Die von Fed-Chef Jerome Powell in der vergangenen Woche anlässlich der Jackson-Hole-Tagung der Zentralbanken verkündete neue geldpolitische Strategie der amerikanischen Notenbank lässt Volkswirte die Stirn runzeln. Selbst eine Normalisierung der Arbeitslosigkeit soll kein Anlass mehr für eine Straffung der Geldpolitik sein. Das Inflationsziel von zwei Prozent soll künftig im Durchschnitt eines längeren Zeitraums gelten. Für Börsianer ist das eine gute Nachricht. Hohe Liquidität und Tiefstzinsen werden die Börse noch lange befeuern.

Vor dem vergangenen Wochenende legte Insolvenzverwalter Michael Jaffé eine erste Bestandsaufnahme des Wirecard-Desasters vor. Das Unternehmen muss zerschlagen werden, Aktionäre und Gläubiger der Kredite und Anleihen werden praktisch leer ausgehen. Zum Glück beschäftigt sich der Finanzausschuss des Bundestages mit dem Thema, vielleicht wird es sogar einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss geben. Die Forderung, es müssten noch striktere Regeln her, führt allerdings in die Irre. Der Wirecard-Betrug geht nicht auf ein Defizit an Regeln zurück, sondern auf ein Defizit bei der Umsetzung der bestehenden Regulierung.

4,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt fordert die Gewerkschaft Verdi für die Bediensteten im öffentlichen Dienst. Während sechs Millionen Deutsche in der Kurzarbeit feststecken, viele (Solo-)Selbstständige ums nackte Überleben kämpfen oder in Hartz IV abgerutscht sind und das Land auf eine Netto-Neuverschuldung in Rekordhöhe zusteuert, wirkt die Forderung wie aus der Zeit gefallen. Die Gewerkschaft verweist auf die "Corona-Helden", unterschlägt ­allerdings, dass nur der kleinste Teil ihrer Mitglieder in - zum Teil tatsächlich schlecht bezahlten - Heil- und Pflegeberufen tätig ist. Allenfalls taugen die "Corona-Helden" für eine Reform des Systems der Vergütung der öffentlich Bediensteten. Eine pauschale Erhöhung der Bezüge rechtfertigen sie nicht.