Offiziell wurde der spektakuläre Einstieg von Daniel Loeb am Sonntag in einem Aktionärsbrief des US-Finanzinvestors Third Point. Der Hedgefonds hält rund 40 Millionen Nestle-Aktien und damit knapp 1,3 Prozent am größten Lebensmittelkonzern der Welt aus dem Schweizerischen Vevey mit umgerechnet 84,5 Milliarden Euro Umsatz für2016. "Unternehmen mit so vielen Möglichkeiten zu Verbesserungen, sind selten", begründet Third Point den Einstieg bei den Eidgenossen. Zu Loebs Forderungen an Nestlé Chef Mark Schneider gehört der Verkauf der Beteiligung am französischen Kosmetik-Konzern L’Oreal um die Mittel für Ausschüttungen an Aktionäre zu nutzen - überwiegend in Form von Aktienrückkäufen. Nestle hält 23,2 Prozent an L’Oreal im Gesamtwert von 27 Milliarden Dollar.
Mit seiner Dividendenpolitik gehören die Schweizer zu den zuverlässigstem Unternehmen in Europa und darüber hinaus zu dem im Vergleich zu den USA, sehr kleinen Kreis europäischer Konzerne, die ihre Dividenden, unabhängig von der Geschäftsentwicklung mehr als zehn Jahre in Folge kontinuierlich erhöht haben. Allerdings haben die Schweizer seit geraumer Zeit ihre eigenen Wachstumsziele im operativen Geschäft nicht mehr erreicht. Chef Schneider, seit Jahresbeginn offiziell an der Konzernspitze, soll das ändern. Hierzulande hatte Schneider den Gesundheitskonzern Fresenius während der vergangenen Jahrzehnte für Investoren zur größten Erfolgsgeschichte im DAX geformt.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Schneider jetzt bei Nestlé. US-Großaktionär Third Point wird den Druck auf den ersten externen Chef des Konzerns diesbezüglich erhöhen. Zu den Empfehlungen der Amerikaner gehört auch die Einführung von Profitabilitätszielen. Konkret: eine jährliche Steigerung der operativen Marge um ein Fünftel bis 2020. 2016 lag die operative Rendite bei 15 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte Nestlé den schwächsten Umsatzzuwachs der vergangenen zehn Jahre.
Für die angestrebte Neuausrichtung des Konzerns würde kürzlich das US-Schokoladengeschäft mit Marken wie Butterfinger auf die Verkaufsliste gesetzt. Schneider will den Fokus der Schweizer auf Nahrung für Gesundheitsbewusste verstärken und das Geschäftsmodell, wo möglich, um Wachstumsnischen in der Medizintechnik, erweitern. In diesem Markt ist Schneider als Ex-Fresenius-Lenker Experte. Neu-Aktionär Third Point will den Nestlé-Chef bei seinem Plan mit eigenen Vorschlägen unterstützen.
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Einschätzung der Redaktion
Die Bereinigung des Nestlé-Portfolios mit über 2000 verschiedenen Marken bietet gute Chancen für höhere Rendite. Zudem ist Chef Schneider durch seine Erfahrung beim Gesundheitskonzern Fresenius eine gute Wahl für mehr Wachstum durch die Erweiterung des bisherigen Geschäftsmodells. Solider Dividendentitel mit großem langfristigen Potenzial.
Die Aktie hat unser Kursziel von 80 Euro nahezu erreicht und notiert derzeit auf Allzeithoch. Wir setzen auf einen erfolgreichen Umbau und erhöhen deshalb unser Kursziel auf hundert Euro. Der Stopp wird auf 68,40 Euro nachgezogen.