Nach den deutlichen Vortagsgewinnen bei der Nordex-Aktie rauscht der Kurs am Freitag wieder abwärts. Der Hersteller von Windkraftanlagen hat seine endgültigen Jahreszahlen vorgelegt. Ein unsicherer Ausblick zur Margen-Entwicklung vergrault jedoch viele Anleger. Gibt es noch Hoffnung für den MDAX-Wert im laufenden Jahr?
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex kann auch in diesem Jahr einen operativen Verlust nicht ausschließen. Die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte sich 2023 zwischen minus zwei und plus drei Prozent bewegen, teilte das Unternehmen am Freitagmorgen in Hamburg bei der Vorlage seiner endgültigen Zahlen für 2022 mit.
Dabei solle sich im Vergleich die zweite Jahreshälfte besser entwickeln als die ersten sechs Monate. Der Start ins neue Jahr sei schwach gewesen, sagte Nordex-Chef Jose Luis Blanco im Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Mittelfristig will Nordex eine operative Marge von acht Prozent erzielen, die Kernmärkte Europa und USA sollen dabei die wichtigste Rolle spielen. In welchem Jahr die Mittelfristziele erreicht werden soll, ließ Blanco weiterhin offen. Das hänge von der Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien ab. Der Haupttreiber sei die Nachfrage, sagte er und appellierte dabei auch an die Politik.
Den mauen Jahresstart begründete der Manager mit der Jahreszeit. In den Wintermonaten sei es schwierig, frühere Verzögerungen aufzuholen. "Aber wir werden von Quartal zu Quartal Verbesserungen sehen", sagte er. Ausgehend von einem niedrigen Aktivitätsniveau und hohen Kosten sei dies auch nötig, um die Prognose zu erfüllen.
Nordex-Aktie wieder unter Druck
Anleger reagierten enttäuscht darauf, da sie derzeit bei Nordex viel Hoffnung in die Profitabilität legten. Um Vertrauen herzustellen, müsse Nordex eigentlich liefern, sagte der Börsianer. Die breit gefasste Zielspanne spreche insgesamt aber nicht gerade für "große Überzeugung".
Am frühen Nachmittag beträgt der Abschlag für die Nordex-Aktie noch fünf Prozent auf 12,87 Euro und gehört damit neben Jungheinrich zu den schwächsten Werten im MDax. Noch etwas niedriger stand Nordex am vergangenen Mittwoch. Zuletzt kann sich die Aktie etwas berappeln.
Einschätzungen zur Nordex-Aktie
Beim Umsatz will Nordex in diesem Jahr 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro erreichen. Dieses Ziel mit dem Margenausblick ins Verhältnis gesetzt, errechnete Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs in der Mitte der beiden Spannen nur ein operatives Ergebnis von 29 Millionen Euro.
Er setzte dies dann in Relation zum Konsens, der bei 141 Millionen Euro liege. Insofern wertete auch er den Ausblick als Enttäuschung. Die ebenfalls vom Unternehmen vermeldeten Zahlen für 2022 sieht Patel im Rahmen der Eckdaten. Sein 12-Monats-Kursziel ist bescheiden: 14,70 Euro.
Experte Constantin Hesse von Investmenthaus Jefferies zeigte sich zudem überrascht, dass der durchschnittliche Verkaufspreis beim Auftragseingang im Schlussquartal gleich geblieben sei, während Wettbewerber hier Preiserhöhungen erzielt hätten.
Konzernchef Blanco begründete das gegenüber dpa-AFX mit einer nachlassenden Kosteninflation. "Wir haben ein Plateau in der Preisgestaltung erreicht", sagte er im Interview. Es sei Nordex gelungen, die Kosten an die Kunden weiterzugeben, aber jetzt stabilisierten sich die Kosten bei dem Windkraftanlagen-Hersteller. Die Preise entsprächen der mittelfristigen strategischen Rentabilität.
BÖRSE ONLINE hält die Nordex-Aktie trotz des mageren Ausblicks auf dem aktuellen Kursniveau für kaufenswert. Das längerfristige Kursziel liegt bei 24,50 Euro. Zum aktuellen Kursniveau entspricht das fast einer Verdoppelung. Zudem befindet sich die Nordex-Aktie im BÖRSE ONLINE Grüne Zukunft Index.
(Mit Material von dpa-AFX)
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