Präsident Francois Hollande zeigte sich überzeugt, dass es sich um einen terroristischen Angriff handelte. Die Staatsanwaltschaft leitete Terrorermittlungen ein. Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat umgehend für sich.

Der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, wollte zunächst keine Angaben zum Hintergrund machen, erklärte aber, die Polizisten seien gezielt angegriffen worden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es einen weiteren Angreifer gegeben habe. Die Ermittlungen liefen.

Kurz nach 21.00 Uhr habe ein Auto neben einem parkenden Polizeiwagen gehalten, schilderte Brandet die Tat. Dann sei das Feuer auf die Beamten eröffnet worden. "Ein Mann sprang aus dem Wagen und schoss mit einer Kalaschnikoff auf den Polizisten", berichtete ein Augenzeuge. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei forderte die Pariser auf, sich vom Tatort fernzuhalten. Zum Zeitpunkt der Tat waren viele Menschen auf den auch bei Touristen beliebten Champs Elysees unterwegs.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Täter sei identifiziert worden, nannte aber aus ermittlungstaktischen Gründen keine Details. Die Polizei durchsuchte ein Haus im Osten von Paris, wo er gewohnt haben soll. Aus Polizeikreisen verlautete, der Mann sei den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen. Fernsehsender berichteten, es handele sich um einen 39-jährigen Franzosen, der bereits mehrere Gewalttaten begangen habe. Der IS erklärte über die ihr nahe stehende Agentur Amak, der Täter sei ein Belgier mit Namen Abu Yousif.

HOLLANDE: ES WIRD ALLES FÜR SICHERHEIT WÄHREND WAHL GETAN



Hollande berief für Freitagmorgen sein Sicherheitskabinett ein. Bei der bevorstehenden Präsidentenwahl werde für äußerste Sicherheit gesorgt, versprach er. Innenminister Matthias Fekl erklärte, der Einsatz der Polizisten habe ein Massaker verhindert: "Sie haben ein Blutbad auf den Champs Elysees abgewendet". Nach zahlreichen islamistisch motivierten Anschlägen gilt in Frankreich noch immer der Ausnahmezustand.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kondolierte Hollande. Ihr Mitgefühl gelte den Opfern und ihren Familien, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter mit.

Der Angriff ereignete sich zeitgleich mit der letzten TV-Sendung mit allen elf Kandidaten, die am Sonntag in der ersten Runde der Präsidentenwahl antreten. Die Stichwahl ist für den 7. Mai angesetzt. Der konservative Bewerber Francois Fillon sprach sich dafür aus, als Reaktion auf den Anschlag geplante Wahlkampfveranstaltungen abzusagen.

Die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen vom Front National erklärte, die Tat zeige erneut, dass nicht alles getan werde, um die Menschen zu schützen. "Ich möchte nicht, dass wir uns an den islamistischen Terror gewöhnen", sagte sie dem Sender France 2. Umfragen zufolge hat Le Pen guten Chancen, neben dem linksliberalen Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron in die zweite Wahlrunde einzuziehen. Macron zeigte sich betroffen und sagte, wichtigste Aufgabe des Präsidenten sei es, die Bürger zu schützen. Der Bewerber der Linken, Jean-Luc Melenchon, sagte, man dürfe sich der Gewalt nicht beugen oder in Panik verfallen.

In den vergangenen beiden Jahren sind in Frankreich mehr als 230 Menschen bei Anschlägen ums Leben gekommen. Erst in dieser Woche wurden in Marseille zwei Männer festgenommen, die den Ermittlungen zufolge einen Anschlag vor der Wahl planten. Zudem wurden in einer Wohnung ein Maschinengewehr, zwei Pistolen, drei Kilogramm Sprengstoff und dschihadistisches Propagandamaterial gefunden.

rtr