Nachdem Insolvenzverwalter Michael Jaffé in den Büchern von Wirecard ­lediglich ein gigantisches Missverhältnis zwischen Schulden und Vermögenswerten hatte feststellen können, macht die Staatsanwaltschaft München den Gläubigern des einstigen DAX-Konzerns jetzt Hoffnung, wenigstens einen kleinen Teil ihrer Forderungen eintreiben zu können. Sie hat im Privatvermögen der früheren Vorstände Markus Braun und Jan Marsalek Immobilien und ­Beteiligungen im Wert von etwa 500 Millionen Euro arrestiert. Das ist ein unglaub­licher Betrag. Sollte er sich bestätigen, würde man gern wissen, wie solche Summen beiseitegeschafft werden konnten. Man freut sich schon auf den Film, der in einigen Jahren in die Kinos kommen wird.

Ein kurioses Bündnis hat sich kurz vor dem Autogipfel der Bundesregierung gefunden. Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Jörg Hofmann, dessen Motive klar sind, und die Co-Vorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, fordern Staatshilfen für die Auto- und Autozulieferindustrie. Über einen Fonds soll die Bundesrepublik bei kriselnden Firmen als Eigentümer einspringen, um den Unternehmen "Zeit zu verschaffen". Da fragt man sich nur: Zeit wofür? Erklärtes Ziel der Grünen ist doch die Abschaffung des Individual­verkehrs. Da brauchen wir doch keine Autoindustrie mehr.

Auch in der Union wird inzwischen diskutiert, ob vor dem Hintergrund der Nawalny-Affäre nicht das Pipeline-Projekt North Stream 2 abgesagt werden soll. Dafür gibt es gute Gründe, es würde so auch der Frieden in der Nato wiederhergestellt. Sollte es tatsächlich dazu kommen und das Gas der Russen zum Bestandteil des Sanktionsinstrumentenkastens werden, darf man gespannt sein, ob die Politiker nach A auch B sagen. Denn verzichten wir auf die Nutzung des russischen Gases, werden wir uns, soll die Versorgungs­sicherheit garantiert sein, das Abschalten von Atom- oder Kohlekraftwerken nicht leisten können.