Wie an vielen anderen Weltbörsen standen auch am deutschen Aktienmarkt in den vergangenen Wochen die Kurse zumeist unter Druck. Die Deutsche Bank führt die dabei unter dem Strich eingefahrenen Verluste auf sich verschlechternde finanzielle Rahmenbedingungen zurück, enttäuschende Nachrichten zum weltweiten Wachstum sowie wachsenden politischen Spannungen.

Inmitten der Turbulenzen schlage sich verglichen mit dem HDAX, der sich aus den in den Auswahlindizes DAX, MDAX und TecDAX enthaltenen Werten zusammensetzt, aber ein im Juni 2015 aufgelegter Korb mit Aktien deutscher Unternehmen weiterhin besser. Die darin enthaltenen Favoriten der Analysten der Deutschen Bank wiesen einen Bewertungsabschlag von im Schnitt rund 30 Prozent auf. Konkret wird das erwartete Gewinnwachstum auf rund 15 Prozent beziffert, die durchschnittliche Dividendenrendite auf 1,5 Prozent und das geschätzte KGV auf 15.

Theoretisch könnten Anleger bei den favorisierten Titeln somit mit einem Abschlag einsteigen, obwohl die Aktien gemessen an den hauseigenen Kurszielen der Deutschen Bank im Schnitt ein Potenzial von rund 40 Prozent aufwiesen. Vor diesem Hintergrund könne von einem sehr attraktiven Chance-Risiko-Profil gesprochen werden. Zumal es sich gerade in einem wachstumsarmen Umfeld lohnen sollte auf Titel zu setzen mit vergleichsweise guten Wachstumsaussichten. Denn in so einem Umfeld würden erfahrungsgemäß Wachstumsaktien relativ gut laufen.

Kürzlich aus der Favoritenliste gestrichen wurden die Aktien von Alstria und Stada, neu aufgenommen wurden dafür Hella KGaA (WKN: A13SX2, 35,965 Euro) und Qiagen N.V. (WKN: 901626, 19,952 Euro), die mit Kurszielen von 47 Euro und 28 Euro ausgestattet sind. Daraus errechnen sich Kurspotenziale von 30,7 Prozent und 40,3 Prozent. Klingt nicht schlecht, aber auf den nachfolgenden Seiten stellen wir fünf Aktien aus der Favoritenliste der Deutschen Bank vor, die ebenfalls über sehr viel Kurspotenzial verfügen. Ebenfalls noch in der Liste enthalten sind außerdem Infineon Technologies AG (WKN: 623100, aktueller Kurs: 11,475 Euro, Kursziel: 14,60 Euro) und Compugroup (WKN: 543730, aktueller Kurs: 35,665 Euro, Kursziel: 38,00 Euro).



Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer fünf: Osram Licht AG (WKN: LED400, 38,962 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 03. Februar)



Über das fünfgrößte Kurspotenzial unter der neunköpfigen Deutschland-Favoritenliste der Deutschen Bank verfügt mit Osram ein Unternehmen, das zuletzt seit der vor einige Wochen angekündigten umfassenden strategischen Neuausrichtung sehr kontrovers diskutiert wird. Wie seitdem gefallene Kurse belegen, wird das Vorhaben, sich künftig auf die drei Säulen Opto Semiconductors, Spezialbeleuchtung sowie Lighting Solutions & Systems zu fokussieren, allgemein kritisch gesehen.

Bei der Deutschen Bank sehen die Analysten die Gesellschaft im attraktiven Automobil-LED-Markt aber gut positioniert. Das Unternehmen selbst hatte kürzlich überraschend die Prognose für das laufende Jahr angehoben. Den neuen Vorgaben zufolge rechnet das Management nach einem guten Jahresauftakt jetzt mit einer bereinigten EBITA-Marge von gut acht Prozent. Bisher waren sechs bis sieben Prozent in Aussicht gestellt worden.

Die Deutsche Bank hatte daraufhin das Kursziel für die Osram-Aktie von 52 Euro auf 55 Euro angehoben und die Einstufung auf Kaufen belassen. Mit einer bereinigten Ergebnismarge (Ebitda) von 11,8 Prozent ist die Profitabilität des Lichtspezialisten laut Analyst Uwe Schupp sehr gut ausgefallen, während der Umsatz die Erwartungen erfüllt habe.

Der angehobene Ausblick erscheine angesichts des üblicherweise saisonal starken Jahresauftakts gerechtfertigt. Das höhere Kursziel berücksichtige das zum Verkauf stehende traditionelle Lampengeschäft, so Schupp. Als Risiken verweist er allerdings auf einen Fehlschlag bei der Restrukturierung, einen möglicherweise härteren Wettbewerb und negative Regulierungsbeschlüsse.

Beim Gewinn je Aktie wird für 2016 mit 2,68 Euro kalkuliert und für 2017 mit 2,75 Euro. Daraus ergibt sich für 2017 ein geschätztes KGV von 14,2. Bei der Dividende je Aktie werden derzeit 0,71 Euro und 1,21 Euro angesetzt. Gemessen am genannten Kursziel von 55 Euro errechnet sich ein Kurspotenzial von 41,2 Prozent.



Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer vier: Merck KGaA (WKN: 659990, 77,82 Euro)



Beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck ist in den vergangenen Monaten nicht immer alles ganz nach Wunsch verlaufen. Als Folge davon hat der DAX-Vertreter das im Vorjahr markierte Hoch von 111,25 Euro immer mehr aus dem Blick verloren. Aktuell geht es charttechnisch gesehen eher darum, das Vorjahrestief von 74,90 Euro zu verteidigen, als eine Rückeroberung des Rekordhochs anzuvisieren.

Zu den jüngsten Negativmeldungen zählte unter anderem ein Fehlschlag beim geplanten Krebsmittel Evofosfamide. Auch Deutsche Bank-Analyst Gunnar Romer räumte ein, dass dies für die Forschungs- und Entwicklungsambitionen ein weiterer Rückschlag sei. Er sehe aber weiterhin ein positives Chance/Risiko-Profil im Healthcare- und Life-Science-Bereich. Deswegen bekräftigte Romer auch die bestehende Kaufempfehlung und das Kursziel von 108 Euro. Um die Vorgabe zu erreichen, müsste der Titel ausgehend vom aktuellen Kurs um 38,8 Prozent zulegen.

Um beim zuletzt ausgebremsten Aktienkurs die Trendwende einleiten zu können, wird sich Merck nach der im November 2015 abgeschlossenen Übernahme von Sigma Aldrich vor allem darum kümmern müssen, die Pharmapipeline weiterzuentwickeln. Laut dem Konzernchef stehen in diesem Jahr allerdings keine weiteren großen Übernahmen mehr auf der Agenda. Bestenfalls werde es in dieser Hinsicht einige kleinere, ergänzende technologiebezogene Zukäufe geben. Die Umgestaltung des Portfolios sei größtenteils abgeschlossen. Merck halte aber unverändert nach Möglichkeiten für Partnerschaften und Allianzen Ausschau.

Die Deutsche Bank sieht Merck aber auch so auf einem guten Weg. Die Restrukturierung sei erfolgreich umgesetzt worden, die Unternehmenskultur sei nun auf mehr Wettbewerb getrimmt und anhaltende Anstrengungen würden für einen weiter fortschreitenden Transformationsprozess sprechen. Dazu sollten auch weitere Effizienzverbesserungen beitragen.

Für die Jahre 2014 bis 2017 wird mit einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von durchschnittlich neun Prozent p.a. gerechnet. Bei einem Bewertungsabschlag gegenüber der Konkurrenz von rund 30 Prozent und einem Discount zur eigenen Bewertungshistorie von rund 20 Prozent sei der Titel attraktiv. Basierend auf einem für 2016 erwarteten Gewinn je Aktie von 5,78 Euro ergibt sich ein KGV von 13,5. Die Dividende je Aktie wird bei 1,50 Euro gesehen.



Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer drei: Hornbach Holding AG & Co. KGaA (WKN: 608340, 56,00 Euro)



Schlicht als rundweg enttäuschend muss bei der Baumarktgruppe Hornbach die Kursentwicklung eingestuft werden. Denn obwohl Deutschland als Land der Heimwerker gilt, der Konsum in Deutschland brummt und die Geschäfte neben dem Ausscheiden großer Konkurrenzen auch vom Flüchtlingszustrom begünstigt werden sollte, hat sich die Notiz immer weiter von dem im Vorjahr bei 82,10 Euro aufgestellten Rekordhoch entfernt.

Erklären lässt sich diese schwache Performance mit einer von dem Unternehmen ausgesprochenen Gewinnwarnung. Nachdem sich im dritten Quartal der Periodenüberschuss mit 11,6 Millionen Euro fast halbiert hat, wird für das Gesamtjahr nicht mehr damit gerechnet, den Betriebsgewinn wie zunächst geplant auf Vorjahreshöhe halten zu können. Stattdessen werde das EBIT den Vorjahreswert von 165,1 Millionen Euro um höchstens 15 Prozent unterschreiten.

Ein gemessen am Umfeld erschreckend schwacher Ausblick, der bei einigen Marktteilnehmern Zweifel über die Managementfähigkeiten bei Hornbach aufkommen ließ und generell die Frage provozierte, was möglicherweise sonst bei dem in Familienhand befindlichen Unternehmen schiefzulaufen scheint.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank war die Gewinnwarnung des Baumarkt-Konzerns zum größten und wichtigsten Teil auf die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie und eine Intensivierung der Marketingaktivitäten zurückzuführen. Diese Maßnahmen sollten die langfristige Wachstumsstory des Unternehmens stützen und sollten folglich nicht überbewertet werden. Die Kaufempfehlung wurde ebenso bekräftigt wie das Kursziel von 81 Euro. Diese Zielvorgabe bewegt sich um 44,6 Prozent über den aktuellen Notierungen.

Nach einer Delle im laufenden Jahr und einem Gewinn je Aktie von 4,81 Euro sollen 2016 bereits wieder höhere 5,50 Euro herausspringen und 2017 sogar 6,10 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 9,2. Bei der Dividende je Aktie wird zudem für 2016 bis 2018 mit Sätzen von 1,45, 1,60 und 1,80 Euro kalkuliert.



Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer zwei: SLM Solutions Group (WKN: A11133, 16,51 Euro)



Als große Enttäuschung hat sich aus Anlegersicht wie viele andere Vertreter aus der 3D-Branche bisher die Aktie der SLM Solutions Group erwiesen. Damit bestätigt sich wieder einmal ein an der Börse des Öfteren zu beobachtendes Phänomen, wonach sich Titel aus gefeierten zukunftsträchtigen Branchen schlecht entwickeln. Wie im Fall der Werte aus dem 3D-Sektor hat das mit nicht immer erfüllten Wachstumshoffnungen sowie überhöhten Bewertungen zu tun.

Beim Anbieter metallbasierter additiver Fertigungstechnologie SLM Solutions hat sich das bisher nicht anders verhalten. Wobei es als besondere Enttäuschung zu werten ist, dass selbst die jüngsten Unternehmensnachrichten den Kurs nicht beflügeln konnten. Denn obwohl der 3D-Spezialist im abgelaufenen Geschäftsjahr das eigene Umsatzziel von 55 bis 60 Millionen Euro übertroffen hat und mit 102 Maschinen auch beim Auftragseingang die in Aussicht gestellten 100 Maschinen geschlagen wurde, ging es mit der Notiz anschließend weiter nach unten.

Detaillierten Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2015 gibt es erst am 29. März und ohne neue Impulse dürfte es dem Titel bis dahin schwer fallen, für eine Trendumkehr zu sorgen. Bei der Deutschen Bank lässt man sich aber nicht verunsichern, sondern die zuständigen Analysten sind weiter von den Aussichten des Unternehmens überzeugt, das sich auf die Entwicklung, Montage und den Vertrieb von Maschinen und integrierten Systemlösungen im Bereich des Selektiven Laserschmelzens sowie der Vakuum- und Metallgießanlagen fokussiert hat.

Das Kursziel für die mit einer Kaufempfehlung versehenen Aktie wird auf 27 Euro beziffert - ein Niveau, das sich um 63,5 Prozent über dem aktuellen Notierungen bewegt. Die Zuversicht basiert dabei auf der Annahme von starken Wachstumsraten. So wird beim Umsatz von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von 34 Millionen auf 107 Millionen Euro gerechnet.

Der Gewinn je Aktie soll zudem gleichzeitig in diesem Zeitraum von 0,16 auf 0,79 Euro erhöhen. Das derzeit optisch hohe KGV würde sich auf dieser Basis bei Zielerreichung deutlich moderater gestalten. Zu beachten ist in diesem Fall, dass die Deutsche Bank federführend im Mai 2014 dabei mitgeholfen hat, das Unternehmen im Jahr 2014 an die Börse zu bringen.



Deutschland-Favorit der Deutschen Bank, Nummer eins: MorphoSys AG (WKN: 663200, 41,795 Euro)



Das größte Kurspotenzial in der Deutschen Bank-Favoritenliste für Deutschland rangiert derzeit MorphoSys. Bei einem Kursziel von 81 Euro beläuft sich das Kurspotenzial auf satte 93,7 Prozent. Zu beachten ist bei der Würdigung dieser Zielvorgabe allerdings auch die zuletzt sehr schwache Wertentwicklung dieses Titels. Das Kurspotenzial ist folglich deshalb so groß, weil die Aktie stark gefallen ist und in einem intakten mittelfristigen charttechnischen Abwärtstrend steckt.

Generell handelt es sich bei dem Münchener Biotechunternehmen um eine Anlage, bei der Glück und Pech sehr eng beieinanderliegen können. Dafür sorgt eine klinische Pipeline an firmeneigenen und Partnerprogrammen, die 25 individuelle Antikörperwirkstoffe umfasst, die in mehr als 50 klinischen Studien getestet werden. Das birgt einerseits enormes Potenzial, wird aber auch schnell bestraft, wenn es wie zuletzt mehr negative als positive Überraschungen gibt.

Im laufenden Jahr will Morphosys das eigene Entwicklungsportfolio verbreitern und weiter in die eigene Wirkstoffentwicklung investieren. Möglich sei auch, dass das Unternehmen das ein oder andere Projekt einlizensieren oder dazukaufen werde. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 56 bis 63 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 101 bis 106 Millionen Euro. Das operative Ergebnis EBIT wird zwischen 9-16 Millionen Euro gesehen. Bei Umsatz und Gewinn wird mit keinen Steigerungen gerechnet.

Aus Sicht der Deutschen Bank geht es bei Morphsys in diesem Jahr um eine weitere Reifung der breiten Antikörper-Pipeline. Bei der Würdigung des Unternehmens fokussiert man sich vor allem auf die als attraktiv bezeichnete Pipeline-Story. Der aktuelle Börsenwert sei komplett abgedeckt, so dass sich bei jederzeit denkbaren Forschungserfolgen neues zusätzliches Kurspotenzial ergebe.

Rückschläge seien zwar nie auszuschließen, aber zu dem genannten Kursziel von 81 Euro komme man, wenn man bis zum Jahr 2036 eine diskontierte Cash-Flow-Berechnung anstelle. Ein Blick in die Zukunft ist dabei auch deshalb nötig, weil auch auf Basis der Ergebnisprognosen der Deutschen Bank für 2016 und 2017 noch Verluste von 1,95 und 2,18 Euro je Aktie zu Buche stehen dürften. Beim Umsatz wird nach geschätzten 105 Millionen Euro für 2015 zudem für das laufende und das kommende Jahr mit tieferen Werten von 47 und 49 Millionen Euro gerechnet.