Der Schweizer Pharmariese Novartis ist mit sinkenden Verkaufserlösen und einem Gewinneinbruch ins Jahr gestartet. Umsatzausfälle beim wichtigen Blutkrebsmedikament Glivec wegen der Konkurrenz durch günstigere Generika, Kosten für den Umbau der schwächelnden Augenheilsparte Alcon und die Stärke der Konzernwährung Dollar machten dem weltgrößten Anbieter von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu schaffen. Der Umsatz sank im ersten Quartal um drei Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar, wie der Arzneimittelhersteller aus Basel am Donnerstag mitteilte. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 13 Prozent auf 2,0 Milliarden Dollar.

Novartis-Chef Joseph Jimenez, der die Anleger im Januar auf ein mageres Jahr eingeschworen hatte, bekräftigte die Prognose. Unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen sollen die Verkaufserlöse und der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn etwa auf dem Niveau von 2015 liegen. Nach drei Monaten stand währungsbereinigt ein Prozent Umsatzplus zu Buche. Der bereinigte Betriebsgewinn sank um fünf Prozent auf 3,26 Milliarden Dollar. Längerfristig sollen neue Medikamente frischen Schwung bringen: "Nach wie vor bin ich zuversichtlich im Hinblick auf unsere langfristigen Wachstumsaussichten, die durch unsere solide Pipeline untermauert werden", erklärte Jimenez.

SCHLEPPENDER VERKAUFSSTART FÜR HERZMEDIKAMENT



Ein Hoffnungsträger erfüllt die Erwartungen bislang allerdings nicht. Mit dem neuen Herzmedikament Entresto setzte Novartis im ersten Quartal lediglich 17 Millionen Dollar um. Im ganzen Jahr sollen es rund 200 Millionen Dollar sein. Das liegt unter den von Analysten im Schnitt veranschlagten 300 Millionen Dollar. Diese hatten ihre Schätzungen zuletzt bereits gesenkt, nachdem sie der bei Herzversagen eingesetzten Arznei anfangs mehr als vier Milliarden Dollar Jahresumsatz zugebilligt hatten. Um Entresto auf die Sprünge zu helfen, will Novartis den Vertrieb in den USA ausbauen und eine Verbraucherkampagne starten.

Insgesamt erzielten die Schweizer in der größten Geschäftssparte mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den ersten drei Monaten 7,7 Milliarden Dollar Umsatz - drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Verkaufserlöse von Glivec sackten um 22 Prozent ab. Im gesamten Jahr dürften dem Konzern durch den auslaufenden Patentschutz für das Blutkrebsmittel mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz wegbrechen. Der Umsatz des Augenheil-Geschäfts Alcon sank um sieben Prozent, der bereinigte Betriebsgewinn fiel um mehr als ein Drittel. Novartis-Chef Jimenez will die Problemsparte mit einer Straffung und mehr Geld für neue Produkte und Werbung zurück auf Wachstumskurs bringen.

An der Börse hielt sich Novartis trotz der schwächeren Ergebniszahlen mit einem nur leichten Kursabschlag vergleichsweise gut. Europaweit standen Gesundheitswerte stärker unter Abgabedruck. Der Schweizer Konzern schnitt in etwa wie von Analysten erwartet ab. Zudem hielt sich Glivec besser als befürchtet, erklärte Deutsche-Bank-Analyst Tim Race. Und das Anfang 2016 zugelassene Psoriasis-Medikament Cosentyx legte mit 176 Millionen Dollar Umsatz einen starken Marktstart hin.

Reuters