Herr Stern, der traditionsbewussten Schweizer Uhrenindustrie steht neue Konkurrenz ins Haus: Apple steht offenbar kurz vor der Einführung der Apple-Watch. In den 70er Jahren haben die damals aufkommenden Quartz-Uhren die Schweizer Uhrenindustrie schon ein Mal an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Wiederholt sich die Geschichte jetzt?

Thierry Stern: Wir sehen da überhaupt kein Problem, jedenfalls nicht im hochpreisigen Segment. Die Uhr ist schön, aber nicht wirklich neu. Von daher bin ich eher etwas traurig.

Traurig?

Ja. Ich bin selbst ein großer Apple-Fan und nutze das iPhone und das iPad sehr gerne. Was nun die Apple Watch angeht, kenne ich sie bislang zwar nur aus der Presse, aber ganz ehrlich: ich bin ein bisschen enttäuscht. Apples Designer Johnny Ive hat gesagt, die Schweizer Uhrenindustrie müsse sich wegen des Designs der Apple Watch schwer in Acht nehmen. Sorry, aber die Apple Watch macht uns gar nicht Bange. Meinen persönlichen Geschmack trifft die Apple Watch jedenfalls nicht.

Aber abgesehen vom Design...

... ist die Apple Watch eine schöne Sache, denn Dank Apple wird es für junge Leute wieder selbstverständlicher, eine Uhr am Handgelenk zu tragen. Mit steigendem Alter werden sie sich dann etwas Schöneres für Ihr Handgelenk wünschen.

Werden Sie sich eine Apple Watch kaufen?

Ja natürlich, warum nicht. Aber nicht eine Uhr aus der ersten Generation.

Weil das Konzept noch nicht ausgereift ist?

Nein. Damit alle Funktionen der Apple Watch genutzt werden können, brauchen Sie ein iPhone. Diesen Zwang mag ich nicht so gern. Apple ist ein absolutes Top-Unternehmen mit Top-Leuten. Aber es geht Ihnen nur darum, Geld zu verdienen. Sie haben keine Leidenschaft für Uhren. Daher werde ich wohl bis zur zweiten oder dritten Generation der Apple Watch warten.

Wie viele Uhren wird Patek 2015 produzieren?

Wir erwarten etwa eine Produktion auf dem Niveau dieses Jahres von insgesamt rund 55.000 Uhren. Wissen Sie, unsere Strategie ist nicht auf Sicht von drei, vier oder fünf Jahren ausgerichtet. Wir denken eher darüber nach, wo wir in zehn Jahren stehen, in 20 oder 25 Jahren.

Und wie viele Uhren werden Sie in 20, 25 Jahren produzieren?

Vielleicht 57.000, vielleicht 58.000, vielleicht 60.000. Mal schauen.