Anfang Januar riss während eines Flugs ein Rumpfteil einer Boeing 737Max-9-Maschine weg. Ein Flugverbot für diesen Typ folgte. Doch bereits am Sonntag heben erste Flieger wieder ab. Derweil gibt es einen neuen Dämpfer für die Boeing-Aktie: Eine Maschine hat kurz vorm Start in den USA ein Vorderrad verloren. Es kommt jedoch noch schlimmer...

Boeing kommt nicht aus den Schlagzeilen. Eine Maschine der US-Fluggesellschaft Delta hat kurz vorm Start in Atlanta ein Bugrad verloren. Bei dem Flugzeug handle es sich um eine Boeing 757, die in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá fliegen sollte, berichteten US-Medien am Mittwoch.

Qualitätskontrolle "inakzeptabel"

Auf dem Rollfeld zur Startpiste löste sich nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde FAA eines der Räder im vorderen Teil der Maschine. Der Pilot eines anderen Flugzeugs habe das Rad wegrollen sehen und über Funk darauf aufmerksam gemacht, berichtete unter anderem "Sky News". Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am vergangenen Samstag.

Die FAA hat nun vorerst untersagt, dass Boeing die Produktion der 737-Flieger erhöht. Die Probleme in der Qualitätskontrolle seien "inakzeptabel", betonte Behördenchef Mike Whitaker. Nun will die FAA auch die Produktion der 737 Max gründlich unter die Lupe nehmen.


Boeing-Aktie unter Druck

Nach dem Bekanntwerden des erneuten Vorfalls und der FAA-Entscheidung rutschte die Boeing-Aktie am Mittwoch im nachbörslichen US-Handel zeitweise um gut vier Prozent ab. Zum Handelsschluss stand der Dow-Jones-Wert leicht im Plus bei 214,13 Dollar. In Deutschland wird die Boeing-Aktie am Donnerstag-Vormittag mit einem deutlichen Kursabschlag bei 192,86 Euro gehandelt (siehe Chart Tradegate).

Boeing (WKN: 850471)

Boeing war zuletzt wegen eines ernsten Zwischenfalls mit einer seiner Maschinen, bei der während des Flugs ein Rumpfteil herausbrach, in die Schlagzeilen geraten. Die US-Flugaufsicht FAA leitete Ermittlungen ein. Diese könnten weit über das Problem mit dem konkreten Bauteil hinausgehen. Die Aufseher hatten angeordnet, Flugzeuge des Typs Boeing 737-9 Max am Boden zu lassen und zu inspizieren.

Erste 737Max-9-Maschinen heben wieder ab, aber…

Doch die nach dem beängstigenden Vorfall stillgelegten Flugzeuge des Typs Boeing dürfen bald wieder in die Luft steigen. Die FAA genehmigte am späten Mittwochabend das Verfahren für die von ihr angeordneten Inspektionen der Maschinen. Alaska Airlines will nun am Freitag erste kontrollierte Maschinen wieder in den Flugplan aufnehmen, United Airlines peilt den Sonntag an.

Das Verbot der Ausweitung der Produktion für Boeings meistverkaufte Schmalrumpf-Flugzeuge einschließlich der 737-Max-9 durch die FAA ist für Boeing jedoch ein herber Schlag. Denn der Flugzeugbauer kann die vielen 737-Max-Bestellungen nur langsam abarbeiten und fällt dadurch noch weiter hinter den großen Rivalen Airbus zurück. 

Aktuell baut Boeing pro Monat rund 30 Flugzeuge der Max-Familie. Zum kommenden Jahr sollte der monatliche Ausstoß eigentlich auf 50 Maschinen erhöht werden. Airbus will seine Produktion der A320neo-Familie auf 75 Stück pro Monat erhöhen.

Social-Media-Gemeinde macht sich lustig

In den sozialen Medien wird Boeing derzeit mit Spott und Hohn überschüttet. Die ernsten, sicherheitsrelevanten Vorfälle sorgen für diverse Tweets, die das Ausmaß des Vertrauensverlusts in den einst führenden Flugzeugbauer der Welt zeigen. Nachfolgend ein Tweet von Jesse Cohen von Investing.com, der nur die Vorfälle des noch jungen Jahres auflistet. Das Bild darin ist KI-generiert.

BÖRSE ONLINE rät von der Boeing-Aktie derzeit ab. Bis die Qualitätsprobleme behoben sind, könnte der Wert noch weiter abrutschen. Selbst das 2023er-Jahrestief unter 160 Dollar könnte wieder in Reichweite geraten.

Besser sieht es beim europäischen Konkurrenten aus. Die Airbus-Aktie erreichte kürzlich oberhalb der 150-Euro-Marke neue Rekordhöhen. Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Monate könnte es jedoch auch bei Airbus zu einer Konsolidierung kommen. Wer Airbus im Depot hält, bleibt dabei. (Mit Material von dpa-AFX) 

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