Grund dafür ist der im Durchschnitt auf 1,8 (2015: 2,5) Prozent gesunkene Rechnungszins, der den Verpflichtungen zugrunde liegt, wie aus der am Dienstag in Frankfurt vorgestellten Studie hervorgeht. Je niedriger er ist, desto mehr Geld müssen die Unternehmen zurücklegen, um die Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter zahlen zu können. Vor neun Jahren lagen die Verpflichtungen noch bei weniger als 200 Milliarden Euro.

Die hohen Renditen auf die Kapitalanlagen, mit denen die Pensionsverpflichtungen zum Teil unterlegt sind, konnten diesen Effekt nicht ganz wettmachen. Die Unternehmen erwirtschafteten mit den Pensionsvermögen 22 Milliarden Euro - eine Rendite von 9,3 Prozent. Sie profitierten von steigenden Aktienkursen, aber auch davon, dass sie einen wachsenden Anteil der Gelder in alternative Anlageformen wie Infrastruktur und Private Equity stecken. Letztere machen mit 23 Prozent inzwischen einen größeren Anteil aus als Aktien (22 Prozent). Das geht zu Lasten von Anleihen und anderen festverzinslichen Wertpapieren, deren Anteil kontinuierlich sinkt.

Zudem steckten die Dax-Unternehmen 10,5 Milliarden Euro zusätzlich in die Pensionsvermögen. Der Stuttgarter Autobauer Daimler allein stockte seinen Topf um 2,4 Milliarden Euro auf - großenteils durch die Übertragung seines Anteils an den Partnern Renault und Nissan. Die Pensionsvermögen wuchsen insgesamt um 5,7 Prozent auf 249 Milliarden Euro. Allerdings haben die Dax-Konzerne im Schnitt nur für 63 (2015: 65) Prozent ihrer Zusagen tatsächlich Geld zurückgelegt, wie es in angelsächsischen Ländern Pflicht ist. Der Rest ist durch Rückstellungen in der Bilanz abgesichert.

Angesichts steigender Zinsen in den USA dürfte sich die Lage in diesem Jahr etwas verbessern, sagte Towers-Watson-Betriebsrenten-Expertin Heinke Conrads. "Man kann damit rechnen, dass sich der Rechungszins entspannt." Derzeit liege er bei 2,1 Prozent.

Vom jüngst beschlossenen Betriebsrenten-Stärkungsgesetz, mit dem die Bundesregierung die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge fördern will, versprechen sich nur wenige Firmen einen Fortschritt. Nach einer Umfrage von Towers Watson wollen zwei Drittel von ihnen nichts ändern. Nur 23 Prozent wollen die Möglichkeit nutzen, das System auf eine reine Beitragszusage ohne Garantien umzustellen, das sie von der Pflicht befreit, notfalls Geld nachzuschießen. Gleichzeitig sei den Mitarbeitern die Sicherheit ihrer Pensionszusage wichtiger als ein möglichst hoher Ertrag, sagte Towers-Watson-Experte Thomas Jasper. Für Unternehmen, die auf Garantien verzichten wollen, sei das "eine große kommunikative Herausforderung".

rtr