Wer zum Einkaufen auf den Markt geht, weiß: An jedem Stand können Angebot und Preise unterschiedlich sein. Es gibt die Händler für Obst und Gemüse, und es gibt die für Käse und Milch. Wieder andere bieten Fleisch und Wurst feil. Ähnlich ist es auch bei den Onlinebrokern. Bei einigen kann man nur in Deutschland handeln, bei anderen ist kein außerbörslicher Handel möglich.

Im zweiten Teil unseres Tests von Onlinebrokern geht es zum einen um erweiterte Handelsmöglichkeiten ­(Xetra- Handel siehe Ausgabe 6/2020). Ein weiterer Schwerpunkt des zweiten Teils sind die Kosten beim Handel via Tradegate, an deutschen Regionalbörsen, an der London Stock Exchange, der New York Stock Exchange sowie im außerbörslichen Bereich. Auch das Angebot an Infos, Research, Beratung und digitaler Vermögensverwaltung - Stichwort: Robo-Advisor - wurde bewertet (siehe unten "So wurde getestet").

Eine Frage vorweg: Gibt es den ­besten Onlinebroker überhaupt?

Die Antwort darauf lautet klar: nein. Den besten Onlinebroker für jeden Anleger kann es nicht geben. Jeder Broker hat Stärken, aber auch Schwächen. Während einige ein möglichst großes Angebot offerieren, haben sich andere spezialisiert. Grundsätzlich gilt dabei: Je spezieller das Angebot eines Brokers, desto günstiger kann er es meist bereitstellen - und je umfassender das Angebot, desto teurer. Letztlich muss daher jeder Anleger selbst ermitteln, welcher Broker am besten zu ihm passt. Unser Test liefert lediglich Anhaltspunkte, wie stark die bewerteten Anbieter in den einzelnen Bereichen aufgestellt sind (siehe PDF-Tabelle).

Welche Wertpapiere lassen sich über Onlinebroker handeln?

Bei vielen Onlinebrokern sind über normale Brokerage-Depots praktisch alle Wertpapiere an Börsen handelbar - also nicht nur Aktien, sondern auch Zertifikate, Fonds und ETFs bis hin zu Wikifolios. Jedoch gibt es Einschränkungen bei weniger gängigen Wertpapierklassen. So bieten etwa DeGiro, ING, Maxblue (der Onlinebroker der Deutschen Bank), NIBC Direct und Postbank den Handel von Wikifolios nicht an. Optionen und Futures lassen sich nur bei Consorsbank, DeGiro und Onvista online handeln. Bei der Merkur Bank ist der Handel dieser Assetklassen nur telefonisch möglich. Die Comdirect bietet lediglich Options-, aber keinen Futures-­Handel an. Die deutlichsten Beschränkungen hat DeGiro: Laut eigenen Angaben ist auch der Börsenhandel mit Genussscheinen, Fremdwährungsanleihen und Pfandbriefen nicht möglich. Und bei der Onvista Bank ist kein Handel von Fremdwährungsanleihen drin.

An wie vielen Börsenplätzen können Anleger in Echtzeit handeln?

Hier muss man unterscheiden zwischen Inlands- und Auslandsbörsen. Im Inland ermöglichen die meisten Onlinebroker das Traden via Xetra sowie bei allen Regionalbörsen, Tradegate, Gettex und Quotrix in Echtzeit. Wobei ­Tradegate bei Maxblue und bei der Targobank lediglich außerbörslich angeschlossen ist.

Die große Ausnahme in Sachen deutsche Handelsplätze ist DeGiro. Dieser Anbieter ermöglicht nur den Handel an Xetra, Börse Frankfurt und ­Eurex. Andere deutsche Börsenplätze? Fehlanzeige! Dafür bietet DeGiro europaweit außerhalb Deutschlands den Echtzeithandel an 30 Börsen an. Und weltweit kommen weitere 15 hinzu. Das sind wiederum mehr direkt angeschlossene ausländische Handelsplätze als bei vielen anderen Onlinebrokern. So stellen NIBC Direct und Targobank überhaupt keinen Börsenplatz außerhalb Deutschlands zur Verfügung. Die ING offeriert jenseits der deutschen Grenzen in Europa keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb Europas immerhin sechs. Auch die Onvista Bank bietet in Europa außerhalb Deutschlands keinen Handelsplatz an, außerhalb Europas sind es lediglich drei weitere Börsenplätze.

Was kostet eine Aktienorder direkt an der New Yorker Börse?

Auch das ist von Broker zu Broker völlig verschieden. DeGiro ist in diesem Tradingbereich unschlagbar günstig. Unsere Beispielorder an der New York Stock Exchange (NYSE) kostet bei diesem Anbieter unglaublich günstige 0,50 Euro zuzüglich einer Gebühr von 0,004 US-Dollar je gehandelter Aktie. Macht bei 100 gehandelten Aktien und einem Kurs von 1,1146 Dollar je Euro gerade mal 86 Cent. Auch die Onvista Bank und Flatex sind mit 15,00 Euro res­pektive 15,93 Euro - jeweils einschließlich Fremdkosten - bei Ordergrößen von umgerechnet 2.500 Euro günstig.

Bei anderen Anbietern kann unsere 2.500-Euro-Beispielorder an der NYSE dagegen mit allen Fremdkosten schon mal mehr als 80 Euro kosten. Übrigens: Den Handel an der Londoner Börse bietet DeGiro ebenfalls extrem günstig an.

Bieten alle Onlinebroker auch ­außerbörslichen Handel?

Nein, beileibe nicht: DeGiro, Merkur Bank, NIBC Direct und Postbank ermöglichen keinen umfassenden außerbörslichen Handel, der beispielsweise auch den Handel mit Aktien einschließt.

Wo kann man auch am Wochenende außerbörslich handeln?

Das ist laut unserer Umfrage lediglich bei fünf der 15 befragten Anbieter möglich: Comdirect Bank, Consorsbank, Maxblue, Smartbroker und S-Broker. Bei allen anderen Onlinebrokern heißt es am Wochenende rigoros: "Wir haben geschlossen."

Wie viele Wertpapierklassen kann man außerbörslich traden?

Die Onlinebroker, die einen umfassenden außerbörslichen Handel (also auch mit Aktien) offerieren, bieten in vielen Fällen kaum weniger Wertpapierklassen im außerbörslichen Handel als im Börsenhandel. Das Angebot ist mit meist 18 bis 20 handelbaren Wertpapierklassen sehr ansehnlich. Lediglich bei der ING ist das Angebot mit fünf Wertpapierklassen deutlich geringer. Dieser Broker bietet außerbörslich nur den Handel mit deutschen Aktien, Zertifikaten, Optionsscheinen, Aktienanleihen und ETCs an.

Wie sieht es mit den Gebühren bei Teilausführungen aus?

Auch hier ist die Lage von Broker zu Broker völlig verschieden. Während bei ING und S-Broker, dem Onlinebroker der Sparkassen, Teilausführungen auf Xetra, bei Tradegate, deutschen Regionalbörsen und an der New York Stock Exchange immer kostenlos sind - bei S-Broker zudem auch an der London Stock Exchange -, ist dies bei vielen anderen Anbietern nur bei taggleicher Ausführung der Fall. Je nach Börse und Onlinebroker kann es sogar sein, dass jede einzelne Teilausführung wie eine ganz normale Order abgerechnet wird (siehe Übersichtstabelle unten).

Welche Onlinebroker bieten ­sogenannte Robo-Advisor an?

Insgesamt sechs Onlinebroker bieten eine digitale Vermögensverwaltung mittels Robo-Advisor entweder selbst an (Comdirect: "Cominvest", Maxblue: "ROBIN", Targobank: "PIXIT") oder kooperieren mit anderen Robo-Advisors (ING: "Scalable Capital", Smartbroker "LONI", 1822direkt: "Moneyfarm"). Wer dagegen eher auf menschliche Berater setzen möchte: Consorsbank und Merkur Bank bieten eine klassische Wertpapierberatung an. Bei der Merkur Bank ist diese sogar kostenlos, allerdings erst ab Anlagevolumina von 100.000 Euro. Die Postbank dagegen berät laut eigenen Angaben lediglich zu Fonds, das jedoch ebenfalls kostenlos.

Welcher Onlinebroker bietet im zweiten Teil insgesamt das meiste?

Unter dem Strich schnitt im zweiten Teil unseres dreiteiligen Tests die Comdirect Bank am besten von allen 15 untersuchten Onlinebrokern ab. Sie kam in dieser Teilwertung auf 1.176,67 von 1.575 maximal möglichen Punkten. Mit rund 35 Punkten Differenz folgt auf Platz 2 die Consorsbank (1.141,71 Punkte). Und Bronze holte im zweiten Teil unseres Tests mit 1.131,96 Punkten der Smartbroker.

Die Marke von 1.000 Punkten schafften mit Onvista Bank (1.082,07), S-Broker (1.065,08) und Flatex (1.010,17) zudem noch drei weitere Broker (siehe auch Ergebnistabelle unten). Doch das ist lediglich das Ergebnis einer Etappe von dreien.

Und wie sieht der Zwischenstand nach zwei von drei Etappen aus?

Nach zwei Teilwertungen liegt die Comdirect Bank derzeit mit 2.228,93 von maximal möglichen 3.285 Punkten vor der Consorsbank (2.153,70 Punkte). Und der New­comer Smartbroker schafft es auf Anhieb auf Platz 3 mit derzeit 2.042,73 Punkten. Neben diesem Trio gelang nach den ersten beiden Testteilen übrigens keinem weiteren Broker der Sprung über die Marke von 2.000 Punkten. Allerdings haben insgesamt vier Verfolger bisher schon mehr als 1.900 Punkte auf ihrem Konto: Flatex mit 1.922,74 Punkten, 1822direkt (1.914,99 Punkte), Onvista Bank (1.912,44) sowie S-Broker (1.907,56).

In der nächsten Ausgabe dreht sich im letzten Teil des Tests alles um Fonds­handel, um Sparpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate und Aktien sowie um Aus­zahlpläne. Und der Gesamtsieger wird natürlich ebenfalls gekürt.

So wurde getestet


Im Test: 15 Onlinebroker, die in Deutschland aktiv sind. Dabei wurden in 35 Kategorien rund 420 (Unter-)Punkte der Standardkonditionen des jeweiligen Preismodells bewertet.

Bewertung: Insgesamt konnten maximal 4.500 Punkte erzielt werden. Diese verteilten sich wie folgt auf die drei Teile des Tests. Im ersten Teil konnten maximal 1.710 Punkte erzielt werden (siehe Ausgabe 06/2020).

Im zweiten Teil waren maximal 1.575 Punkte drin: Für möglichst viele handelbare Wertpapierklassen, Börsenplätze, Fremdwährungskonten und für außerbörslichen Handel gab es maximal 900 Punkte. Geringe Kosten und Gebühren im Handel an deutschen Regionalbörsen, an der Euwax, der Londoner und der New Yorker Börse, im außerbörslichen Handel sowie auf Tradegate/Gettex brachten zusammen mit möglichst umfassenden Rabattangeboten bis zu 337,50 Punkte. Zudem wurde betrachtet, ob beim Zufluss ausländischer Dividenden, beim HV-Service (Eintritts-/Abstimmungskarten) sowie bei der Umschreibung von Namensaktien Gebühren anfallen. Daneben waren bis zu 337,50 Punkte mit einem möglichst umfassenden Infoangebot, möglichst vielen Wertpapierinformationen, individueller Wertpapierberatung oder einer automatisierten Vermögensanlage (Stichwort "Robo-Advisor") drin.

Im dritten Teil (Ausgabe 8/2020) sind mit Fondshandel, Wertpapierspar- und -auszahlplänen nochmals bis zu 1.215 Punkte möglich. (Details in der nächsten Ausgabe.)