Sind natürliche Begabungen erforderlich? Oder kann jeder Mensch ohne jegliche Markterfahrung gewinnbringend investieren? Ein Experiment beantwortete diese Frage. In den 1980er-Jahren stattete der Rohstoffhändler Richard Dennis Personen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und Beruf mit Kapital aus. Sie sollten einfach sein System anwenden. Es folgt strengen technischen Regeln und lässt sich am besten mit "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" beschreiben.
Die Teilnehmer des Experiments, auch als "Turtle-Trader" bekannt, erzielten zweistellige Renditen. Dennis hatte vor dem Experiment behauptet, sein System könne "Gewinner züchten wie Singapur Schildkröten".
Recherche braucht es nicht
Peter Meister beschäftigt sich seit dem Jahr 1995 intensiv mit Handelssystemen und hat über 100 getestet: "Das Trendfolgesystem erwies sich langfristig als am erfolgreichsten." Es ist nicht allzu kompliziert: Technische Signale zeigen Einstiegs- und Verkaufszeitpunkte an. Umsatzentwicklung, Cashflow, Dividendenrendite oder Kurs-Gewinn-Verhältnis spielen keine Rolle. Die Zeit für Recherche lässt sich sparen. Ein weiteres Plus: Das Trendfolgesystem verhindert emotionale Anlage- entscheidungen.
"Es geht in erster Linie um den Preis einer Aktie", erklärt Meister. "Ein Allzeithoch ist ein klares Kaufsignal. Geht ein Aktienkurs dagegen seitwärts beziehungsweise zeigt Ermüdungserscheinungen, rät das System zum Verkauf." Meister hat das Trendfolgesystem aus den 80er-Jahren weiterentwickelt und Stiftungen angeboten. "Seit 2012 hat es im Schnitt pro Jahr zwölf Prozent erzielt", sagt er. Der Track Record überzeugte auch die Vermögensgesellschaft Plutos AG. Sie übertrug Meister 2020 die Verantwortung für den seinerzeit noch als Mischfonds konzipierten Plutos - T-Vest Fund.
Der neue Manager stellte den Fonds ganz auf Aktien um. Doch die Corona-Krise sorgte zunächst für überproportionale Verluste. "Im März löste der Trendfolgeansatz viele Verkaufssignale für die neu erworbenen Aktien aus", berichtet Meister. Seit Anfang des Jahres spielt der Fonds jedoch seine Stärke aus. Mit einem Plus von mehr als 16 Prozent schlägt er den DAX um zwei Prozentpunkte.
Die Datenbank umfasst aktuell 1200 internationale Aktien. Jeden Abend gegen 22 Uhr speist der Fondsmanager die Schlusskurse ein. Am kommenden Morgen gibt ihm das System an, wie er investieren soll. Im August beispielsweise riet es zum Verkauf von Ageas, Accor und Activision Blizzard. Nach Vorgaben des Systems wurden All for one Steeb, Accenture und Ameren aufgestockt. Adobe wurde neu in das rund 60 Werte umfassende Portfolio aufgenommen. Aktuell ist der Fondsmanager dabei, sein Anlageuniversum zu erweitern. "Gut möglich, dass Unternehmen, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen oder im Bereich künstlicher Intelligenz unterwegs sind, vor einem Superzyklus stehen", sagt Meister.
Seit Jahresanfang verzeichnet der Fonds deutliche Mittelzuflüsse. Der Fokus liegt auf inter nationalen Aktien. Für Anleger, die langfristig investiert bleiben wollen. Empfehlung: Kaufen