jahr 2014 bei 7,94 Euro auf dem Weg zu räumen.
Profil
Die Deutz AG ist einer der weltweit führenden unabhängigen Hersteller kompakter Dieselmotoren in der Leistungsklasse von 10 kW bis 500 kW für On- und Nonroad-Anwendungen. Dabei handelt es sich um motorbetriebene Nutzfahrzeuge mit Straßenzulassung und motorbetriebene Geräte ohne Straßenzulassung. Die Produkte des Unternehmens kommen in Baumaschinen, Kompressoren, Nutzfahrzeugen, Bussen, Landmaschinen, Flur- und Förderfahrzeugen sowie in Schiffen zum Einsatz.
Die Produktpalette wird von umfassenden Serviceleistungen ergänzt. Das Servicegeschäft umfasst die Ersatzteilversorgung, die Unterstützung der Kunden bei Reparaturen sowie Wartung und Instandhaltung. Das weltweite Servicenetz besteht aus eigenen Tochtergesellschaften, Service-Centern und Vertragshändlern. Wichtiger Bestandteil des Servicegeschäfts ist zudem das Angebot von Austauschteilen und -motoren, das unter dem Namen »DEUTZ Xchange« zusammengefasst wird.
Auf Seite drei: WashTec
WashTec-Aktie
Ebenfalls nicht in dem von der Berenberg Bank beobachteten Aktien-Universum ist Washtec enthalten. Doch das hindert Sales-Mitarbeiter Richard Harb nicht daran, den Autowaschanlagenhersteller als besonders interessant hervorzuheben. Er bezeichnet Washtec als weltweit größten Anbieter, der ein umfassendes Produktprogramm für die Industrie in über 70 Ländern anbiete und sehr gut geführt sei.
Der Markt für Autowaschanlagen sei noch immer nicht tief durchdrungen und noch dabei, sich zu entwickeln, wobei das Unternehmen selbst davon ausgehe, dass rund 45 Prozent des insgesamt auf zwei Milliarden Dollar geschätzten Weltmarktes noch unerschlossen sei. WashTec sei mit einem Anteil von 40 Prozent der Marktführer in Europa, aber Nordamerika sei nach wie vor stark fragmentiert und das Unternehmen dürfte weiterhin in der Lage sein, den dortigen Marktanteil von aktuell zehn Prozent weiter auszubauen. Asien und die sonstigen Schwellenländer seien derzeit noch kleine Märkte, verfügten aber über ein erhebliches Potenzial, weil der Automobilmarkt dort rasant wachse und die Regulierung in Sachen Wasser- und Energieverbrauch zunehme, was die Investitionen in Waschanlagen fördere.
WashTec sei auch als ein Profiteur des Wachstums des globalen Automobilvolumens zu sehen. Schließlich sagten Studien der weltweiten Fahrzeugflotte für die nächsten 30 Jahre ein Plus von 120 Prozent voraus. Das Unternehmen operiere mit einem attraktiven, diversifizierten Geschäftsmix in einem Nischenmarkt. Selbst die Trend hin zu Car-Sharing und selbstfahrenden Fahrzeugen sei für WashTec positiv, da flottenbetriebene Fahrzeuge viel häufiger gewaschen würden als individuell genutzte Einzelfahrzeuge.
Das Unternehmen habe jüngst nach einem starken ersten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr angehoben und darauf hingewiesen, dass der aktuelle Auftragsbestand deutlich länger als im historischen Schnitt vorreiche. Beim Umsatz rechne man jetzt mit einem Plus von 10,0 Prozent, nach plus 9,4 Prozent im Vorjahr, wobei sich die EBIT-Marge bei über 12 Prozent bewegen soll. Die Bilanz sei solide und das Unternehmen habe für das 2016 fast den gesamten Nettogewinn ausgeschüttet. Die Aktie werde auf Basis der Schätzungen für 2017 zu einem KGV von rund 25 und einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA von 15 gehandelt.
Charttechnik
Wer als Aktionär bei Washtec investiert war, dürfte sich ins Fäustchen lachen. Ganz besonders gilt das für jene Anleger, die bereits seit März 2003 am Ball sind. Denn damals war noch zu Kursen von 0,84 Euro ein Einstieg möglich, während Aktien in diesem Jahr schon zu Notierungen von 70,64 Euro den Besitzer wechselten. Dieses Rekordhoch stammt vom Mai und zieht einen völlig intakten charttechnischen Aufwärtstrend nach sich.
Profil
Die Washtec AG ist ein führender Anbieter von Fahrzeugwaschanlagen für PKW, Nutzfahrzeuge und Schienenfahrzeuge. Portalanlagen, Waschstraßensysteme und SB-Waschplätze bilden die Angebotspalette der WashTec im PKW- und Nutzfahrzeugbereich. Die Anlagen arbeiten entweder mit Bürsten oder mit Hochdrucktechnik. Ergänzend dazu bietet das Unternehmen Wartung und Service-Dienstleistungen an. Zu den Hauptkunden zählen Tankstellen, Supermärkte, Verkehrsunternehmen und selbständige Betreiber. Washtec fertigt seine Produkte in Werken in Deutschland, Frankreich, Kanada und den USA. Des Weiteren werden die Anlagen weltweit vertrieben. Darüber hinaus bietet die Gesellschaft weitreichende Dienstleistungen wie regelmäßige Wartung, Chemieversorgung, Hallenreinigung, technisches und optisches Facelifting.
Für Netzbetreiber bietet die Wesurent Car Wash Marketing GmbH ein umfassendes Leistungsspektrum, das von Finanzierungsmodellen über Planungsunterstützung und Standortrealisierung bis hin zum Betrieb der Anlage in Zusammenarbeit mit dem Kunden reicht. auwa Chemie verfügt über ein komplettes Produktportfolio von Waschchemie und ist mit der Marke "auwa" ein etablierter Hersteller des mittelständisch geprägten Marktes für Waschchemie in Europa. auwa Chemie verfügt über einen eigenen Vertrieb in Deutschland und unabhängige Vertriebspartner in Europa. So kann WashTec seine Kunden durch die Lieferung von speziell auf Fahrzeugwaschanlagen ausgerichteter Waschchemie noch umfangreicher in ihrem Waschgeschäft unterstützen.
Auf Seite vier: Airbus
Airbus-Aktie
Berenberg Sales-Mitarbeiter Ryan McDonnell fand Gefallen an dem Flugzeughersteller Airbus. Finanzvorstand Harald Wilhelm habe sich in der Gruppenpräsentation sehr zuversichtlich gezeigt und sich in den persönlichen Meetings sehr bullisch zu den mittelfristigen Aussichten geäußert. Er war auch optimistisch was die Lösung der Zuliefererprobleme angeht und er gab an, dass die Zulieferer pünktlich liefern würden.
Die Modelle A320 und A350 dürften in den kommenden Jahren für ein deutliches EBIT-Wachstum sorgen. Noch bis Ende 2017 geht der hauseigene Analyst Andrew Gollan von der Lieferung von rund 140 A350 und rund 290 320neo aus, was bei diesen beiden Projekten zu einem deutlich geringeren Risiko führe. Der Finanzvorstand war überzeugt davon, dass der A350 bis 2020 die Gewinnzone erreichen wird und sich danach als ein positiver Ergebnisbringer erweisen werde. Bei den Ergebnisschätzungen gebe es Aufwärtspotenzial, falls Airbus den vierjährigen Produktionsplan einhalte.
Der A350 und A400m sorgten derzeit noch für signifikante Cash-Abflüsse (2,5 Milliarden Euro), aber der A350 werde bis zum Ende des Jahrzehnts Cash-positiv (+1,4 Milliarden Euro) und der A400M verbessere sich in dieser Hinsicht nach 2018 drastisch. Vor diesem Hintergrund bestehe auch großes Potenzial für höhere Kapitalrückführungen an die Aktionäre, allerdings noch nicht vor 2018. Die Bilanz verfüge über Barmittel von zehn Milliarden Euro und diese Position wachse weiter.
Rückenwind komme auch über den Wechselkurs. Airbus habe sich in den vergangenen zehn Jahren einem Gegenwind über die Wechselkursschiene von 2,1 Milliarden Euro konfrontiert gesehen, doch das verwandele sich in den nächsten Jahren in einen Rückenwind von 1,5 Milliarden Euro. Auf Bewertungsebene bewege sich das KGV für 2018 und 2019 bei 15,8 und 12,5.
Charttechnik
Die Aktie von Airbus bewegt sich seit März 2009 in einem relativ stabilen Aufwärtstrend. Der Kurs hat sich seitdem locker mehr als verelffacht und ein aktuelles Rekordhoch, das vom 05. Mai datiert, untermauert den charttechnischen Aufwärtstrend als intakt.
Profil
Airbus SE (ehemals EADS) ist ein europäischer Konzern, der aus der Fusion der deutschen DaimlerChrysler Aerospace AG, der französischen Aerospatiale Matra und der spanischen CASA entstanden ist. Die Airbus Group gilt als Europas größtes Luft- und Raumfahrtunternehmen sowie als einer der größten Rüstungskonzerne weltweit. Das Unternehmen ist in der zivilen Luftfahrt, im Bereich der Verteidigungstechnologie, beim Bau von Hubschraubern, in der Raumfahrt, bei der Konstruktion und Fertigung von Transport- und Kampfflugzeugen sowie den dazugehörigen Dienstleistungen tätig. Zur Airbus Group gehören unter anderem der zivile Flugzeugbauer Airbus, der Hubschrauber-Hersteller Eurocopter und das Raumfahrtunternehmen Astrium.
Auf Seite fünf: CTS Eventim
CTS Eventim-Aktie
Berenberg Sales-Mitarbeiter Rodrigo Ortigao streicht den Konferenz-Auftritt von CTS Eventim als besonders überzeugend heraus. Der Ticketvermarkter sei der größte Branchenvertreter in Kontinentaleuropa. Das Unternehmen besitze sowohl Offline als auch Online über Größenvorteile und über Vertriebsmacht. Dies habe Marco Häckermann, Vizepräsident Unternehmensstrategie auf der Konferenz mit dem Hinweis unterstrichen, vor die bevorstehende Konzerttour der Rolling Stones in Deutschland habe man binnen fünf Minuten 200.000 Tickets verkauft.
Die zur Verfügung stehende Online-Plattform biete vielfache Möglichkeiten und verstärke die Hinwendung der Kunden zum Online-Bereich. Noch komme der Online-Ticket-Verkauf in Europa nur auf einen Marktanteil von 65 Prozent, was gegenüber den 95 Prozent in den USA gering sei. Für CTS sei das ein positiver Trend, weil CTS hier 6-7 Euro per Ticket kassiere gegenüber einem Euro beim stationären Verkauf. Die EBITDA-Margen fielen dadurch mit mehr als 50 Prozent bzw. 15 Prozent sehr unterschiedlich aus.
Das Unternehmen stellte für die nächsten zwei bis drei Jahre eine Online-Penetrationsrate in seinen Märkten von rund 85 Prozent in Aussicht. Um die Umsatzchancen beim Sponsoring von Live-Events zu erhöhen, habe CTS als sehr bekannten Branchenexperten Simon Lewis vom britischen Konkurrenten Live Nation angeheuert.
Bei der Expansion in einen neuen Markt sei Kundenreichweite und Vertrauen in den Promoter am wichtigsten. Deshalb kaufe CTS beim Eintritt in einen neuen Markt entweder nur die Nummer eins oder Nummer zwei. Diese Strategie werde auch künftig bei weiteren Zukäufen beibehalten werden und angesichts einer relativ geringen Nettoverschuldung zum EBITDA von 0,2 gebe es ausreichend finanzielle Flexibilität und Spielraum für M&A-Aktivitäten. Bei einem geschätzten KGV für 2018 von rund 25 und einem von 2016 bis 2018 erwarteten Gewinnwachstum von 19 Prozent p.a. taxiert Berenberg das Kursziel auf 49,00 Euro.
Charttechnik
Die Aktie von CTS Eventim hat seit September 2002 einen beeindruckenden Aufwärtstrend ausgebildet. Der Kurs ist seitdem von 0,144 Euro auf 39,40 Euro gestiegen. Letztgenanntes Rekordhoch stammt vom 01. Juni, ist somit taufrisch und dem Wert ist es dadurch auch gelungen, einen mittelfristigen Seitwärtstrend nach oben hin zu verlassen. Charttechnisch ist das ein überaus positives Signal.
Profil
CTS Eventim ist einer der international führenden Anbieter in den Bereichen Ticketing und Live Entertainment. Über Systeme des Unternehmens werden jährlich mehr als 150 Millionen Eintrittskarten für mehr als 200.000 Veranstaltungen vermarktet - stationär, online und mobil. Zu den Onlineportalen zählen Marken wie eventim.de, oeticket.com, ticketcorner.ch, ticketone.it und entradas.com. Zur Eventim-Gruppe gehören außerdem zahlreiche Veranstalter von Konzerten, Tourneen und Festivals wie "Rock am Ring", "Rock im Park", "Hurricane" oder "Southside".
Darüber hinaus betreibt CTS Eventim einige der renommiertesten Veranstaltungsstätten Europas, etwa die Kölner LANXESS Arena, die Berliner Waldbühne und das Eventim Apollo in London. Die CTS Eventim AG & Co. KGaA (ISIN DE 0005470306) ist seit 2000 börsennotiert und gegenwärtig Mitglied des MDAX. Im Jahr 2016 erwirtschafteten 2.384 Mitarbeiter in 25 Ländern einen Umsatz von 830 Millionen Euro.
Auf Seite sechs: Stabilus
Stabilus-Aktie
Für Berenberg Sales-Mitarbeiter Kieran O’Sullivan ragte bei der Konferenz Stabilus hervor. Die Gesellschaft sei ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich von Gasfedern, Dämpfern und elektromechanische Lösungen für das Heben von Heckklappen. Das Unternehmen verfüge über eine ausgezeichnete Marktposition und das Gute an den Geschäftsaussichten sei, dass das Wachstum deutlich über den Zuwachsraten der Automobilproduktion liegen dürfte. Es gebe einige Katalysatoren, die für die nächsten Jahre ansehnliches Wachstum versprechen würden. Die Aktivitäten generierten viel Cash und die Rendite auf das eingesetzte Kapital bewege sich bei 20 Prozent.
Das Automobil-Geschäft steuert rund 65 Prozent zu den Konzernumsätzen bei und die wachsende Nachfrage nach SUVs unterstütze den Absatz der hauseigenen Produkte. Berenberg-Analyst Philippe Lorrain schätzt, dass die Powerise-Produktlinie (eine elektromechanische Lösung, die in automatisierten Heckklappenanwendungen, vor allem bei SUVs eingesetzt wird) bis 2020 rund 240 Millionen Euro zum Umsatz beitragen wird, was für 2016 einem Anteil von über 30 Prozent entsprochen hätte. Während eine Gasfeder 3-5 Euro koste, seien dies bei Powerline 30-60 Euro pro Stück und weil pro Heckklappe zwei benötigt würden, sei das ein großer Quantensprung für Stabilus. Das Unternehmen biete auch Lösungen für kleinere SUVs und Autos aus dem Einstiegs- bzw. Mittelklassesegment an.
Während der haueigene Marktanteil an Automobil-Gasfedern insgesamt bei rund 70 Prozent liege, bewege sich dieser Anteil in Asien erst bei 50 Prozent, was mit Hilfe von Powerise die Chance auf Marktanteilsgewinne lasse. Die breite geografische Aufstellung führe zu einer geringen Abhängigkeit von einzelnen Automobilmärkten.
Die Cash-Generierung sei gut (rund sieben Prozent freier Cash Flow gemessen am Umsatz) und die Priorität des Unternehmens sei es, die nach einem im Vorjahr getätigten Zukauf gestiegene Verschuldungsquote wieder zu drücken. Das Zielniveau dürfte bald erreicht sein und damit die Tür für weitere Akquisitionen öffnen. Die Aktie sei nicht gerade günstig bewertet, aber das sei angesichts der Wachstumsaussichten und der Marktposition auch angemessen. Wer als Anleger für die nächsten Jahre nach einer strukturellen Wachstumsgeschichte suche, liege mit diesem Titel richtig.
Charttechnik
Die Aktie von Stabilus ist erst seit 23. Mai 2014 börsennotiert. Gegenüber dem Ausgabepreis von 21,50 Euro ging es anschließend zunächst bis zum 16. Oktober leicht bis auf 20,50 Euro nach unten, Seitdem ist die Notiz bis auf 73,50 Euro gestiegen, wobei dieses Rekordhoch erst am 02. Juni markiert wurde. Daraus ergibt sich ein lupenreiner Aufwärtstrend und somit ein vorteilhaftes Chartbild.
Profil
Als weltweit führender Anbieter von Gasfedern, Dämpfern und elektromechanischen Antrieben beweist Stabilus seine Expertise seit acht Jahrzehnten in der Automobilindustrie und vielen weiteren Branchen. Mit Gasfedern, Dämpfern und elektromechanischen POWERISE(R)-Antrieben optimiert Stabilus das Öffnen, Schließen, Heben, Senken sowie Verstellen und bietet Schutz vor Schwingungen und Vibrationen. Das Unternehmen hat sein Stammwerk in Koblenz und beschäftigt weltweit mehr als sechstausend Mitarbeiter.
Im Geschäftsjahr 2016 erzielte Stabilus einen Umsatz von 737,5 Millionen Euro. Stabilus verfügt über ein globales Produktionsnetzwerk in neun Ländern. Durch Regionalbüros und Vertriebspartner ist Stabilus darüber hinaus in über fünfzig Ländern in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum vertreten. Die Stabilus S.A. notiert an der Deutschen Börse im Prime Standard und ist im SDAX-Index vertreten.
Auf Seite sieben: Zooplus
Zooplus-Aktie
Für Berenberg Sales-Mitarbeiterin Ramnique Sroa hat die Aktie von Zooplus auf der Konferenz einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Vorstandschef Andreas Grandinger habe für den größten Internethändler für Heimtierbedarf eine sehr zuversichtlich gefärbte Präsentation abgehalten und ihr die Augen geöffnet für das in diesem Bereich bestehende Marktpotenzial.
Bei einer Gesamtmarktgröße von 25 Milliarden Euro in Europa und einem noch relativ geringen Online-Anteil habe Zooplus das Potenzial, vom Trend weg zu Offline und hin zu Online zu profitieren. Angesichts der Tatsache, dass die Preise für Haustierprodukte Online 20-25 Prozent billiger sind als im Geschäft, hält Sroa die Prognose des Vorstands für plausibel, dass der Online-Vertrieb in Europa bis 2020 einen Marktanteil von 16 Prozent (derzeit sind es erst 7-8 Prozent) erreichen kann. Gehe man davon aus, dass Zooplus einfach nur seinen derzeitigen Marktanteil behaupten kann, sei man bei der genannten Prognose auf einem guten Weg, bis 2020 einen Umsatz von zwei Milliarden Euro zu erreichen. Das wiederum impliziere einen beeindruckenden durchschnittlichen Umsatzanstieg von 20 Prozent p.a. zwischen 2015 und w2020.
Zooplus erreiche bei der Kundenzufriedenheit eine erstaunlich hohe Quote von 94 Prozent, was ebenfalls helfe dürfte den Umsatz prozentual zweistellig zu steigern. Wiederkehrend Kunden helfen darüber hinaus auch bei der Erhöhung der Umsatzqualität. Es gebe zwar Konkurrenzrisiken und Zooplus nenne dabei Amazon als die größte Gefahr, Zooplus dürfte seinerseits dank der eigenen Preisführerschaft aber in der Lage sein, kleinere Konkurrenten aus dem Markt zu drängen und gleichzeitig eine ständige Bedrohung für höherwertige Offline-Konkurrenten darzustellen. Das Unternehmen nutzt auch seinen Ruf als Tierpflegespezialist, um zunehmend differenzierte Produkte wie Tierversicherung (in einer Partnerschaft mit Allianz) und Allergen-basierten Lebensmitteln anzubieten, was ein immer populärer Trend ist.
Obwohl die Barrieren für den Eintritt in diesen Markt gering sind, sei es schwierig, in dieser Nische aufgrund der Logistikanforderungen und des Preiswettbewerbs ein profitables Online-Geschäftsmodell zu entwickeln. Zooplus habe eine Kostenführerschaft aufgebaut, die es dem Unternehmen ermögliche, neben einer großen Produktpalette auch die besten Preise anzubieten, ein Einkaufserlebnis und die breiteste geografische Reichweite in Europa - was zu niedrigeren Einkaufskosten führen sollte. Schon jetzt habe Zooplus einen geschätzten Kostenvorteil von 5-10 Prozent gegenüber den größeren Wettbewerbern, trotz geringerer Einkaufsvolumina. Die Logistikkosten dürften aufgrund eines neuen Lagers in Antwerpen steigen, dem Kauf eines kleinen Lagers im Vereinigten Königreich und mehr Sendungen außerhalb der Kernländer (wo das Logistiknetzwerk weniger entwickelt ist) kurzfristig steigen. Aber auf lange Sicht sollte dies dem Unternehmen helfen, eine weitere Skalierung und eine verbesserte Logistik zu erreichen.
Die Bewertung der Aktie sei nicht günstig, doch der Kurs sei zuletzt durch den gezahlten Preis bei einer Übernahme in den USA angeschoben worden. Vermutlich sei es aber vernünftig, nach dem jüngsten Kursschub erst einmal eine Marktberuhigung abzuwarten.
Charttechnik
Als Traum für jeden Investor hat sich rückblickend die Aktie von Zooplus entpuppt. Die Notiz ist hier von Juli 2009 bis heute von 12,50 Euro auf 199,00 Euro gestiegen. Jüngst hat der Kurs noch einmal einen kräftigen Satz nach oben gemacht. Kurzfristig scheint der Titel angesichts eines derzeit großen Abstandes zur 200-Tages-Durchschnittslinie etwas überreizt zu sein, grundsätzlich ist aber ein sehr überzeugender langfristiger Aufwärtstrend zu konstatieren.
Profil
Zooplus wurde 1999 gegründet und ist heute gemessen an Umsatzerlösen Europas führender Internethändler für Heimtierbedarf. Die Umsatzerlöse betrugen im Geschäftsjahr 2016 insgesamt 909 Mio. EUR - davon wurden rund 74 Prozent im internationalen Geschäft erzielt. Das Geschäftsmodell wurde bislang bereits in 30 Ländern Europas erfolgreich eingeführt. Zooplus vertreibt Produkte für alle wichtigen Heimtiergattungen. Zum Produktangebot zählen insbesondere Tierfutter (Trocken- und Nassfutter und Futterbeigaben) sowie Zubehör wie Kratzbäume, Hundekörbe oder Spielzeug in allen Preiskategorien.
Neben einer Auswahl von über 8.000 Produkten profitieren zooplus-Kunden zudem von einer Vielzahl interaktiver Content- und Community-Angebote. Der Heimtierbedarfsmarkt stellt ein wichtiges Marktsegment innerhalb der europäischen Handelslandschaft dar. Die Umsätze mit Heimtierfutter und Zubehör innerhalb der Europäischen Union belaufen sich auf brutto rund 26 Milliarden Euro. Für Europa wird auch weiterhin starkes Wachstum im Bereich E-Commerce erwartet. Zooplus rechnet daher mit einer Fortsetzung der dynamischen Entwicklung.
Auf Seite acht: Morphosys
Morphosys-Aktie
Berenberg Sales-Mitarbeiterin Jessica London ist von dem angetan, was sie von Morphosys auf der Konferenz gehört hat. Die Gesellschaft habe zuletzt bereits mit guten Nachrichten aufgewartet, doch es könnte noch viel mehr kommen.
Bei der Privatbank setzt man allgemein auf den Biotech-Sektor und auf Antikörpertherapien im Besonderen, weil diese weitgehend sicher, effektiv, gut verträglich seien, eher zur Zulassung gelangten und relativ gut vor der Konkurrenz geschützt seien. Morphosys sei bereits ein mittelgroßes deutsche Biotech-Unternehmen, das mit einer einzigartigen biologischen Therapieentwicklungsplattform auf Antikörper und Antipeptide spezialisiert ist. Man habe mehr als 100 Therapien in der Pipeline und 29 in der klinischen Entwicklungsphase, zudem gebe es sowohl Partnerschaften als auch eigene Entwicklungen.
MorphoSys nutzt seine Bibliothek von Antikörpern, um spezifisch gezielte Therapien anzupassen und zu entwickeln, die bis jetzt viel versprechende Ergebnisse gezeigt hätten. Berenberg erwartet für das Mittel Guselkumab auch bald die erste Zulassung. Entwickelt sich der Nachrichtenfluss wie erwarten positiv, könnte das zu einer Neubewertung führen.
Passend dazu habe sich Vorstandschef Simon Moroneys bei seiner Präsentation regelrecht euphorisch gezeigt. Als kurzfristig besondere interessante Programme habe er MOR208, MOR202 sowie Guselkumab und Antumab Ravtansine hervorgehoben. Die Bewertung des Unternehmens habe noch viel Aufwärtspotenzial, zumindest wenn die vielen möglichen positiven Kurskatalysatoren erfüllen, die in der Pipeline schlummern.
Charttechnik
Nach einem starken Anstieg von Mitte 2012 bis Ende 2014 kam es bei der Aktie von Morphosys anschließend bis Mitte 2016 zu einer spürbaren Korrektur. Doch seitdem geht es wieder aufwärts, es hat sich ein neuer Aufwärtstrend herausgebildet und das jüngste Verhalten erweckt fast den Eindruck, als ob der Titel wieder in Richtung Rekordhoch von 86,72 Euro laufen möchte.
Profil
MorphoSys hat sich der Entwicklung herausragender neuer Behandlungsmethoden für schwerkranke Patienten verschrieben. Als eines der führenden Unternehmen im Bereich therapeutischer Antikörper ist es unser Ziel, die wertvollste biopharmazeutische Pipeline in der Biotechnologieindustrie aufzubauen. Auf Basis seiner firmeneigenen Technologieplattformen hat MorphoSys zusammen mit seinen Partnern eine therapeutische Pipeline mit mehr als 110 Programmen in F&E aufgebaut, von denen sich derzeit rund ein Viertel in der klinischen Entwicklung befindet.
In seinem "Proprietary Development"-Segment entwickelt MorphoSys, allein oder zusammen mit Partnern, neue therapeutische Wirkstoffe insbesondere im Bereich Krebs- und Entzündungserkrankungen. Im Segment "Partnered Discovery" erforscht und identifiziert MorphoSys neue Medikamentenkandidaten im Auftrag pharmazeutischer Partner und ist am weiteren Entwicklungsfortschritt seiner Partner unter anderem über erfolgsabhängige Zahlungen und Umsatzbeteiligungen beteiligt.