von Herausgeber Frank-B. Werner

Wunden lecken und um neues Vertrauen werben - das muss jetzt die Devise von Vorstand und Aufsichtsrat bei Bayer sein. Denn einen solchen Vertrauensentzug hat es bei einem DAX-Unternehmen bislang noch nie gegeben. Noch vor einem Jahr lag die Zustimmung zur Arbeit des Vorstands bei über 97 Prozent, die 44,5 Prozent dieses Jahres sind eine schallende Ohrfeige. Der Aufsichtsrat erreichte mit rund zwei Dritteln der Stimmen zwar die Entlastung, aber auch dieses Ergebnis ist unrühmlich. Beide Abstimmungen standen im Bann der Glyphosat-Prozesse in den USA. Dass sich der Aufsichtsrat auch jetzt hinter den Vorstand stellt, ist aller Ehren wert. Und wahrscheinlich wird sich der Monsanto-Kauf tatsächlich langfristig noch als Glücksfall herausstellen.

Die sehr niedrige Börsenbewertung von Deutscher Bank und Commerzbank spricht ihre eigene Sprache. Auch nach der - zu Recht - abgesagten Fusion der beiden Geldhäuser hat sich das Thema Zusammenschluss nämlich nicht erledigt; die günstigen Kurse werden früher oder später Interessenten aus dem Ausland anlocken. Insofern bleibt das Übernahmethema auch für Aktionäre eine interessante Wette.

"Flygskam" ist ein Wort, das in Schweden bereits jeder kennt. Jetzt ist die "Flugscham" auch bei uns angekommen - die ökologisch motivierte Scham, ein Flugzeug zu benutzen. Der Verzicht auf das Fliegen ist zu einem Kernanliegen der Klimabewegung geworden; doch Reisen, auch mit dem Flugzeug, gilt hierzulande als Selbstverständlichkeit. Ökonomen lachen über den Appell an die Moral. Sie kennen bessere Wege: eine CO2-Abgabe. Wenn der Verzehr von Rindfleisch oder eben das Fliegen richtig teuer sind, wird der Verbrauch ganz von allein zurückgehen. Die Lösung über den Preis ist nicht nur im Hinblick auf die Umwelt effizienter, sondern sie wahrt auch die Privatautonomie, weil jeder für sich entscheiden kann, ob er sich lieber ein Schnitzel leisten möchte oder den Wochenendtrip nach London oder Paris.