Manfred Weber, der niederbayerische Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei, hatte von einer Schicksalswahl gesprochen, sein Kontrahent von den Sozialdemokraten, der Niederländer Frans Timmermans, war in den "Kampf um die Seele Europas" gezogen. Nun, der Schlachtlärm ist abgeklungen; Europa steht immer noch - und die EU auch. Die EU-Skeptiker (vulgo Rechtspopulisten) sind etwas stärker geworden, aber eine Blockademacht haben sie nicht erreicht. Ansonsten hat es viel Substitution gegeben. Wie in Deutschland, wo Rot-Grün bei den Europawahlen 2014 auf einen Anteil von 38,0 Prozent kam und dieses Mal auf 36,3 Prozent. Nur dass 2014 die SPD 27,3 Prozent gewann und die Grünen 10,7, am vergangenen Sonntag hingegen die Grünen 20,5 Prozent und die Sozialdemokraten 15,8. Die Lager sind aber relativ unverändert geblieben. Allerdings gibt es auf Europaebene einen großen Unterschied zu 2014. Sozialdemokraten und Christdemokraten verfügen gemeinsam nicht mehr über eine absolute Mehrheit. Das bisher übliche Postengeschacher hat deshalb ein Ende. Vielleicht wird man nun auch mehr Inhalt­liches erfahren; schließlich geht es nicht nur ums Klima, sondern vor allem darum, die Strukturen der Wirtschafts- und Währungsunion nachhaltig zu gestalten, bevor eine neue Finanzkrise wieder zu teuren Interventionen zwingt.

Die Verluste sind zwar jeweils nicht allzu groß, aber mittlerweile hat der Dow Jones die fünfte negative Woche hintereinander hingelegt. Das ist, haben Statistiker flink nachgeschaut, die längste Verluststrähne seit 2011. Ende Juni wollen Chinas erster Mann Xi und US-Präsident Trump beim G 20-Gipfel den Handelsstreit beilegen. Bis dahin werden die Börsianer vorsichtig bleiben.

Anfang des Jahres hatte BÖRSE ONLINE mit den Schwesterblättern €uro und €uro am Sonntag Kasper Rorsted als "Unternehmer des Jahres" mit einem Goldenen Bullen ausgezeichnet. Rorsted gibt weiter Gas: Die Adidas-Aktie hat seit Jahresanfang 43 Prozent zugelegt und markierte gerade ein neues Hoch.