Ob man es möchte oder nicht. Ob man daran glaubt oder nicht, ob es an bestimmten Stellen sinnvoll ist oder nicht - letztlich ist es egal. Fakt ist: Investieren in grüne Anlagen ist nicht lediglich ein Trendthema. Es ist gekommen, um zu bleiben. Und das über sämtliche Assetklassen hinweg. Enorme Summen fließen in Direktanlagen wie Aktien, über passive Investments in ETFs, in aktiv gemanagte Fonds oder in Bonds. In einem Brief an Vorstandsvorsitzende großer Konzerne sagte Blackrock-Chef Larry Fink bereits vor Monaten, dass der Klimawandel zu einem bestimmenden Faktor für die langfristigen Aussichten der Unternehmen geworden sei. Vor allem aber, dass es zu einer signifikanten Umschichtung von Kapital kommt. Er hat recht behalten und selbst dafür gesorgt, dass viel Geld fließt. Das dürfte künftig auch so bleiben.

Denn nicht zuletzt ist der Klimaschutz auch ein politischer Wille. Eine der ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten Joe Biden bestand darin, dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beizutreten, nachdem Donald Trump diesem öffentlichkeitswirksam den Rücken gekehrt hatte. Geht es nach Biden, soll Strom in Übersee bis zum Jahr 2035 komplett aus regenerativen und nuklearen Quellen erzeugt werden. Bis 2050 will er in der gesamten Wirtschaft Netto-Null-Kohlenstoffdioxidemissionen erreichen. Diese Absichtserklärung ist ein weiterer Schritt zur weltweiten Klimaneutralität. Die EU will die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 auf null senken.

Um die Ziele zu erreichen, ist es wichtig, Investoren mit ins Boot zu holen. Sie sollen den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft unterstützen. Damit dies gelingt, bedarf es eines gewissen Drucks: So zwingt die EU-Kommission die Finanzindustrie und die Unternehmen zum Handeln. Ab März müssen etwa Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter die Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Portfolios offenlegen. In der Finanzindustrie löst das eine wahre Flut an ESG-Produkten aus: Im Mittelpunkt steht hier nicht lediglich die Umwelt (E), sondern ebenso Soziales (S) und die Unternehmensführung (G). "Wir stehen am Anfang einer Nachhaltigkeitsrevolution, die sich weltweit über alle Sektoren erstrecken wird", sagt Alexis Deladerrière, Fondsmanager bei Goldman Sachs.

Anlegern eine Anleitung geben

Um Anlegern im Dickicht Orientierung zu geben, führt BÖRSE ONLINE mit dieser Ausgabe das €uro Eco-Rating für Fonds und ETFs ein. Übernommen werden die Daten von unserem Schwestermagazin €uro am Sonntag, die diese vom Anbieter Mountain-View Data bezieht. Das Rating soll einen Hinweis geben, wie bedeutend die Portfolios der Anbieter im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz sind. Unter ESG-Gesichtspunkten ist diese am leichtesten messbar. BÖRSE ONLINE hat in dieser Reihe die Fondslandschaft durchforstet und aussichtsreiche Aktien herausgesucht.

 


Nach welchen Kriterien sich das Eco-Rating zusammensetzt

Die Bewertung eines Fondsportfolios richtet sich nach acht (Staatsanleihen) bzw. zehn (Aktien, Unternehmensanleihen) Umwelt-, Sozial- und Klimaschutzkriterien. Fonds erhalten weniger Punkte, wenn beispielsweise der Anteil an Gas- oder Ölkonzernen im Portfolio den Wert von zehn Prozent übersteigt. Sie bekommen dagegen gestaffelt mehr Punkte, wenn sie einen hohen Anteil an Titeln enthalten, die zum Bereich erneuerbare Energien zählen, als besonders umweltorientiert eingestuft werden oder wenn die CO2-Emissionen niedrig sind. Länder als Anleiheemittenten erhalten für acht Kriterien Punkte (s. u.). Die anhand der Gesamtpunktzahl vergebenen Ratings reichen von "A" (ausgezeichnet) bis "E" (ungenügend). Fonds mit Kohleförder- und Kraftwerksunternehmen, die auf der Ausschlussliste des Norwegischen Staatsfonds stehen, erhalten automatisch "E".

Unternehmensbewertung:

• Gas/Öl: Punktabzug

• Fracking: Punktabzug

• Kohle: Steht ein Unternehmen auf der Ausschlussliste des Norwegischen Staatsfonds, gibt es automatisch das Eco-Rating "E"

• Atomenergie: Punktabzug

• Rüstung allgemein: Punktabzug

• Rüstung speziell: Punktabzug (Clustermunition, Landminen, ABC-Waffen)

• Global Compact: Punktabzug für Nichtunterzeichner

• Erneuerbare Energien: mehr Punkte

• Umweltorientierung: mehr Punkte

CO2-Emissionen: mehr Punkte für niedrige Emissionen

Länderbewertung:

• Erneuerbare Energie

CO2-Emissionen pro Einwohner

• Ökolog. Fußabdruck pro Einwohner

• Environmental Performance Index

• Atomenergie

• Rüstungsbudget

• Rüstungskonventionen

• Todesstrafe

 


Welche Fonds vorn liegen und auf hohe Zuflüsse hoffen dürfen

Eine starke Performance und ein Top-Eco-Rating: Das sind die Kriterien, nach denen wir die drei Aktienfonds heraussuchten. Vorn dabei ist der Erste WWF Stock Environmental. Durchschnittlich um 26 Prozent kletterte er in den vergangenen fünf Jahren. Erneuerbare Energie, Wasserwirtschaft und Recycling stehen im Vordergrund. Öl, Kohle und Atomenergie sind ausgeschlossen. Stark läuft auch der Oddo BHF Active Small Cap. Er stellt vor allem kleinere europäische Unternehmen in den Fokus, die sich auf Technologie, Gesundheit und Dienstleistungen spezialisiert haben. Und auch die Allianz ist mit ihrem Thematica Fonds vorn dabei: Seit knapp 15 Jahren setzen die Fondsmanager auf Zukunftsthemen. Größte Position ist der US-amerikanische Versicherer von Haustieren Trupanion. Aber auch chinesische Solarfirmen und der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen sind dabei.